Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
weißen Schürze, der ein Stück Parmesankäse abschnitt. „Hier, Mrs. Delanco“, sagte er und legte das Stück auf die Digitalwaage. „Genau ein halbes Pfund.“
Die Kundin schüttelte bewundernd den Kopf. „Ich weiß nicht, wie Sie das machen, Luis.“ Sie reichte ihm einen Geldschein. „Nie ein Gramm zu viel oder zu wenig.“
Mit einem freundlichen Lächeln gab Luis ihr das Wechselgeld und verabschiedete sich von ihr, ehe er sich Gregory zuwandte. „Und was darfs für Sie sein, Sir?“
Gregory trat mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. „Wie geht es Ihnen, Mr. Ventura? Mein Name ist Gregory Shaw.“
Luis wischte seine Hand ab und begrüßte Gregory, auch wenn er nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte. „Angenehm, Mr. Shaw.“
„Ich bin hier, weil ich Sie etwas fragen möchte.“
„Um was geht es?“
„Um eine Sache, die sich vor langer Zeit ereignet hat.“ Das freundliche Lächeln des Mannes wurde etwas kühler, während Gregory weitersprach. „Soweit ich weiß, waren Sie zu der Zeit bei Dassante Farms angestellt, als Mario Dassante ermordet wurde.“
Das Lächeln verschwand völlig. „Das ist richtig.“
„Und nach dem Polizeibericht zu urteilen, arbeiteten Sie in der weiterverarbeitenden Fabrik, stimmt das? In der Nähe von Marios Büro?“
Ein finsterer Blick schlug Gregory entgegen. „Was genau wollen Sie von mir, Mr. Shaw?“
„Ich bin Privatdetektiv und untersuche den Tod von Mario Dassante.“
„Sein Vater hat Sie angeheuert?“
Gregory lächelte. „Wohl kaum.“
„Wer dann?“
„Jemand, der die Wahrheit ans Licht bringen will. Mehr kann ich im Moment nicht sagen.“
Luis zuckte mit den Schultern. „Schön, aber wenn Sie den Polizeibericht gelesen haben, was wollen Sie dann von mir?“
Der Mann war klug und schnell. „Ich hätte gerne ein paar Informationen aus erster Hand.“
Luis holte einen Lappen unter der Theke hervor und begann, die bereits glänzende Glasplatte abzuwischen, unter der verschiedene Sorten Käse und Fleisch ausgelegt waren. „Da sind Sie bei mir falsch, Mister. Was ich über Mario Dassantes Tod weiß, habe ich der Polizei gesagt oder in der Zeitung gelesen. Meine Antworten werden nichts ändern.“
„Vielleicht“, gab Gregory vorsichtig zu bedenken, „hat man Ihnen nur nicht die richtigen Fragen gestellt.“
„Und welche Fragen sollten das sein?“
„Zum Beispiel die Frage, ob Sie gehört haben, dass sich Mario und Alyssa über etwas Bestimmtes gestritten haben. Über einen eifersüchtigen Verehrer zum Beispiel. Über jemanden, der ein Interesse an Marios Tod hätte haben können.“
Luis musste von Herzen lachen. „Die Frage müsste wohl eher lauten, wer kein Interesse an Marios Tod hätte haben können.“
„War er so verhasst?“
„Ja.“ Er wischte weiter über das Glas.
Luis war ein Mann, der nicht viele Worte verlor. Vielleicht würde eine direktere Frage ein besseres Resultat liefern. „Können Sie mir sagen, worüber Mario und Alyssa gestritten haben?“
„Immer über das Gleiche. Sie wollte bessere Arbeitsbedingungen für die Leute auf den Feldern, und er wollte nicht, dass sie sich einmischte.“
„Haben die Arbeiter sie deswegen gemocht?“
„Jawohl.“
„Haben Sie sie auch gemocht?“
„Aber sicher.“
„Warum haben Sie dann gegenüber der Polizei diese Streitigkeiten erwähnt? Sie mussten doch wissen, dass durch Ihre Aussage die Indizien gegen Alyssa genährt wurden.“
Luis’ Gesicht zeigte keine Regung. „Die Cops haben mir eine Höllenangst eingejagt. Sie sagten, wenn ich nicht alles erzählte, was ich wüsste, würden sie mich und meine Familie ausweisen. Das konnte ich nicht riskieren. Ich hatte eine Frau, unser Baby war unterwegs. Ich brauchte diesen Job. Ich wollte Mrs. Dassante nicht schaden, aber ich hatte einfach keine andere Wahl.“
„Es hat Ihnen also niemand vorgeschrieben, was Sie bei der Polizei sagen sollten?“
„Nein, wie kommen Sie darauf?“
„Weil Sal Dassante sehr darum bemüht war, seiner Schwiegertochter den Mord anzuhängen.“
„Davon weiß ich nichts.“
„Und was war mit Nico?“ bohrte Gregory. „Haben Sie die beiden jemals beim Streiten erlebt?“
Luis sah ihn nicht an. „Nein, die beiden kamen gut miteinander aus.“
Gregory beobachtete Luis, wie der den Lappen wieder unter der Theke verschwinden ließ und zu einem kleinen Becken ging, um sich die Hände zu waschen. Er mochte den Mann, aber irgendetwas an seiner Art, an seiner Körpersprache, daran, wie er
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