Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Wohnzimmer saß und einen Drink zu sich nahm.
Sal lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah seinen Sohn an. Er kostete diesen Augenblick voll aus. „Alyssa ist hier“, sagte er langsam. „In Kalifornien. In Napa Valley, um ganz genau zu sein.“
Nico sah ihn entsetzt an. „Was sagst du? Warum sollte sie hier sein?“
„Sie hat erfahren, dass Lillie lebt, und ist hergekommen. Kelsey hat sie gefunden.“
„Wo ist sie die ganze Zeit über gewesen?“
„Ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht. Sie ist hier, das ist das Einzige, was zählt.“
„Wissen die Cops das?“
Sal schüttelte den Kopf und nippte an seinem Sherry. „Nein, und wir werden es ihnen auch nicht sagen.“
„Warum zum Teufel das denn nicht?“
„Weil ich mir anhören will, was sie zu sagen hat.“
„Seit wann interessiert es dich, was Alyssa zu sagen hat?“
„Seit ich erkannt habe, dass es Rachel etwas bedeutet.“
„Rachel!“ Nico warf die Hände hoch. „Ich hätte es wissen müssen. Erst war es Mario, jetzt ist es Rachel. Rachel hier, Rachel da, den ganzen Tag höre ich nur noch diese Scheiße.“
„Pass auf, was du sagst, wenn du von meiner Enkelin redest.“
Nico schien ihn nicht gehört zu haben. „Du willst dir doch gar nicht anhören, was Alyssa zu sagen hat, Pa. Du willst sie umbringen. Das ist nur ein Vorwand, damit sie sich mit dir trifft.“
Sal musste innerlich lachen. Der Junge war doch nicht ganz so dumm.
„Du irrst dich“, log er. „Ich bin zu alt, um eine solche Wut noch länger mit mir herumzutragen. Wenn sie unschuldig ist, will ich es wissen.“
„Einen Dreck willst du. Du wirst sie umbringen, und du wirst diese Familie zerstören.“
„Ach, hör doch mit diesem Unsinn auf, Nico. Das hier ist nicht 12 Uhr mittags. Ich habe dir gesagt, dass ich mit ihr reden will. Wenn sie lügt, rufe ich die Cops.“
Nico war noch immer nicht überzeugt. „Wo triffst du dich mit ihr? Wann?“
„Weiß ich noch nicht“, log er erneut.
„Du kannst da nicht alleine hingehen, Pa. Du wirst die Beherrschung verlieren, das weiß ich. Lass mich mitgehen.“
„Du gehst mir allmählich auf die Nerven, Nico.“
„Dann werde ich Erica davon erzählen. Sie wird dich schon wieder zur Vernunft bringen.“
Soll sie es doch versuchen, dachte Sal, während er wieder an seinem Sherry nippte. Sie konnte auf ihn einreden, bis sie schwarz wurde. Sie würde nichts ändern können.
Mehrere Minuten lang saß er da und ignorierte Nico, der sich immer noch ereiferte. Er dachte an das Telefonat mit Alyssa. Zuerst war er nicht sicher gewesen, ob sie ihm abnehmen würde, dass jemand das Haus beobachtete, aber der Klang ihrer Stimme hatte ihn erkennen lassen, dass sie ihm glaubte. Sie würde bis heute Abend im Haus bleiben und sich erst dann auf den Weg machen. Und der Rest würde schon bald Geschichte sein.
Einige Wagen parkten auf der Petrified Forest Road, als Ginnie wenige Minuten nach elf die Kirche erreichte. Aber nur einer von ihnen parkte direkt vor der St. Mary’s Church – ein alter Plymouth Kombi, der so groß wie ein Leichenwagen war. Das musste Sals Wagen sein, wer sonst würde ein solches Museumsstück fahren?
Die kleine Reisetasche, die sie gepackt hatte, während sich Hubert im Garten aufgehalten hatte, stand auf dem Fußboden vor dem Beifahrersitz. In ihrer Handtasche hatte sie ihren Reisepass und tausend Dollar in Reiseschecks. Es würde für einen einfachen Flug nach Europa reichen. Nicht nach Frankreich, dort könnte man sie finden, aber vielleicht in die Niederlande oder nach Schweden.
Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, wieder auf der Flucht zu sein und Hubert sowie alles andere, was sie liebte, hinter sich zurückzulassen. Aber wenn in der Kirche irgendetwas schief ging und noch genug Zeit blieb, um zu fliehen, dann hatte sie wenigstens die notwendigen Mittel dafür.
Ihr Körper war steif vor Unbehagen, während sie ihren Wagen hinter dem Kombi abstellte. Im Wagen war niemand zu entdecken, und auch auf der verlassenen Straße waren keine Aktivitäten zu bemerken. Sie stieg aus und kämpfte gegen die Gänsehaut an, die ihren Körper überzog. Ihr Blick fiel auf die Kirche. Hinter einem Bleiglasfenster flackerte ein Licht, vermutlich eine Kerze.
Die Kirchentür war nicht abgeschlossen. Als sie sie öffnete, schlug ihr der vertraute Geruch von Weihrauch entgegen und weckte verschüttete Erinnerungen. Als nur mäßig religiöser Mensch war sie nach Lillies Tod nie wieder in eine
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