Mach's falsch, und du machst es richtig
Lehrbücher ist! Und ein wunderbares Beispiel für jene Schleifen, jene kreisförmig aufeinanderfolgenden Reaktionen, denen wir Tag für Tag von neuem ausgesetzt sind, die wir nicht stoppen, sondern bloß freundlich akzeptieren können. Und manchmal zähneknirschend.
Über die Doppelbotschaften kritischer Berichte ist das Wichtigste gesagt. Daher gibt es an dieser Stelle bloß einen Hinweis. Der ist dafür um so hilfreicher.
Laden Sie Ihre Kritiker ein, damit sie Ihnen sagen, wie man Ihnen schaden kann: Um sich zu verbessern, holen Unternehmen klassischerweise Berater ins Haus, damit die ihnen verraten, wie sie sich verbessern können. Auch wenn es diese Leute ehrlich meinen, müssen wir davon ausgehen, daß sie nicht das Beste für ihre Auftraggeber leisten. Es liegt zwar durchaus im Interesse der Berater, die Schwachstellen des Unternehmens zu finden, um sie zu beseitigen. Zugleich aber haben sie ein weiteres Interesse, das weniger mit dem Unternehmen als mit ihrem eigenen Laden zu tun hat. So müssen Berater aus purem Selbsterhaltungstrieb dafür sorgen, daß nicht
alle
Probleme des Unternehmens beseitigt werden bzw. daß nach der erfolgreichen Lösung des
einen
Problems möglichst schnell ein
weiteres
auftaucht. Ich will hier keine Verschwörungstheorien entwickeln, vielmehr liegt es in der Eigendynamik einer Organisation, wie es Beratungsgesellschaften sind, für Nachschub zu sorgen. So müssen wir davon ausgehen, daß im Laufe einer Zusammenarbeit ungefähr genauso viele Probleme auftauchen wie verschwinden. Wer sich nur eine Minute in die Rolle eines Beratungsgesellschaftsbosses versetzt, wird verstehen, daß Mitarbeiter, die Unternehmen nachhaltig sanieren, sich der Geschäftsschädigung schuldig machen und umgehend gekündigt werden müßten.
Weil wir also von Beratern immer nur die halbe Wahrheit hören werden, empfiehlt es sich, die Sache gelegentlich umzudrehen und Außenstehende um das Gegenteil zu bitten: Sie mögen uns doch bitte massiv kritisieren und gleichzeitig verraten, wie man unser Geschäftsmodell am einfachsten ruinieren könne. Oder wo unsere offensichtlichsten individuellen Defizite lägen. Die erwähnten «Freakonomics»-Autoren haben in ihrem Blog die Geschichte einer Sicherungseisenstange in Pkws erzählt, die Diebe abschrecken soll, diesen in Wirklichkeit aber die besten Dienste leisten. Auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht habe sie ein ehemaliger Konstrukteur bei Chrysler. Der berichtete davon, daß man in den 1990 er Jahren professionelle Autoknacker eingeladen habe, um mit ihnen die Frage der Diebstahlsicherheit von Pkws zu debattieren. Von ihnen stammten die entscheidenden Hinweise auf die Widersinnigkeit der Eisenstangen und die Schwachstelle der Autos. Am Ende des Blogeintrags schreiben die Autoren daher auch: «Lesen Sie bitte nicht zu rasch darüber hinweg, daß eine Autofirma Diebe als Berater anheuert. Sollten Sie ein Geschäftsmann sein – engagieren Sie regelmäßig Menschen, die Ihnen schaden wollen? Und sollten Sie ein Intellektueller sein – setzen Sie sich regelmäßig mit Menschen zusammen, die Sie beschimpfen?» Wenn ich die beiden richtig verstanden habe, sollten sich das auch Buchautoren zu Herzen nehmen. Wogegen nichts einzuwenden ist. Aber vielleicht lesen Sie erst mal weiter.
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4 . Kapitel Geheime Versprechen
Warum wir die Spitzenforschung effizienter fördern, indem wir ihre Anträge auf Unterstützung ablehnen; wie es kommt, daß Schnurrbartprämien die Autorität der Polizei stärken; und warum das Gehirn uns die besten Dienste leistet, indem es uns ständig stört.
Ein Vorteil moderner Computer besteht darin, daß wir ein paar Jobs an sie delegieren können. Die Erziehung der Kinder zum Beispiel. So gibt es Software, die verspricht, die Kleinen lesen und rechnen zu lehren, sie langweilige Abende mit Erwachsenen überstehen zu lassen (Spiele) und sie während des Surfens im Internet vor Abwegen zu bewahren. Daher war es erst einmal naheliegend, daß ein Bekannter vor sehr vielen Jahren auf dem Rechner seiner Kinder ein Programm namens «Game Deputy» installierte, das sie daran hindern sollte, obszöne englische Wörter zu verwenden. Diese Applikation funktionierte sehr einfach: Wann immer die Kinder einen entsprechenden englischen Begriff eingaben, machte sie sich bemerkbar, indem sie laut quäkte, wie man das aus dem US -Fernsehen kennt, wenn jemand «fuck» sagt (bzw. f***). Die Reaktion der Kollegenkinder ließ nicht lange
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