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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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alles durcheinander. Nach ihrem geliebten Wodka mit Grapefruitsaft konnte sie Bier trinken, Kognak, Wodka mit Cola, dann noch verschnittenen Wein hinunterkippen, sich recken und sagen: »Ich hab vielleicht einen Durst – krepieren könnt ich!« In jenem ersten Herbst schien ihm, er schliefe mit einer Heldin aus einem Roman von Hammett oder einem Film mit Mickey Rourke.
    Sie wachten spät auf, hatten rasch Sex, und er ließ eine ganze Wanne mit heißem Wasser voll laufen. Dann tauchte er im Wasser unter und küsste ihr die Zehen. Sie lachte und sagte, das kitzle. In der Wanne hatten sie gewöhnlich noch einmal Sex und bespritzten sich dann ausgiebig mit der Wasserpistole seines Sohnes.
    Nach dem Baden kroch das Mädchen zurück ins Bett, und er zog durch die Geschäfte. Im Videoverleih an der Tschernyschewskaja holte er sich einen Film, auf dem Heimweg trank er eine billige, saure Pepsi und kaufte Ravioli. Das Geschäft war klein: Salami, Chips von Lace, spanische Konserven. Die Verkäuferin kannte sein Repertoire schnell auswendig, und wenn der junge Mann an der Theke erschien, streckte sie schon von selbst die Hand nach dem Pepsibecher aus.
    Die Ravioli aßen sie aus kleinen Schüsseln, die den Schälchen für chinesische Nudeln ähnelten. Großzügig verteilte sie Mayonnaise, tat einen Esslöffel Meerrettich, Tatarensauce, Ketchup und saure Sahne dazu und streute zum Schluss auch noch Salz darüber. Sie aßen in der Wanne sitzend oder nackt im Bett liegend. Dann streckte das Mädchen sich aus und bat ihn, sich ganz fest an sie zu drücken. Zartes Streicheln mit dem Finger über die Innenfläche der Hand und schmatzende Küsse auf die Wange waren nicht ihr Ding. Manchmal endete alles damit, dass sie von neuem lange und hingebungsvoll Sex hatten.
    Es ist allgemein bekannt, dass man bei einem guten Kater drei Phasen unterscheiden kann: die »Dürreperiode«, die »Hungersnot« und die »Gefahrenzone«. Bei ihnen fiel die zweite Phase besonders heftig aus – der nagende Hunger. Um sich schon im Voraus auf den Kampf vorzubereiten, fuhren sie auf den Markt. Sie ging durch die Reihen mit Kymtscha und mariniertem Pfeffer, und die kaukasischen Händler vergaßen ihre letzten Russischkenntnisse.
    Sie sagte, wenn in den Hamburgern und Cheeseburgern von McDonald‘s ein Stückchen Salzgurke sei, dann müsse es auch irgendwo die Lake von diesen Gurken geben. »Wir könnten für ein paar Kopeken die Lake von McDonald‘s kaufen, dann in Verpackungen mit Firmenetikett füllen und sie wie Cola oder Pepsi in besonderen Abteilungen verkaufen.« Schon nach einem halben Jahr, verhieß sie, würden sie Millionäre sein.
    In der Zeitung, bei der sie arbeiteten, feierte man eines Tages den Geburtstag der Frau des Chefredakteurs. Sogar die, die weder den Redakteur noch seine Frau ausstehen konnten, kamen, um ihren Kotau zu machen. Alkohol gab es reichlich. Einen der politischen Kommentatoren, einen ehemaligen Offizier, der als Militärberater in Nicaragua gedient hatte, musste der junge Mann in die Toilette tragen. Damit er sich nicht voll pinkelte, öffnete er ihm eigenhändig den Hosenschlitz. Es waren nur wenige Damen anwesend. Vom Leben zerzauste, kettenrauchende Stenotypistinnen. Ein paar Mädchen aus dem Erdgeschoss, die irgendwas mit Werbung oder Buchhaltung zu tun hatten. Eine von ihnen war dadurch berühmt geworden, dass sie einmal nackt in der Fontanka gebadet hatte, gleich gegenüber vom Verlag. Eine andere machte sich ein Vergnügen daraus zu erzählen, der Redakteur der Nachbarzeitung habe ein kleines Glied und schäme sich deswegen. Plus naive junge Praktikantinnen.
    Er hatte nicht die Absicht, sich zu betrinken. So zirka sieben Flaschen Bier oder zwei Flaschen Wein, dann wollte er zusammen mit ihr nach Hause. Er verschwand kurz nach draußen, um noch Alkohol zu kaufen, traf Bekannte, geriet ins Schwatzen, und als er zurückkehrte, war die Party in vollem Gange. Ein dicker Metteur spielte auf einem plötzlich aufgetauchten Bajan. Jemand versuchte, zu den Klängen des Bajan zu tanzen, fiel aber ständig hin. Man sagte ihm, sie sei im Büro der Kriminalisten, der Kriminalreporter. Wie die verschlossene Stahltür seinen Tritten standhielt, begriff keiner so recht. Er schleifte sie fast an den Haaren in den Korridor, er brüllte und versprühte Speichel. Dem Typen, der sie eingeladen hatte, sagte er, wehe, er käme ihr noch einmal zu nahe, dann hätte er ein Messer in seiner fetten Flanke. Und keiner von den Bullen samt ihren

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