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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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das Gefühl, dass sie ihm nicht alles sagte, was sie wusste. „Es ist mir leider nicht möglich, darüber zu sprechen.“ Er lächelte sie entschuldigend an. „Ich hoffe, Sie haben Verständnis.“
    „Natürlich. Mir tut es ja auch Leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte.“
    „Mir auch.“ Er reichte ihr seine Visitenkarte. „Falls Ihnen doch noch irgendetwas einfällt, würden Sie mich dann anrufen?“
    „Ganz gewiss.“
    Sie begleitete ihn nicht zur Tür, sondern blieb auf dem Kiesweg stehen. Als er seinen Wagen erreicht hatte und sich umdrehte, stand sie noch immer dort und sah ihm nach.

5. KAPITEL
    So oft Gregory seine Tante besuchte, so oft bewunderte er die Schönheit von Sausalito, der kunstversessenen kleinen Stadt auf der anderen Seite der Bucht. Dieses Mekka für Weltkluge erhob sich an der nördlichen Seite der Golden Gate Bridge, pastellfarbene Häuser klebten an den steilen Klippen oberhalb des Hafens.
    Kein Wunder, dass Willie McBride sich entschlossen hatte, ihren Ruhestand in dieser edlen Umgebung zu verbringen. Ihre ursprüngliche künstlerische Neigung hatte sie zurückgestellt, als sie 1970 von ihrem Mann den Sacramento Ledger erbte. Von dem Augenblick an richtete sie ihre gesamte Energie auf die Zeitung und darauf, die Tradition der Vortrefflichkeit fortzuführen, die ihr Mann begründet hatte. 1997 hatte sie dann nach siebenundzwanzig Jahren und unzähligen Auszeichnungen den Ledger verkauft und sich wieder ihrer ersten Liebe gewidmet, der Malerei.
    Es gab kaum etwas, das sie über Menschen und Ereignisse nicht wusste, und es war einfach erstaunlich, wie präzise sie sich an Ereignisse erinnerte, selbst wenn sie sich vor einem halben Jahrhundert abgespielt hatten.
    Wie stets traf Gregory sie in ihrem sonnendurchfluteten Studio an, von dem aus sie den Hafen überblickte. Willie war eine große, stämmige Frau mit langem grauem Haar, das sie mit einem Gummiband zusammenhielt. Ihre Hände führten kraftvolle, sichere Pinselstriche auf der Leinwand. In ihrem mit Farbspritzer übersäten Kittel stand sie mit dem Rücken zu Gregory und war völlig von ihrer augenblicklichen Arbeit vereinnahmt, einer farbenfrohen und recht modernen Darstellung der schillernden Bucht vor ihr.
    „Ich muss es immer wieder sagen“, erklärte Gregory, der sich gegen den Türrahmen gelehnt hatte. „Picasso war gegen dich ein Anfänger.“
    Ein kehliges Lachen seiner Tante war die Reaktion auf seine Worte. „Und dieser Kommentar“, sagte sie, während sie die Leinwand mit einem letzten Spritzer Orange versah, „kann nur von meinem Lieblingsneffen kommen, dem Kunstkritiker.“
    „Soweit ich weiß, bin ich dein einziger Neffe.“
    „Recht hast du.“ Nachdem sie den Pinsel zu einem halben Dutzend anderer in eine Kaffeekanne gesteckt hatte, drehte sie sich zu ihm um. Ihre dunklen, intelligenten Augen sprühten vor Humor. „Komm her, du gut aussehender Teufel“, sagte sie und streckte ihm die Arme entgegen. „Komm her und gib deiner alten Tante einen dicken Kuss.“
    Gregory ging auf sie zu und umarmte sie. „Wie gehts dir, Tante Willie?“
    „Fit wie ein Turnschuh, wie man heute sagt.“ Sie klopfte ihm tadelnd auf den Arm. „Aber warum hast du nicht angerufen? Ich hätte dir etwas Feines gekocht.“
    „Genau darum habe ich nichts gesagt. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du so einen Aufwand betreibst. Ein Sandwich und ein Bier tun es auch.“
    „Ach.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich kann auch ohne Vorwarnung etwas Besseres auf die Beine stellen.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Aber ein Bier klingt im Augenblick nach einer wunderbaren Idee.“
    Momente später saß Gregory in Willies Salon, eine eiskalte Flasche Bier in der Hand. So wie der Rest des Hauses wirkte auch dieses Zimmer, das so groß und hell war wie ihr Atelier, wie ein internationaler Basar. Es war bis auf den letzten Zentimeter voll gestellt mit Möbelstücken und Artefakten, die Willie und ihr Ehemann und Starreporter Carl McBride von ihren vielen Reisen mitgebracht hatten: afrikanische Masken, Korbstühle mit hohen Rückenlehnen, Teppiche, die das Stammesleben zeigten, und das eine Objekt, das ihn schon als kleiner Junge begeistert hatte: ein über vier Meter langer Königsdorsch, den sein Onkel vor der Küste von Florida gefangen hatte.
    „Also“, Willie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und legte die Beine auf den Tisch mit den Löwentatzen, „was willst du denn heute wissen?“
    Gregory lachte: „Du

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