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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Banditen werde ihn schützen. Ob er das kapiert habe, das Arschloch?! Ob er das kapiert habe, das Dreckschwein?!
    Sie rechtfertigte sich, sagte, dass sie bloß reingegangen sei, um etwas zu trinken: In keinem anderen Büro habe es Alkohol gegeben. Er stieß sie grob ins Taxi und schickte sie nach Hause. Türen schlagend und alle als Idioten beschimpfend verließ er die Redaktion und beschloss den Abend mit Kollegen von Tschas Pik und einem breitschultrigen Amerikaner, einem Bekannten der Kollegen. Sie bummelten eine Weile durch die Clubs, dann gingen sie ins »Conan«, Krebse essen. Die Krebse erinnerten an voll gefressene Kakerlaken. Der Amerikaner sagte, seitdem sein Mädchen ihn verlassen habe, bemerke er bei sich Ansätze zur Bisexualität und sei nun damit beschäftigt, eine komplizierte Theorie dafür zu entwickeln. Die Worte »mein Mädchen« und »verlassen« verstörten den jungen Mann, und er ging nach Hause, um sich auszuschlafen.
    Wenn die Männer ihr ins Gesicht sahen, meinten sie immer, sie würden einen leichten Sieg erringen. Als er das erste Mal in ihr Schlafzimmer kam, hatte er auch so geurteilt. Sie bekamen hysterische Anfälle, fielen ihr fast über den Tisch entgegen, speichelten wie die pawlowschen Hunde und verloren das Bewusstsein. Es gefiel ihm, dass die Männer niemals bekommen würden, was er in beliebiger Menge haben konnte.
    Vor einigen Jahren, als er in nur fünf Stunden vom Knie des Apenninenstiefels bis zur Mitte der Wade gefahren war, machte er Halt in einem Salesianerkloster in der Stadt Loreto. Die Wände des Klosters waren mit Renaissancefresken bemalt. Sie war einer dieser sommersprossigen italienischen Engel. Eine Mähne lockiger Haare, die wie schwarze Flügel den Kopf umgaben. Ein solcher Engel war vermutlich im Himmel für die Abteilung Sinnesfreuden zuständig.
    In jenem Herbst tauchte in den Pubs der Stadt gerade der Tequila auf. Ihm gefiel dieses rituelle »Lecken-Trinken-Reinbeißen«. Sie gingen zum Tanzen ins »Dancing« auf dem Newski, aber als er in der Bar Tequila entdeckte, sagte er, er hätte keine Lust mehr zum Tanzen. Das Mädchen wurde von einem selten pickligen Typ aufgefordert. An den Schläfen beginnend, verdichteten sich die Pickel zur Mitte der Wangen hin bis zu einer Konsistenz, die der Rotbackigkeit russischer Folklorehelden entsprach. Sie tanzten eine Weile, und als die Musik aufhörte, drehten sie sich um und verschwanden in einem Gang, über dem ein Schild mit dem Hinweis »Herrentoilette« hing.
    Erst später erfuhr er, dass dort in Wirklichkeit nur das chill-out war. Aber damals stürzte er dem Typen mit einem solchen Gesicht nach, dass der einfach verschwand – sich in Luft auflöste. Er tobte. Auf einem kleinen Sofa saß ein Wachmann, und er trat nach ihm. Unglaublich, aber statt dem frechen Flegel eins mit dem Gummiknüppel zwischen die Hörner zu geben, sprang der Mann auf und begann, sich zu rechtfertigen. Er hätte nichts gesehen! Ehrenwort! Wo?! Wer schleift ein Mädchen in die Herrentoilette?!
    Als der Winter begann, erkältete er sich, und das Mädchen saß bei sich zu Hause. Nachdem er sich den ganzen Tag herumgequält hatte, alle im Schrank gefundenen Taschentücher verbraucht und eine Packung Eferalgana geschluckt hatte, hielt er es am Abend nicht aus und fuhr zu ihr. Ihre Freundinnen waren bei ihr zu Besuch. Die Damen schickten sich gerade an, ein paar Bier zu trinken, und rauchten »Kasbek«-Papirossy. Wo hatten sie die bloß her? Solche Papirossy hatte er schon seit sieben Jahren nicht mehr gesehen. Ihn schickten sie los, Baltika Nr. 3 holen. Um nicht unnötig oft zu gehen, kaufte er gleich zwanzig Flaschen auf einmal.
    Es waren zwei Freundinnen. Tanja, die einen dicken Hintern und eine Raubvogelnase hatte, und ein Mädchen aus Burjatien namens Yrshenda. Die Burjatin war beleidigt, als er einen Witz über den Dalai-Lama machte. Sein Mädchen sagte, die Reinkarnation sei doch was Geiles, und schickte ihn noch ein paarmal nach Bier. Die Zungen wurden immer schwerer, und bald darauf stand er im Badezimmer hinter abgeschlossener Tür und schaute zu, wie die vor ihm kauernde Tanja seinen Gürtel aufhakte.
    Was ist das?, wunderte er sich. Er hatte auch ohne Tanja keine schlechten Aussichten für den Abend. Nachdem sie sich wohl eine ganze Minute abgemüht hatte, sagte er schließlich, sie solle aufhören. Tanja hob den Kopf und sah ihn an. Er begriff, wenn sie jetzt wirklich aufhörte, würde es ihm später Leid tun – und wieso überhaupt

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