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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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gegeben, da war ich in der Zeitung geschätzt worden. Jetzt rannten die Kollegen schleunigst in ihre Büros, wenn sie mich nur von weitem sahen. Kam ich nüchtern in die Redaktion, machten sie sich Sorgen und fragten, was passiert sei. Telefongespräche liefen seit langem nach folgendem Schema ab:
    »Wie geht‘s? Sollen wir uns mal treffen?«
    »Ich hab kein Geld.«
    »Wir wollen uns ja auch keinen ansaufen.«
    Und natürlich die Scheidung. Naja, was hätte ich auch sonst erwarten sollen? In den letzten Monaten hatten sich die Kontakte zu meiner Frau darauf beschränkt, dass sie meine Unterhosen wusch. Immer öfter musste sie dabei Lippenstift herauswaschen. Entsprechend lausig war unsere Beziehung geworden. Tja.
    Ich kam auf eine staubige Kreuzung. Der Karte nach musste der Fluss irgendwo hier vorbeifließen. Ich schaute lange umher und schlenderte dann durch schmierige Gassen. Dann tauchte der Fluss auf. Von einem Ufer zum anderen war eine Hängematte gespannt. Den Hintern herausgestreckt, lag jemand darin und schlief. Als ich den Fluss überquerte, sah ich über den Dächern eine Pagode.
    Das buddhistische Kloster Sumbun sah aus wie eine Disneyland-Attraktion. Zu bunt und zu schmuck. Chinesische Laternen, ein Beet mit farbenfrohen Blumen. Die Wände des Klosters waren im Wechsel mit roten und gelben Ziegelsteinen gemauert.
    Ringsum keine Menschenseele. Ich stieg eine Treppe mit einem breiten Marmorgeländer hinauf. Vom Dach herunter ragten bunte Drachen. Sie hatten die dummen Schnauzen von russischen Wunderpferdchen. Unter dem Vordach schien der steinerne Fußboden sogar etwas kühl.
    Ich trat auf die massive Tür zu, die mich um meine doppelte Körperlänge überragte, und versuchte, sie zu öffnen. Verschlossen. Ich klopfte. Dann klopfte ich lauter. Fast hätte ich mir die Faust aufgeschlagen. Neben der Tür stand eine grüne Schultafel, die mit Kreide voll geschrieben war. Vielleicht standen darauf die Öffnungszeiten des Klosters, aber leider kann ich überhaupt kein Malaiisch lesen.
    Ich stieg wieder auf die erhitzte Straße hinunter und versuchte, um das Kloster herumzugehen. Auf den Zehenspitzen stehend, sah ich durch ein achteckiges Fenster. Von innen war es mit etwas Grauem abgedeckt. Auf der Rückseite des Klosters saß, an die Mauer gelehnt, ein gewaltiger steinerner Buddha. Die Hände ordentlich im Schoß zusammengelegt. Die Ohrläppchen der herunterhängenden Ohren auf den Schultern liegend.
    Ich rauchte eine Zigarette. Es herrschte Totenstille. Der Erleuchtete hatte die Augen fest zusammengekniffen. Die steinernen Wimpern pressten sich tief in die Unterlider. Passanten, bitte leise Vorbeigehen, wecken Sie den Buddha nicht auf. Als ich wieder auf den Platz mit der Moschee zurückgekehrt war, wurde es schon dunkel. Höchste Zeit fürs Abendessen. Ich zählte mein Geld. An jeder Ecke standen Garküchen, um die sich die Einheimischen laut schmatzend drängten. Während ich vorbeischlenderte, sah ich aufmerksam hin, was sie eigentlich aßen. An einer Garküche bot man mir eine in Cola-Becher abgefüllte braune Masse an. Dem Aussehen nach erinnerte sie an Menschenaugen im eigenen Saft. An der nächsten Kehre handelte ein hagerer Malaie mit kleinen Schaschliks, die aus noch nicht flüggen, auf Stöckchen gespießten Vogeljungen bestanden. Das größte von ihnen war etwa so lang wie mein großer Zeh.
    In einem Seitengässchen leuchteten die Buchstaben »BAR«. Türen hatte das Lokal keine. Unter der Decke drehte sich ein Ventilator. An den Plastiktischen saßen schweigend und reglos die Einheimischen. Niemand aß etwas.
    »Kann ich die Speisekarte sehen?«
    »Speisekarte? Was ist das?«
    »Ich will essen. Verstehen Sie? Haben Sie etwas zu essen? Verstehen Sie?«
    »Wir haben Letschong. Und Adobo.«
    »Was ist das? Ist das Fleisch?«
    »Was wollen Sie? Wollen Sie essen?«
    »Ja. Yes. Verstehen Sie? Ich. Will. Essen.«
    »Haben Sie malaiisches Geld?«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie Platz, Sir. Ich bringe sofort alles.«
    Der Wirt verschwand in den Tiefen seines Lokals. Ich setzte mich unter den Ventilator. Die Malaien drehten synchron ihre Köpfe nach mir um. In Petersburg wäre mir derart viel Aufmerksamkeit nur zuteil geworden, wenn ich mir auf der Stirn eine behaarte weibliche Titte hätte wachsen lassen.
    Gleich mehrere Kellner auf einmal servierten mir die Speisen. Ihre Hemden waren schmutzig. Ihre Hände auch. Mehrere kleine Teller mit Fleischstückchen, Reis, giftgrünen Schoten und dünnem braunem Brei

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