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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergessen Sie Ihre Papiere nicht.«
    »Danke.«
    »Gern, Sir! Trinken Sie auf keinen Fall in der Stadt Wasser! Nehmen Sie sich aus der Kantine etwas zu trinken mit. Oder kaufen Sie eine Flasche Bier. Aber trinken Sie auf keinen Fall Wasser in der Stadt!«
    Ich suchte wieder nach Papauskas. Er kauerte vor einem kräftigen, großen, schwarzhaarigen Mädchen, das aussah wie die Prinzessin Anastassija aus dem Zeichentrickfilm über Rasputin. Lippen, als hätte sie gerade jemanden als Bastard beschimpft. Asymmetrische, sinnliche Augen.
    »Darf ich vorstellen. Das ist Brigitta. Sie kommt aus Belgien.«
    »Habt ihr nicht Lust, mit in die Stadt zu fahren? Ich habe rausbekommen, wo ein buddhistisches Kloster ist.«
    »Wenn du wüsstest, wie viele buddhistische Klöster ich in meinem Leben schon gesehen habe!«
    »Du willst also nicht mit?«
    »Guck dir doch dieses Mädchen an! Vielleicht trinken wir Bier? Im Kühlschrank steht kostenloses Bier. In ganzen Packs. Extra für die Delegierten. Nimm, so viel du willst!«
    »So ein Mist! Und ich hatte gehofft, dass in einem islamischen Land ...«
    »Das ist doch für die Delegierten. Kostenlos! Na?«
    »Irgendwie ist mir das peinlich. Betrunken – in ein Kloster ...«
    »Was hat das Kloster damit zu tun? Na, komm schon! Eine Dose für jeden, ja?«
    »Ich hab wirklich keine Lust.«
    Brigitta winkte mir zu. Im Zimmer zog ich mir die Strandsandalen an. Nach kurzem Nachdenken holte ich mein Lieblings-T-Shirt mit dem Tarnmuster aus dem Rucksack. Die Ärmel bedeckten nicht einmal ein Drittel meiner Tätowierungen.
    Das Kongress-Center war mit einer drei Meter hohen Betonmauer umgeben. Vor dem Tor spazierte ein Polizist in Uniform auf und ab. Als er mich erblickte, lächelte er.
    »Guten Morgen, Sir! Wollen Sie spazieren gehen? Woher kommen Sie? Amerikaner?«
    »Nein, Russe. Aus Russland.«
    »Oh! Ich habe von einem solchen Land gehört! Einen schönen Spaziergang, Sir!«
    Gleich hinter dem Tor begann die zwölfspurige Straße. Konzentriert schlichen die falsch links fahrenden Autos an mir vorbei. Es war staubig, schwül und sehr laut. Ich zündete mir eine Zigarette an, sah mich um, wischte mir das Gesicht mit einem Tuch ab und warf die Zigarette weg. Ich dachte darüber nach, ob es auf der Welt eine fünfhundertprozentige Luftfeuchtigkeit geben könnte.
    Die winzigen Malaien verlangsamten ihren Schritt und glotzten in mein europäisches Gesicht. Sie waren adrett und sehr trocken.
    Die versprochenen Jeepneys sahen aus, als ob gleich um die Ecke ein Film über Indiana Jones gedreht würde. Der Schweiß lief mir in die Augen. Ich ging zum Rand des Bürgersteigs und winkte. Ein kleiner Bus vollführte eine scharfe Wendung und bremste.
    »Kann ich mit Ihnen zum Distrikt Mandalujong fahren?«
    »I don‘t speak English, Sir ...«
    »Mandalujong! Distrikt Mandalujong!«
    »Oh! Yes! Mandalujong? Yes, yes!«
    Ich versuchte, mich ins überfüllte Innere zu zwängen. Die Passagiere begannen entrüstet zu brabbeln. Als Weißem stand mir der Platz vorn, neben dem Fahrer, zu.
    Abgesehen von der Windschutzscheibe gab es in dem Bus kein einziges Fenster. Außen war er mit Leuchtfarben bemalt und mit Girlanden behängt. Innen standen harte Bänke ohne Polster. Aus den Wänden ragten schartige, rostige Nägel. Der Fahrer reichte mit seinen winzigen Füßen kaum bis zu den Pedalen. Um nicht an den Auspuffgasen zu ersticken, presste er den Rand eines um den Kopf gewickelten Tuchs zwischen die Zähne.
    Die Staus schienen endlos. Falls die Malaien jemals gewusst haben, was Verkehrsregeln sind, so musste das lange her sein. Die Passagiere sprangen in voller Fahrt aus den Jeepneys. Die Fußgänger liefen über die Fahrbahn und wichen geschickt den fahrenden Autos aus.
    Ich versuchte, auf der Karte zu verfolgen, wohin wir fuhren. Gab es dann auf. Manchmal rauchte ich eine Zigarette. Der Fahrer beachtete mich nicht.
    Kuala Lumpur erinnerte an eine Datschensiedlung, durch die man einen verrückten Highway gelegt hat. Die Häuser hatten höchstens vier Stockwerke. Bei ihrem Anblick fielen mir sofort mehrere alte Witze vom Liliputaner im Lift ein. Über die Straße fuhren solide japanische Autos, aber alles alte Modelle. Die malaiischen Kinder hatten sie ihren zerstreuten Eltern stibitzt.
    Dann war ich es leid zu fahren. Ich stieg aus, schaute mich um und ging zu Fuß durch ein paar Viertel. Alles ringsum war staubig und von der unerträglichen Sonne ausgebleicht.
    Ich beschloss, einige Dollars zu tauschen, und

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