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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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tauchten vor mir auf. Zuletzt erschien ein großer, bestimmt zwei Liter fassender Krug Bier. »Acht Ringgit.«
    »Was ist das?«
    »Das ist Bier.«
    »Habe ich Bier bestellt?«
    »Das ist kaltes malaiisches Bier.«
    »Ich trinke keinen Alkohol mehr.«
    »Wie, Sir? Ich verstehe nicht.«
    »ICH HABE KEIN BIER BESTELLT!«
    »Wie, Sir? Acht Ringgit. Haben Sie malaiisches Geld? Ich kann auch Dollar nehmen. Haben Sie Dollar?«
    Die Malaien sahen mich an, die Münder halb geöffnet. Ihre Zähne standen weit vor. Man bekam Lust, die Manschetten aufzukrempeln und ein fröhliches Liedchen darauf zu klimpern.
    Der Wirt beugte sich vor und schaute mir ins Gesicht. »Scheiße!«
    »Wollen Sie nicht bezahlen?«
    »Okay. Wenn es so ist – Scheiße! Ich bezahle Ihr Bier. Es ist doch kalt?«
    »Ja, Sir. Kaltes malaiisches Bier.«
    »Ich bezahle es. Aber nur das eine. Verstehen Sie? ICH TRINKE KEINEN ALKOHOL MEHR! Verstehen Sie? Understand? Ich trinke nur das eine Bier! Nicht mehr! Ein! Kaltes! Bier!« Ich nahm den ersten großen Schluck.
    3
    D er Morgen begann damit, dass ich zur Toilette schlurfte und mich übergeben musste. Im Klobecken gluckerte schwarzes, von Rum durchtränktes, halb verdautes Fleisch. Ich musste mich mehrere Male übergeben. Wissen Sie, was eine Tube fühlt, in der fast keine Zahnpasta mehr ist?
    Der Italiener war nicht im Zimmer. Neben dem Bett lagen meine Jeans von gestern. Sie waren bis hinauf zum Hosenlatz mit gelbem Schmutz verschmiert. Ich blieb eine Weile liegen, trank dann etwas Wasser, ging zurück in die Toilette und musste wieder brechen.
    Erst zum Mittagessen schleppte ich mich nach draußen. Der geschundene Gaumen schmerzte. Auf der Zunge spürte ich den Geschmack von Erbrochenem und Alkohol – als wäre jemand gestorben, und ich hätte ihn gegessen. Auch der Magen tat weh. Ich fiel in einen Liegestuhl. Meine Arme erinnerten an den Hochzeitstanz der Krabben. Die verliebten Krabben verloren die Köpfe. Die ungewaschenen Augen brannten.
    Dann fand mich Papauskas. Neben ihm her ging Brigitta von gestern.
    »Wieso bist du nicht zur Eröffnung gekommen?«
    »Äh – wie soll ich sagen?«
    »Hast du verschlafen? Brigitta und ich haben dich gestern den ganzen Abend gesucht.«
    »Wenn du einen Rat haben willst, trink niemals den hiesigen Rum. Nein, kann man so nicht sagen, dass ich verschlafen habe.«
    Papauskas kniff die Augen zusammen und betrachtete mich. »Ist dir übel?«
    »Kotzelend.«
    »Wo warst du?«
    »Willst du auch dahin? Ich rate dir ab.«
    Er stand zusammen mit Brigitta über mir, beide rauchten. Ich dachte, wenn ich hier jetzt wieder kotzen muss, ist das ziemlich peinlich. Über den Weg krabbelte ein riesiger Falter mit dicken, zottigen Beinen. Wäre es ein Mädchen gewesen, hätte es im Leben keinen Mann abgekriegt.
    Dann wurden alle in die Kantine gerufen. Wieso schleppte ich mich eigentlich dorthin?
    Auf dem Tisch standen Teller mit fettem Fleisch. Es war auf grünen Blättern zu einem Berg aufgetürmt und duftete. Außerdem gab es klein geschnittenes Obst und einen flachen Korb mit so etwas Ähnlichem wie großen Moosbeeren.
    »Ein widerlicher Morgen.«
    »Ja? Ich finde ihn gar nicht so schlecht. Sonne – und überhaupt ...«
    »Ein Scheißdreck ist diese Sonne.«
    »Komm her, trink ein Bier.«
    »Jetzt nicht. Ich möchte wenigstens fünfzehn Minuten lang mal nicht kotzen müssen.«
    Ein paar Tische weiter saß Papauskas‘ Lama. Er trug einen weinroten Mönchsumhang, unter dem ein T-Shirt mit der Aufschrift »Nike« hervorsah. Er aß zu Ende, wischte sich die Lippen ab und kam zu uns. Ich dachte, es wäre nicht schlecht, aufzustehen.
    Der Lama klopfte mir auf den Rücken. Sein Englisch war fast akzentfrei.
    »Wie gefällt Ihnen der Kongress?«
    »Eine ausgesprochen fesselnde Veranstaltung.«
    »Sie werden darüber schreiben?«
    »Natürlich! Ich ströme über vor Eindrücken!«
    Er lächelte wieder und blickte mich aufmerksam an.
    »Ist mit Ihnen etwas nicht in Ordnung?«
    »Alles bestens. Ich habe mich nur vergiftet. In der Stadt ist das Wasser sehr schlecht.«
    »Brauchen Sie Tabletten?«
    »Danke. Das geht vorüber.«
    »Man hat mir gesagt, Sie wollen Buddhist werden?«
    »Ja. Das will ich.«
    »Eine richtige Entscheidung! Ich würde mich freuen, mit Ihnen über diese Religion zu sprechen.«
    »Danke.«
    »Meditieren Sie?«
    »Wissen Sie, ich habe erst ganz kürzlich beschlossen, Buddhist zu werden.«
    »Gut. Das ist sehr gut. Sie werden noch vieles begreifen. Der Buddhismus ist

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