Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
alles erzählt, aber Hubert und Ginnie hatten darauf bestanden, dass sie niemandem etwas sagte. Niemand durfte wissen, dass sie sich hier aufhielten.
„Ja, das hat er“, antwortete sie und schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein, um ihn nicht ansehen zu müssen. „Danke übrigens, dass du uns geholfen hast, Sam. Ich weiß das zu schätzen.“
„Kein Problem. Wenn es wieder erforderlich ist, sag einfach Bescheid.“
Sie lächelte über seinen nicht zu überhörenden Versuch, mehr in Erfahrung zu bringen. „Das werde ich machen.“ Sie merkte, dass es sie zu sehr belastete zu lügen, also stand sie auf und begann, den Tisch abzuräumen.
Augenblicke später hatte sich Sam bereits in seinen Lieblingssessel zurückgezogen und las die Abendausgabe der Zeitung, während Tina über den bevorstehenden Herbstball redete. „Wirst du Gregory einladen?“ fragte sie, während sie die Teller in die Geschirrspülmaschine einräumte.
Rachel zuckte mit den Schultern. „Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht mal sicher, ob ich dieses Jahr hingehe. Ohne Grandma werde ich viel zu traurig sein.“
„Oh, Honey, deine Großmutter wäre bestimmt verärgert, wenn sie wüsste, dass du ihretwegen nicht hingehen willst. Das ist außerdem eine wunderbare Gelegenheit, um für deine Weine zu werben.“
„Für Spaulding-Weine zu werben, ist Annies Spezialität. Sie kann das besser als jeder andere, den ich kenne.“
Tina legte ihren Arm um Rachels Schultern und drückte sie herzlich an sich. „Niemand, nicht einmal Annie, hat diese Leidenschaft für Weine, Honey, und niemand kann diese Leidenschaft besser vermitteln als du. Denk daran.“ Sie beugte sich vor und betätigte einen Schalter am Geschirrspüler. „Und denk darüber nach, Gregory einzuladen. Ich möchte wetten, dass er dich liebend gerne zu einem so schicken Ball begleiten möchte.“
„Hmm. Ich nehme an, du hast ihm gegenüber den Ball bereits erwähnt.“
Tina sah sie unschuldig an. „Ist das so verkehrt?“
„Es ist verkehrt, weil ich Gregory schon viel zu sehr in Anspruch genommen habe. Und ihn zum Ball einzuladen, wäre nur eine weitere Bürde für ihn.“
„Ach, Unsinn, der Mann ist verrückt nach dir. Du kannst nicht so blind sein, dass du das nicht merkst.“
„Ist er nicht“, protestierte Rachel halbherzig. „Komm also nicht auf irgendwelche Gedanken, hörst du?“
„Ich?“ Tina sah sie wie ein Unschuldslamm an. „Warum sollte ich auf irgendwelche Gedanken kommen.“
„Weil du glaubst, dass Gregory und ich füreinander geschaffen sind. Du brauchst es gar nicht abzustreiten“, fügte sie rasch an, als sie sah, wie ein Lächeln über Tinas Lippen huschte. „Ich habe dich und Sam darüber reden hören. Du hast mich mit dem Mann praktisch schon verheiratet.“
„Ich möchte nur, dass du glücklich bist, Honey.“
Ich bin glücklich, dachte Rachel. Glücklicher, als du dir vorstellen kannst. Sie wünschte, dass sie ihre Freundin einweihen könnte.
Um Viertel nach zehn sagte Rachel den Hughes gute Nacht und ging auf ihr Zimmer. Nachdenklich sah sie auf die Uhr und fragte sich, ob es wohl zu spät sei, um Gregory anzurufen. Sie hoffte, dass dem nicht so war, und wählte seine Nummer.
„Hi“, sagte sie, als er abnahm.
„Ach, hallo. Ich habe gerade noch an dich gedacht. Du hattest ja einen ereignisreichen Tag.“
„Und das verdanke ich alles dir.“
„Ich habe doch kaum was getan.“
Das war ein weiterer Punkt an ihm, den sie sehr zu schätzen begann. Er war bescheiden bis zum Äußersten. „Du warst da, du hast meine Hand gehalten, du hast mich aufgemuntert, wenn mein Laune auf dem Nullpunkt war, und du hast mir im entscheidenden Moment den nötigen Schubs gegeben.“
„Ich bin froh, dass es mit dir und Ginnie so gut verlaufen ist.“
„Das kann ich dir niemals wieder gutmachen.“
„Ach, ich weiß nicht. Vielleicht findet sich da was.“ Sein Tonfall hatte etwas Spielerisches. „Was machst du am Wochenende?“
„Lass mich überlegen ... Am Samstag bin ich zum Abendessen bei Ginnie und Hubert eingeladen, aber am Sonntag habe ich nichts vor. Und du? Was machst du?“
„Ich nehme Noelle am Samstagnachmittag mit zu einer Eiskunstlaufveranstaltung, aber Sonntag bin ich frei. Vielleicht können wir ja gemeinsam etwas unternehmen.“
„An was hast du gedacht?“
„Wie wärs mit einem Abendessen bei meiner Tante in Sausalito?“
„Bei deiner Tante?“
Er musste lachen.
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