Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
kleine Drecksarbeit machen lassen, und weil das nicht so gelaufen ist, wie du erhofft hast, willst du mich jetzt loswerden!“
„Verdammt, Ryan, hör endlich auf, in Rätseln zu sprechen. Was für eine kleine Drecksarbeit?“
„Rachel aus dem Weg zu schaffen!“
Annie machte den Mund auf, konnte aber keinen Laut von sich geben. Jetzt war es an ihr, einen kalten, lähmenden Schock zu erleben, als ihr dämmerte, was er meinte. „Was hast du getan, Ryan?“ fragte sie tonlos.
Er lachte auf eine knappe, spröde Weise, dass ihr ein Schauder über den Rücken lief. „Ach, tu doch nicht so, unschuldige kleine Annie. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du mir was vorspielst. ,Was hast du getan, Ryan?’“ Er ahmte ihre Stimme beinahe perfekt und äußerst erschreckend nach. „Ich habe sie fast für dich umgelegt, Baby.“ Er kam noch näher, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Wie gefällt dir das? Ja, genau“, sagte er, während sie ihn fassungslos anstarrte. „Ich habe diese Fässer auf Rachel losgelassen. Und ich wollte sie von der Straße drängen. Und die Sache im Pool, das war auch ich.“
Annie konnte ihn nur weiter anstarren.
Er lachte. „Wie ich sehe, hat sie dir vom Pool noch nichts gesagt, wie? Ich hätte es fast geschafft“, prahlte er. „Mir ist erst zu spät eingefallen, dass sie immer noch eine gute Schwimmerin ist.“
„Warum?“ schrie Annie ihn an. „Warum wolltest du Rachel umbringen?“
„Damit wir zusammen sein konnten! Ich habe es gehasst, wenn du gesagt hast, dass wir ihretwegen nicht heiraten könnten. Warum sollte sie unserem Glück im Weg stehen?“ Das Feuer in seinen Augen loderte noch intensiver. „Also dachte ich mir, dass wir beide das bekommen würden, was wir haben wollten, wenn sie nicht mehr war. Du hättest Spaulding, und ich weiß, dass dir das mehr als alles andere bedeutet. Und ich hätte dich gehabt.“
Etwas an der Art, wie er den letzten Satz betont hatte, ließ sie schaudern. Annie lehnte sich in ihrem Bürostuhl weit zurück, um möglichst viel Abstand zwischen sich und Ryan zu bringen. Zwar befand sich ihr Büro in der obersten Etage und war vom Rest des Weinguts isoliert, aber sie wusste, dass sie nur laut genug schreien musste, damit ihr jemand zu Hilfe eilen konnte. Doch das wollte sie im Moment nicht. Sie wollte ihn nicht noch weiter reizen.
„Ich habe dich nie darum gebeten, sie zu töten.“ Sie versuchte, ruhig und versöhnlich zu sprechen, aber ihre Worte waren nicht mehr als ein zittriges Flüstern.
„Du wolltest sie loswerden, willst du das vielleicht abstreiten?“
„Ich wollte sie loswerden, aber ich wollte nicht, dass sie sterben muss!“ Sie stand auf und stellte sich vor ihn, von versöhnlichem Tonfall war aus ihren Worten nichts mehr herauszuhören. Wenn sie eines hasste, dann, für Dinge beschuldigt zu werden, die sie nicht getan hatte. „Nur ein gestörtes Hirn wie deines kann meine Worte als Auftrag zum Mord auslegen.“
„Versuch nicht, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, Annie. Wir stecken da gemeinsam drin.“
„Davon träumst du.“ Sie versetzte ihm einen Stoß. „Ich werde sofort die Polizei anrufen. Auf keinen Fall werde ich mich ...“
Noch während sie sprach, griff sie zum Telefon, doch er legte seine Hand auf ihre und hielt sie fest. „Das willst du eigentlich nicht, Annie“, sagte er lächelnd. „Und weißt du auch, warum? Weil dir niemand glauben wird. Dein Wort steht gegen meines. Was denkst du, wem wird man eher glauben? Dem untadeligen, hart arbeitenden und vertrauenswürdigen Assistenten oder der verschlagenen, eifersüchtigen Schwester, die um jeden Preis ihren Willen durchsetzen will?“
Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an. Oh, Gott, warum hatte sie das nicht kommen sehen?
„Du hast mir erst vor kurzem erzählt, dass du bei Spaulding auf Bewährung bist“, fuhr er fort. „Dass du dir keinen weiteren Fehler leisten kannst. Und jetzt rate mal, meine Liebe? Du bist im Begriff, diesen nächsten Fehler zu machen. Du wirst alles verlieren.“
„Sie werden dir nicht glauben.“
„Falsch, Annie. Sie werden mir glauben. Ich werde ihnen erzählen, wie du mich verführt hast, wie du mich angefleht hast, ich solle Rachel töten, damit Spaulding dir gehört. Sie werden es mir abkaufen“, betonte er. „Denn sie wissen, wie du vorgehst.“
Panik ergriff von ihr Besitz, ihr wurde übel. Er hatte Recht. Sie würden ihm glauben –
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