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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Herde von Nashörnern galoppiert unter dem Saum seiner Kutte hervor – ob sie sie wohl gleichzeitig oder hintereinander vergewaltigt hatten? – schwarzes Entsetzen schaute mir in die Pupillen. Eins der Mädchen sagte mir danach, dass sie noch nie eine solche Leidenschaft erlebt hätte. Ich fühlte nur Schuld. Ich hatte kein Recht, DARAN zu denken. Aber ich dachte trotzdem daran. Ein anderes Mal bat Karina mich, mit ihr zur Show der Gruppe »Unfall« zu gehen. Das Konzert hatte Ähnlichkeit mit einer Zirkusvorstellung. Sechs Knacker in Anzügen zogen alberne Grimassen, erzählten Anekdoten und antworteten in den Pausen zwischen den Liedern auf Zettel mit Fragen. Im Saal liefen Kinder und nüchterne dicke Mädchen herum. Als alles zu Ende war, beschlossen wir, noch ein bisschen zu bummeln. Bald hielt ich es nicht aus und kaufte mir doch wieder Bier.
    Die Laternen auf der Troizki-Brücke sahen aus wie Fäuste mit ausgestrecktem Stinkefinger. Der Winter war schon zu Ende, aber der Frühling hatte noch nicht begonnen. Vor dem Michailow-Palast schlenderten kichernde junge Paare. Alle warteten auf Mitternacht. Genau um Mitternacht sollte im Fenster seines Schlafgemachs Paul der Erste mit Lockenperücke und Dreispitz erscheinen. Durch die Eisschollen schimmerte schwarz das Frühlingswasser der Fontanka. Die Eisschollen stürzten sich grob, wie ein Mann, auf ihren nachgiebigen Körper. Unterwegs kaufte ich mir immer wieder neues Bier. Am Anitschkow-Palast war Karina endgültig durchgefroren. Früher waren in diesem Gebäude prächtige Bälle veranstaltet worden. Die Männer zogen eng anliegende Hosen an, durch die ihr langes, dickes Glied durchschimmerte. Ich blinzelte und dachte daran, dass Vergewaltigung in den islamischen Ländern mit Kastration bestraft wird.
    Das Wetter erinnerte an ein Geschwür, das nicht aufbrechen kann. Alles war feucht, schwarz, geschwollen, der Frühling wollte nicht beginnen. Eines Tages rief Karina an und sagte, sie sei diese faulige Stadt leid. Ob ich nicht Lust hätte, mit ihr zu Freunden auf die Datscha zu fahren? Dreimal dürfen Sie raten, ob ich Lust hatte!
    Wir verabredeten, uns mit den anderen am Finnischen Bahnhof zu treffen. Es war Freitagabend. Wir fuhren zu zweit zum Bahnhof, waren zu früh, froren und liefen in die Metro, um uns aufzuwärmen. Ich fragte, wer noch komme. Karina sagte, Models – ein paar von ihren Freundinnen – die als Stripperinnen in Clubs arbeiteten – allen hinge dieses Wetter zum Hals heraus – keine Sorge, es werde mir gefallen.
    Der Wagen, der uns abholte, erschien mir sehr teuer. Der Typ am Steuer weckte vage Assoziationen an eine Mobilfunkfirma. Der Teufel soll diese Models holen! Er drückte mir die Hand und öffnete den Kofferraum. Ich warf meinen Rucksack hinein. Im Kofferraum standen zwei Kisten Bier, dazwischen lagen verstreut eine ganze Reihe großer Wasserflaschen. Sie ähnelten frisch gefangenen Forellen. Die ganze Fahrt über lachten Karinas Freunde und redeten laut über mir unbekannte Leute mit merkwürdigen Nachnamen. Ich schwieg. Wir saßen eng und unbequem. Unterwegs trank ich eine riesige Menge Alkohol. Übrigens tranken alle, auch der Fahrer.
    Die anderen Wagen waren nicht billiger als unserer. Als wir ankamen, drängten sie sich schon wie Zebras an der Wassertränke neben der Vortreppe. Im Haus brannte der Kamin und grölte der Fernseher. In der Küche hobelten die Mädchen Fleisch zu großen Stücken. Wem das Haus gehörte, blieb mir unklar. Es hatte drei Stockwerke und Backsteinmauern. Im Erdgeschoss gab es eine Banja und eine Garage. Im ersten Stock befand sich außer den Zimmern und dem Kamin eine verglaste Veranda. In den zweiten Stock stieg ich erst am Morgen des folgenden Tages. Dort war es kalt. Mitten im Zimmer hatte sich am Vorabend jemand übergeben. Außerdem stand dort noch ein riesiges Sofa mit Spuren von Raureif und frischem Sperma. Die jungen Männer hatten römische Torsi und kräftige Kinnladen. Wenn man mit so einem schläft, kriegt man mindestens Drillinge. Die Mädchen, außer Karina, waren irgendwie – mit Hintern – nicht mein Geschmack. Womit kann man sich in Gesellschaft von Mädchen und Alkohol auf dem Land beschäftigen? Schon nach einer Stunde grölten alle, stromerten durch die Zimmer, stießen gegen die Wände, zogen sich die Kleider aus und tanzten.
    Es war Nacht. Ich versuchte, mich mit jemandem über Musik zu unterhalten. Mein Gesprächspartner verlor ständig den Faden. Er schlug mir vor,

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