Macho Man: Roman (German Edition)
Na dann ... Ich hatte nur, als sie mich so angefasst hat, da hatte ich den Eindruck, dass ... aber dann eben nicht. Na gut.«
»Du bist eifersüchtig.«
»Ich? Nein, haha, das ... Nein. Wenn das die türkische Art ist... Dann war das halt ein kulturelles Missverständnis. Tja, gut, dass wir gesprochen haben.«
»Du bist eifersüchtig.«
»Ach Quatsch... Naja... Gut, ein bisschen.«
»Ein bisschen.«
»Okay: Ja, ich bin eifersüchtig. Zufrieden?«
Eifersucht ist ein normales menschliches Gefühl. Wir unterscheiden uns eigentlich nur im Umgang damit: Als emanzipierter deutscher Mann schämt man sich für seine Besitzansprüche, als Türke haut man den Konkurrenten eine runter.
Wir emanzipierten deutschen Männer sind echt die ärmsten Säue: Es ist doch schon scheiße genug, wenn man eifersüchtig ist – aber dann muss man sich auch noch dafür schämen. Es ist unglaublich anstrengend, wenn man ein guter Mensch sein will.
In meiner letzten Beziehung habe ich meiner Freundin immer die Freiheit zugestanden, sich auch mal mit einem anderen Mann zu treffen. Die Gespräche danach hörten sich etwa so an:
»Und – wie ist er so, der Jan?«
»Er ist ein Langweiler.«
»Aha. Und wenn er ein Langweiler ist, warum triffst du dich mit ihm?«
»Nur so. Wir reden über alte Zeiten.«
»Oh, und wie waren die so, eure alten Zeiten?«
»Langweilig.«
»Also du redest mit einem Langweiler über langweilige Zeiten.«
»Genau.«
»Gut.«
Natürlich haben wir beide gelogen. Sie fand den Langweiler Jan eigentlich überhaupt nicht langweilig. Und ich fand es auch nicht gut. Im Gegenteil, Jan hatte reichlich Muskeln und löste bei mir Minderwertigkeitskomplexe aus. In meiner Phantasie habe ich mich dann gerächt, indem ich Popstar wurde und einen Hit schrieb, in dem es darum ging, dass Jan nur einen Hoden besitzt und es sich bei diesem auch noch um einen Wanderhoden handelt ... Wenn man von Eifersucht zerfressen zu Hause sitzt und wartet, dass seine Freundin endlich nach Hause kommt, dann hat man halt seltsame Ideen. Obwohl, der Refrain war eigentlich gar nicht schlecht:
Es geht ein Ei auf Wanderschaft
Im Körper hin und her
Jan hat zwar reichlich Muskelkraft
Doch ist sein Säcklein leer.
Meine Phantasie ging dann so weiter: Das Lied wird Nummer eins und Jan in ganz Deutschland zum Gespött – sodass er schließlich keine andere Möglichkeit sieht als auszuwandern; meine Freundin kehrt zu mir zurück, aber ich bin inzwischen mit Penelope Cruz zusammen, die bei dem Lied meine Duett-Partnerin war; schließlich ziehen wir zu dritt in ein Märchenschloss auf Rügen, wo wir in einem Whirlpool wilden animalischen Sex haben... Also eine ganz normale Eifersuchtsphantasie.
»Äh, Mark, du meinst also, Aylin macht das immer. Dass sie so ... körperlich mit anderen ist?«
»Ja.«
»Das heißt, wenn ich mit Aylin lebe, muss ich mir jahrelang angucken, wie sie an anderen Männern rumfummelt?«
»Naja, rumfummeln ist vielleicht das falsche Wort...«
In diesem Moment sehe ich, wie Aylin einem Kellner den Nacken massiert. Mein Magen verkrampft zu einem einzigen Klumpen. Am liebsten würde ich zu dem Kellner hingehen und eine Prügelei anfangen.
Mit dieser Idee bin ich aber äußerst unzufrieden. Mein Unterbewusstsein soll sich gefälligst dem intellektuellen Niveau meines Bewusstseins anpassen. Wozu habe ich drei Bücher des Dalai Lama gelesen, wenn sich meine Instinkte auf dem Level eines Halbzeit-Interviews mit Lukas Podolski befinden?!
»Daniel?« »Ja?!«
»Du knurrst.«
»Was?«
»Du knurrst.«
»Wie, ich knurre?«
»Du knurrst. Wie ein Hund, bevor er zubeißt.«
»Ich knurre doch nicht.«
»Aber eben, als du Aylin und den Kellner angestarrt hast.«
»Ich habe geknurrt?«
»Jep.«
»Tja... Dübndüdüüü...«
Das darf ja wohl nicht wahr sein! Vor zwei Monaten habe ich das Buch Die Liebe ist das Kind der Freiheit gelesen, und jetzt knurre ich beim Anblick einer Nackenmassage.
»Weißt du was, Daniel?«
»Hm?«
»Türkische Frauen mögen es, wenn Männer eifersüchtig sind.«
»Wirklich?«
»Ja, das sehen sie als Zeichen von Liebe.«
»Nicht als Zeichen von Arschlochsein?«
»Nein. Du kannst einfach zu ihr hingehen und sagen: ›Baby, wir sind jetzt ein Paar, so läuft das nicht.‹«
»Aber wir haben uns gerade zweimal geküsst. Ich weiß nicht mal, ob wir ein Paar sind.«
»Sie wird das verstehen. Sie ist Türkin.«
»Aber ich bin nicht Sean Penn.«
»Daniel. Es stört dich doch. Also
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