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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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können.“
    Ein geschickter Staatsanwalt würde diese Aussage als Beweis für einen Vorsatz benutzen. „Hat er den Treffpunkt ausgesucht?“
    „Nein, ich. Ich wollte nur in der Nähe unseres Hauses sein.“ Sie atmete tief durch. „Ich habe gewartet, bis Hubert eingeschlafen war, dann bin ich aufgestanden und zur Kirche gefahren. Sie war leer bis auf den Mann in der vordersten Reihe. Er betete. Jedenfalls dachte ich das in dem Moment.“ Sie fuhr sich durchs Haar. „Es war Sal. Aber er betete nicht, er war tot. Eine Schere steckte in seiner Brust.“
    Oh, bitte, lieber Gott, betete Rachel stumm. Lass es nicht zu, dass sie diese Schere angefasst hat. „Du hast sie doch nicht angefasst, oder?“
    „Nein. Eine Zeit lang konnte ich mich überhaupt nicht bewegen. Dann bin ich rückwärts gegangen, wusste aber nicht, dass hinter mir ein Priester stand.“
    „Und dann bist du weggelaufen?“
    Ginnie nickte. „Ich habe nicht überlegt, Rachel. Ich hatte nur diese Visionen von riesigen Schlagzeilen und einer erneuten landesweiten Suche. Ich wollte nur weg, also bin ich losgerannt. Ich hätte nie gedacht, dass der Priester auf die Idee kommen würde, mir nachzulaufen und sich das Nummernschild zu merken. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich direkt zum Flughafen gefahren und hätte dort mein Glück versucht. Stattdessen bin ich zurück zum Cottage gefahren und habe gedacht, ich wäre dort in Sicherheit.“
    „Warum hat es so lange gedauert, bis sie dich festgenommen haben?“
    „Sie konnten erst heute Morgen mit dem Autoverleiher Kontakt aufnehmen.“
    „Was ist mit der Schere? Woher kam sie?“
    „Ich weiß es nicht, aber sie gehört nicht mir, Rachel. Ich habe sie noch nie gesehen.“
    Wenigstens das. „Bist du offiziell verhört worden? Hast du irgendetwas unterschrieben?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts unterschrieben, aber ein Detective hat mich gefragt, ob ich auch ohne Anwalt ein paar Fragen beantworten wolle. Ich habe zugestimmt. Warum auch nicht? Ich habe nichts zu verheimlichen. Ich habe Sal nicht getötet.“
    Rachel gab einen langen Seufzer von sich. Sie war keine Expertin für Strafrecht, aber sie war lange genug mit Preston zusammen gewesen, um zu wissen, dass ein Gespräch mit Polizisten ohne Anwalt einem Geständnis gleichkam.
    Sie verriet Ginnie nichts von diesen deprimierenden Gedanken. Ihre Mutter musste mehr denn je dem Rechtssystem vertrauen. „Na gut“, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie selbst eigentlich verspürte. „Das ist alles nicht so schlimm, wie es sich anhört. Deine Fingerabdrücke sind nicht auf der Mordwaffe, niemand kann als Augenzeuge auftreten. Die Polizei hat gegen dich nur Indizienbeweise in der Hand.“
    „Aber ich war am Tatort.“
    „Ebenfalls Indizien.“
    „Und der Mord an Mario“, erinnerte Ginnie sie. „Vergiss das nicht. Wenn sie mich für den Mord an einem Dassante nicht zum Tode verurteilen, dann eben für den Mord an dem anderen.“
    „Warum überlassen wir das nicht deinem Anwalt?“ Sie sah auf ihre Uhr. „Er müsste inzwischen eingetroffen sein.“ Sie stand auf. „Kann ich noch irgendetwas für dich tun?“
    Ginnie versuchte, sie anzulächeln. „Kannst du mich hier rausholen?“
    „Das werde ich versuchen, Ginnie.“
    Im Warteraum blieb Rachel wie angewurzelt stehen. Nico saß auf der Holzbank, den Kopf in seine Hände vergraben. Neben ihm hockte Erica mit schneeweißem Gesicht und versuchte, ihn zu trösten. Von Hubert war nichts zu sehen.
    Als Erica die Schritte auf dem Kachelboden hörte, sah sie auf. Ihre Augen waren rot unterlaufen.
    „Erica, das mit Sal tut mir so Leid“, begann Rachel. „Ich weiß ...“
    Nico riss den Kopf hoch. In seinen Augen entdeckte sie Trauer, aber auch Hass, der ihr galt. „Bist du jetzt zufrieden?“ fragte er leise und gehässig. „Hast du das gewollt?“
    „Natürlich nicht!“ Bei jeder anderen Gelegenheit hätte sie auf diese unverhohlene Attacke mit einer scharfen Bemerkung reagiert, aber sie wusste, was Trauer in einem Menschen auslösen konnte. „Ich habe Sal nie etwas Schlechtes gewünscht.“
    „Aber du bist der Grund, warum Alyssa zurückgekehrt ist“, fuhr Nico fort. „Wenn du das einzig Richtige getan und ihr gesagt hättest, dass sie in deinem Leben nicht willkommen ist, dann hätte sie sich ins nächste Flugzeug gesetzt und wäre zurück nach Frankreich geflogen. Aber nein, du musstest ja die liebevolle, nachsichtige Tochter spielen. Und jetzt ist mein Vater tot. Dieses

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