Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
er sich nicht vorstellen können, dass sie über ihn hinwegkommen würde. „Ähm ... ja ... also gut. Was ich sagen wollte ... Egal, was zwischen uns geschehen ist, du bedeutest mir nach wie vor noch etwas. Als ich gehört habe, dass deine Mutter in Schwierigkeiten ist ...“
„... wollten Sie zu Hilfe eilen“, fiel Gregory ihm ins Wort. „Wie edel von Ihnen. Und Ihr Entgegenkommen hat ganz bestimmt nichts damit zu tun, dass Virginia Laperousse die Frau eines berühmten Konzertpianisten ist, nicht wahr? Und damit, dass ihre Verteidigung Ihrer im Sinkflug befindlichen Karriere einen gewaltigen Aufschwung geben würde?“
„Sie wissen doch gar nichts über mich“, gab Preston zurück. „Meine Karriere befindet sich ganz sicher nicht im Sinkflug, also halten Sie sich mit vorschnellen Äußerungen gefälligst zurück.“
Gregory lachte. „Vorschnell? Finde ich nicht, Farley. Ich kann Anwälte von Ihrem Schlag meilenweit gegen den Wind riechen.“
„Sie verdammter ...“
Wutentbrannt sprang Preston auf, während Gregory sich gemächlich erhob und erfreut feststellte, dass er einen halben Kopf größer war als der Schönling. „Fangen Sie nichts an, was Sie nicht zu Ende führen können, Farley“, warnte er ihn.
Der Anwalt sah ihn von oben bis unten an, als würde er tatsächlich überlegen, ob er es mit ihm aufnehmen sollte. Dann wechselte er zu einem Blick, der andeuten sollte, dass er sich nicht die Hände schmutzig machen wollte, und wandte sich abermals Rachel zu. Eines musste Gregory ihm lassen, der Kerl wusste, wann er die Richtung wechseln musste. Es reizte ihn zu sehen, wie dieses überhebliche Grinsen verschwand, und er fragte sich, wann es wohl richtig lustig werden würde.
„Lass es mich für dich tun, Rachel, und für deine Mutter. Ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst.“
„Aber Preston ...“, zwitscherte sie. „Du hast nicht zugehört. Ich habe doch gesagt, dass meine Mutter bereits einen Anwalt hat.“ Sie nickte Gregory knapp zu.
Mit den Händen in den Hosentaschen beugte Gregory sich vor und sagte in bester James-Bond-Manier: „Der Name ist Shaw. Milton Shaw.“
Der Schock, der Farley ins Gesicht geschrieben stand, war so verdammt befriedigend, dass Gregory lauthals lachen musste. „Was ist das für ein Gefühl, Farley? Der alte Herr hat Sie wieder mal ausgetrickst.“
Unfähig, ein einziges Wort zu sagen, stand Preston einfach nur da und sah ihn an. „Ist das ein Witz?“ fragte er schließlich, als er sich wieder gefangen hatte. Rachel schüttelte den Kopf.
„Du machst einen großen Fehler“, sagte er und gab seine süßliche Art auf. „Milton Shaw ist nicht der richtige Anwalt für deine Mutter. Er ist großspurig, arrogant und wird ihr Selbstbewusstsein vollkommen zerstören.“
„Machs gut, Preston.“
Kopfschüttelnd und mit einem verständnislosen Seufzer ging er fort.
35. KAPITEL
Nachdem die Corvette außer Sichtweite war, saßen Rachel und Gregory wieder auf der Terrasse und genossen den Rest Kirschkuchen, den Gregory zusammen mit der Schokolade mitgebracht hatte. Beides waren Rachels Lieblingsnaschereien, und sie war gerührt, dass er sich die Mühe gemacht hatte, Tina anzurufen und sie zu fragen, was Rachel mochte.
Bevor der Mann sie zu gefühlsduselig werden ließ, stand sie auf. „Noch etwas Kaffee?“
„Klingt gut. Warte, ich helfe dir hier“, erwiderte Gregory und stand auf, um ihr die Kuchenteller aus der Hand zu nehmen und in die Küche zu bringen. „Das war ein exzellentes Mittagessen, Rachel“, sagte er. „Danke.“
„Gern geschehen.“ Rachel konzentrierte sich auf die Kaffeemaschine und bemühte sich, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Jetzt, da sie allein waren, wurde ihr unmissverständlich deutlich, welche Wirkung Gregory auf sie hatte und wie ihr Körper auf seine Nähe reagierte.
Sie spürte, dass er sie ansah, und blickte über ihre Schulter. Er betrachtete sie mit unverhohlener Bewunderung. Sie hatte diesen Blick schon einmal bemerkt, im Haus seiner Tante Willie, aber dort hatte sie sich sicherer gefühlt, nicht so verletzlich.
Sie lachte kurz und selbstbewusst. „Was ist los? Warum siehst du mich so an?“
Er blickte sie amüsiert an. „Du bist einfach schön anzusehen.“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen. „Ich mache dich doch nicht nervös, oder?“
„Natürlich nicht.“ Sie hoffte, dass er die leichte Rötung ihrer Wangen nicht bemerkte.
Er kam zu ihr und stellte sich so dicht neben sie, dass
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