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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Kirche gegangen.
    Diese Kirche hier war klein, Holzbänke standen zu beiden Seiten des Mittelgangs in sechs Reihen vor der Kanzel. Hoch über ihr befand sich eine lebensgroße Jungfrau Maria, die Hände zum Segen erhoben. Das einzige Licht in der Kirche stammte von den verschieden großen Kerzen, deren Flackern seltsame Schatten an die Wand warfen.
    Auf der ersten Bank saß ein Mann mit gesenktem Kopf. Sal, dachte sie. Sie begann, auf ihn zuzugehen, ihre Schuhe machten fast kein Geräusch. Bei jedem Schritt sah sie sich ängstlich um und erwartete jeden Augenblick, dass ein Polizist mit gezogener Waffe auftauchte.
    „Was mache ich hier?“ murmelte sie und zweifelte wieder an ihrer Entscheidung. „Ich muss verrückt sein.“
    Sie blieb stehen, als sie merkte, dass ihr Herz wie wild raste. Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie einen Schatten wahr. Sie unterdrückte einen Schrei und blickte in die Richtung, erkannte aber, dass das Flackern einer Kerze die Bewegung verursacht hatte.
    Sie erreichte die Reihe, in der Sal saß und offenbar betete. Sollte sie warten, bis er geendet hatte? Oder sollte sie ihn wissen lassen, dass sie da war? Sie sehnte sich nach dem kleinen Cottage, nach dem warmen Bett, in dem sie an Huberts Seite liegen konnte. Der Gedanke fällte für sie die Entscheidung.
    Sie legte eine Hand auf die Schulter ihres Exschwiegervaters. „Sal?“
    Er antwortete nicht und machte auch nicht den Eindruck, dass er sie wahrgenommen hatte.
    „Sal“, sagte sie wieder. „Ich kann nicht lange bleiben ...“ Sie fasste ihn am Arm und schüttelte ihn sanft.
    Und dann unterdrückte sie einen Aufschrei.
    Sals Kopf war nach hinten gekippt, und er starrte sie mit glasigen, leblosen Augen an. In seiner blutverschmierten Brust steckte eine Schere.

31. KAPITEL
    Ginnie hielt sich die Hand vor den Mund. Einen Moment lang stand sie wie angewurzelt da, während eine Stimme in ihrem Kopf sie zum Fortlaufen drängte.
    „Sal“, sagte sie schließlich. „Oh, mein Gott, Sal. Mein Gott.“ Als sie wieder die Kontrolle über ihre Beine zurückerlangt hatte, machte sie einen Schritt nach hinten, dann noch einen, bis sie beim dritten Schritt gegen etwas stieß.
    Erschrocken wirbelte sie herum. Ein junger Mann stand hinter ihr, ein Priester, wie sie erkannte, als ihr entsetzter Blick auf den weißen Kragen fiel.
    „Fühlen Sie sich nicht gut?“ fragte er besorgt. „Jemand hat mir gerade einen Zwischenfall gemeldet ...“ Er sah über ihre Schulter auf die Reihe, in der Sal saß, und unterbrach den Satz. „Einen Augenblick bitte.“
    Während er sich Sal näherte, rannte Ginnie nach draußen.
    „Was soll das heißen, dass es aus ist?“ Ryan stand in Annies Büro und sah sie mit angsterfüllten Augen an. „Ich liebe dich, wir werden heiraten.“
    „Genau das ist es, Ryan. Wir werden nicht heiraten. Außer vielleicht in deiner Fantasie.“
    Annie saß an ihrem Schreibtisch und sah Ryan mit einer Mischung aus Mitleid und Sorge an. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick explodieren. Hätte sie gewusst, dass er es so schlecht aufnehmen würde, dann wäre sie nicht so direkt gewesen. Aber verdammt noch mal, sie hatte genug von seiner Eifersucht, von seinen Anspielungen auf eine Hochzeit, die niemals Wirklichkeit werden würde. Es war an der Zeit, dieser lächerlichen Beziehung ein Ende zu bereiten. Und wenn Direktheit der einzige Weg war, um zu ihm durchzudringen, dann musste es eben sein.
    „In meiner Fantasie?“ Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Denkst du so von mir? Bin ich für dich nur ein kleiner Schwachkopf, der von der Frau seines Lebens träumt?“
    „Ich habe nie gesagt, du seist ein Schw. . .“
    „Du bist diejenige, die hier träumt, Annie, wenn du glaubst, dass ich dich einfach so davonkommen lasse.“ Er kam langsam auf sie zu, bis er nur noch gut einen Meter von ihr entfernt war. „Das werde ich niemals machen, dafür habe ich zu viel aufs Spiel gesetzt.“
    „Was redest du da? Was hast du aufs Spiel gesetzt?“
    „Alles. Meinen Job, meinen Ruf, meine Zukunft als erfolgreicher Winzer. Und wie dankst du mir? Indem du mich abservierst?“
    Annie fuhr nervös mit der Zunge über ihre Lippen. Er verhielt sich völlig untypisch, und seine Augen loderten sonderbar eindringlich. Dennoch ließ sie sich nicht von ihm einschüchtern. „Ich habe keine Ahnung, wovon du überhaupt redest!“ sagte sie ruhig.
    „Du hast mich benutzt, Annie.“ Seine Stimme war gehässig geworden. „Du hast mich deine

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