Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Doughnut mit Marmelade gegessen.“
Sie musste lachen. „Das stimmt. Ich komme mir allmählich auch sehr vernachlässigt vor.“
Wieder küsste er sie. „In dem Fall muss ich mich wohl beeilen.“
Sie sah ihm nach, wie er in der cremefarbenen, unauffälligen Limousine abfuhr, die sie am Flughafen von San Francisco gemietet hatten. Der gute Hubert. Er hatte sich wegen dieser Reise solche Sorgen gemacht, dass man sie erkennen würde. Aber jetzt endlich begann er sich zu entspannen. Sie war ebenfalls nervös gewesen, bis sie erkannt hatte, dass es keinen Grund gab, um sich zu fürchten. Zwar hatten Alyssa Dassante und ihre Tochter im Tal großes Interesse geweckt, aber niemand hatte eine Verbindung zwischen Rachel Spaulding und der Frau in dem angemieteten Cottage hergestellt.
Die beiden Schüsse im Garten am Freitag, die Hubert der Agentur gemeldet hatte, waren bereits in Vergessenheit geraten. Sie war viel zu glücklich, um sich mit dummen, unbegründeten Gedanken zu belasten.
Sie lächelte immer noch, als das Telefon klingelte. Sie nahm schnell den Hörer ab, weil sie dachte, es könnte Rachel sein. „Hallo?“
Einen Augenblick herrschte Stille, dann ertönte eine Stimme, von der sie geglaubt hatte, dass sie sie niemals wieder hören würde: „Buon giorno, Alyssa.“
Sie atmete so heftig aus, als hätte ihr jemand einen Schlag auf den Brustkorb verpasst. Ihre Beine versagten ihren Dienst, und Ginnie umklammerte die Armlehne, während sie langsam in den Sessel sank. „Sal?“ Ihre Stimme klang so fern, als würde sie einem anderem gehören.
„Du hast meinen Namen nicht vergessen. Das ist gut, Alyssa, denn ich habe deinen Namen auch nicht vergessen.“
„Wie ... wie hast du mich gefunden?“
Er lachte. „Das ist der alte Sal, mit dem du redest, Alyssa. Früher oder später finde ich jeden.“
„Was willst du?“ Sie musste all ihre Willenskraft aufbringen, um sich nicht anmerken zu lassen, welche Todesangst sie empfand.
„Reden“, sagte er nur und überraschte sie damit.
Sie sah aus dem Fenster, hinüber zu den Bäumen. „Ich habe nichts mit dir zu bereden, Sal.“
„Weißt du“, sagte er mit bemerkenswert ruhiger Stimme, „lange Zeit habe ich das auch gedacht. Mir ging es nur darum, dich dafür büßen zu lassen, dass du meinen Sohn umgebracht hast.“
Ginnie zitterte und sagte nichts.
„Das hat sich jetzt geändert“, fuhr Sal fort. „Jetzt gibt es Rachel.“
Rachel. Ihr Magen zog sich zusammen. Wusste er, dass sie hier gewesen war? Eine dumme Frage. Natürlich wusste er es. Wenn er wusste, dass sie in Napa Valley war, dann musste er wissen, dass Rachel sie besucht hatte. Vielleicht hatte er sogar die beiden Schüsse abgegeben. „Was hat Rachel damit zu tun?“
„Nun, zunächst einmal hat sie die verrückte Vorstellung, dass du Mario gar nicht umgebracht hast.“
„Das habe ich auch nicht getan.“
„Da bin ich nicht ganz so sicher, aber Rachel schon. Und darum, ihretwegen, bin ich bereit, mir anzuhören, was du dazu zu sagen hast.“
„Weiß sie ...“
„Dass ich weiß, dass du hier bist? Noch nicht. Aber sie weiß bereits, dass ich von meiner Blutrache Abstand genommen habe.“
„Das würdest du niemals machen.“
„Habe ich schon längst. Ich habe meinen Privatdetektiv gefeuert und die Belohnung zurückgezogen.“
Sie konnte seine Behauptung nicht überprüfen, die den Privatdetektiv anging, aber dass er das Kopfgeld zurückgezogen hatte, wusste sie. Rachel hatte ihr den Artikel gezeigt, der im Winters Journal erschienen war.
Auch wenn Sal scheinbar bereit war, die Vergangenheit ruhen zu lassen, konnte Ginnie seinen Sinneswandel nicht so leicht akzeptieren wie Rachel. Der Sal, den sie kannte, war verschlagen und so gefährlich wie ein Hai. Er konnte einem eine Sache ins Gesicht sagen und hintenrum genau das Gegenteil davon machen. „Warum solltest du dich auf einmal für meine Seite der Geschichte interessieren?“
„Weil das meine Enkelin glücklich machen wird. Sie hat erkannt, dass ich ein gerechter Mann bin, der zu seinem Wort steht. Und wer weiß? Wenn du mich davon überzeugen kannst, dass du Mario nicht umgebracht hast, kann ich die Cops vielleicht auch davon überzeugen. Das würde Rachel zutiefst beeindrucken.“
„Das würdest du machen?“ fragte sie.
„Ja, das würde ich. Für Rachel. Was willst du für deine Tochter machen, Alyssa?“
Einen Moment lang wollte Ginnie ihm glauben. Wäre es nicht wunderbar, dieses Leben auf der Flucht hinter
Weitere Kostenlose Bücher