Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
war es nicht, Gregory“, sagte Rachel, als sie nach dem Gespräch mit ihrer Mutter wieder im Jeep saß und den Gurt anlegte. „Alyssa ... ich meine Ginnie ... sie hat Mario nicht umgebracht. Er hat gelebt, als sie ihn in jener Nacht verließ.“
Am Ende der Straße fuhr Gregory in Richtung Süden auf die Route 29. „Und warum ist sie dann fortgelaufen?“
„Weil sie Angst hatte. Sie wusste, dass die Polizei ihr nicht glauben würde. Sie hatte kaum Zeit, eine Entscheidung zu treffen, und die Entscheidung, die sie gefällt hatte, musste sie später bitter bereuen.“ Sie erzählte ihm, was sie von Ginnie erfahren hatte, bis zu dem Augenblick, als sie das Weingut betreten und ihre Tochter entdeckt hatte.
„Da ist noch etwas“, sagte Rachel dann. „Einen Monat, bevor Mario starb, sagte er zu Ginnie, er glaube, dass Nico, der zu der Zeit der Leiter der Finanzen des Unternehmens war, Geld von der Farm unterschlug. Er wollte sich darum kümmern, hat das aber nie wieder erwähnt. Nach einiger Zeit hatte Ginnie es dann vergessen.“
Gregory nickte nachdenklich. „Wenn Nico tatsächlich Geld unterschlagen hatte und wusste, dass sein Bruder ihn im Verdacht hatte, dann hätte er ein verdammt gutes Motiv gehabt, um Mario umzubringen.“
„Genau.“ Tränen schossen ihr in die Augen. „Oh, Gregory, gibt es irgendeine Möglichkeit, dahinterzukommen, ob das wahr ist?“
Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, legte er seine Hand auf Rachels Hand und drückte sie zärtlich. „Da bin ich sicher. Lass mich nur eine Weile darüber nachdenken, okay?“
Sal hatte zwar nicht erwartet, so schnell wieder von Kelsey zu hören, aber er war umso erfreuter, dass der Privatdetektiv bereits am Donnerstagmorgen bei ihm anrief. „Joe“, sagte er, während er sich eine Zigarre entnahm. „Sie haben schon was für mich?“
„Gewissermaßen ja. Ich bin wie gewünscht Ihrer Tochter gefolgt.“
„Ja. Und?“
„Sie hat sehr viel Zeit mit Gregory Shaw verbracht, dem Typ, nach dem Sie mich letzte Woche gefragt hatten.“
So, so, dachte Sal. Rachel hatte also einen Privatdetektiv angeheuert. Sehr klug. „Was haben sie vor?“
„Tja“, sagte Kelsey in unterwürfigem Ton. „Das ist der Punkt, der Ihnen nicht gefallen dürfte, Sal. Vor ein paar Stunden habe ich die Schicht von einem meiner Leute übernommen.“ Er seufzte. „Ich habe sie verloren, Sal. Der Drecksack hat mich reingelegt.“
„Was soll das heißen, dass Sie ihn verloren haben?“ bellte Sal. „Sie sind ein Schnüffler, verdammt noch mal. Sich an Leute dranzuhängen, ist Ihr Geschäft. Wie zum Teufel konnten Sie ihn da verlieren?“
„Shaw hat mich reingelegt. Ich bin ihnen ins ,The Diner‘ gefolgt, ein Lokal in Yountville, in dem viele Touristen frühstücken. Als sie reingingen, bin ich hinterher. Ich habe an der Theke eine Tasse Kaffee getrunken, für den Fall, dass sie vorne rein und hinter wieder raus marschieren wollten. Als sie dann Frühstück bestellten, ging ich davon aus, dass sie sich länger dort aufhalten würden. Ich bin daraufhin zum Wagen zurückgegangen und habe auf sie gewartet.“
„Sagen Sie nichts“, warf Sal trocken ein. „Sie sind nicht wieder rausgekommen.“
„Genau so war es“, antwortete Kelsey und murmelte etwas, das Sal nicht verstehen konnte. „Ich habe die Kellnerin gefragt, aber die konnte sich an nichts erinnern, weil der Laden so verdammt überlaufen ist. Sie müssen durch die Hintertür verschwunden sein.“
„Und wie sind sie von da weggekommen?“
„Sie mussten einen zweiten Wagen bereitstehen haben, weil Shaws Jaguar immer noch vor dem Lokal stand.“
„Sie dämlicher Idiot“, sagte Sal verächtlich. „Shaw hat Sie in die älteste Falle laufen lassen, die es überhaupt gibt.“ Er atmete tief durch.
„Tut mir Leid, Sal, wirklich. Das kommt nicht wieder vor, das schwöre ich.“
„Sorgen Sie dafür, dass es wirklich nicht wieder vorkommt. Und finden Sie verdammt noch mal heraus, wo die beiden waren, haben Sie mich verstanden?“ Wütend knallte Sal den Hörer auf.
28. KAPITEL
„Na“, sagte Sam, als sie am gleichen Abend beim Essen zusammensaßen. „Hat Gregory seinen Jaguar vom ,Diner‘ zurückbekommen?“ Auch wenn er noch so neutral klang, konnte Rachel spüren, dass er verärgert darüber war, nicht eingeweiht worden zu sein.
Sie fühlte sich schrecklich. In all den Jahren, seit sie Sam und Tina kannte, hatte sie sie nie belogen. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie ihnen auf der Stelle
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