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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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und verließ sein Büro.
    „Our Lady of Good Counsel“ war ein rosafarbenes, mit Stuck verziertes Gebäude, das den zahlreichen Missionen glich, die spanische Padres im achtzehnten Jahrhundert überall entlang der kalifornischen Küste errichtet hatten. Am Rand von Santa Rosa in Sonoma County gelegen, war das Kloster umgeben von einem schmiedeeisernen Zaun, der von Efeu überzogen war. Hinter dem Gitter führte der Kiesweg durch einen üppigen, schattigen Garten.
    Bevor er sein Büro verließ, hatte Gregory zunächst im Kloster anrufen wollen, um sicher zu sein, dass Schwester Mary-Catherine noch immer dort war. Über dreißig Jahre waren eine lange Zeit, und abhängig davon, wie alt die Nonne 1968 gewesen war, konnte sie inzwischen im Ruhestand oder sogar verstorben sein. Nach gründlicher Überlegung hatte er sich aber dafür entschieden, unangemeldet im Kloster aufzutauchen. Diese Methode führte oft zu den besten Ergebnissen. Er hoffte, dass das diesmal der Fall sein würde.
    Nachdem er an der Kette der altmodischen Glocke gezogen hatte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis eine in Schwarz gekleidete Nonne ans Tor kam.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie höflich.
    Als sie nahe genug war, konnte Gregory sehen, dass sie sehr jung war, höchstens zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig. „Guten Morgen, Schwester“, sagte er und verbeugte sich leicht. Er hatte noch nie mit einer Nonne zu tun gehabt, hielt aber eine ehrerbietige Haltung nicht für verkehrt. „Mein Name ist Gregory Shaw. Ich möchte zu Schwester Mary-Catherine.“
    „Schwester Mary-Catherine ist im Moment in der Kapelle. Aber das wird nicht mehr allzu lange dauern.“ Die Nonne nahm einen Schlüssel von der Wand und schloss das Tor auf. „Würden Sie bitte im Garten auf sie warten.“
    „Ja, selbstverständlich, danke.“
    Sie öffnete das Tor. „Sobald Schwester Mary-Catherine frei ist, lasse ich sie wissen, dass Sie hier sind.“
    Gregory bedankte sich nochmals und sah ihr nach, wie sie sich entfernte. Auf dem Kies waren ihre Schritte fast nicht zu hören. Die Hände in die Taschen gesteckt, sah er sich um und nahm die völlige Ruhe und das Gefühl vollkommenen Friedens in sich auf. Er fragte sich, wie es wohl sein musste, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr hinter diesen Mauern zu verbringen. Vielleicht hatte die mysteriöse Alyssa hier auch einige Zeit verbracht. Vielleicht war sie selbst auch eine Nonne gewesen.
    „Guten Morgen.“
    Erschrocken drehte sich Gregory um. Die Nonne, die nun vor ihm stand, war erheblich älter als die erste. Gregory schätzte sie auf Mitte sechzig. „Guten Morgen.“ Er fühlte sich auf einmal ein wenig verlegen und nahm die Hände aus seinen Taschen. „Schwester Mary-Catherine?“
    Sie nickte. „Was kann ich für Sie tun, Mr. Shaw?“
    „Ich suche jemanden, Schwester, und habe gehofft, Sie könnten mir weiterhelfen. Eine Frau namens Alyssa. Ich habe leider keinen Nachnamen, aber sie könnte 1968 hier oder in der Umgebung gelebt haben.“
    Auch wenn ihr Gesicht keine Veränderung zeigte, hatte Gregory das Gefühl, dass er eine leichte Anspannung in ihren Schultern bemerkte. „Ich kenne niemanden, der so heißt“, sagte sie. Ihre Stimme war ruhig und gleichmäßig und verriet nichts von der Spannung, die er wahrzunehmen geglaubt hatte.
    „Ich verstehe.“ Gregory schwieg einen Moment lang, weil er sie nicht mit einer Fülle von Fragen überschütten wollte. „Und was ist mit Helen Spaulding?“ fragte er schließlich. „Kommt Ihnen dieser Name vertraut vor? Mir wurde gesagt, dass sie und Alyssa Freunde waren und sich hier in Santa Rosa begegnet sein könnten.“
    Schwester Mary-Catherine machte ein ernsthaft bedauerndes Gesicht. „Ich fürchte, dass ich auch sie nicht kenne, Mr. Shaw.“
    „Was ist mit den anderen Nonnen? Könnte eine von ihnen sie gekannt haben?“
    „Bedauerlicherweise sind alle Nonnen, die zur fraglichen Zeit in ,Our Lady‘ waren, inzwischen verstorben.“
    „Oh, das tut mir Leid.“ Wieder legte er eine angemessene Pause ein, bevor er weitersprach. „Wenn ich Sie fragen darf, Schwester: Was genau tun Sie hier?“
    Sie bedachte ihn mit einem milden Lächeln. „Wir unterhalten ein kleines Waisenhaus.“
    „Ich verstehe.“
    Schwester Mary-Catherine schob die Hände in die weiten Ärmel. „Ist es Ihnen möglich, mir zu sagen, warum Sie diese Frau suchen, Mr. Shaw? Hat sie irgendein ... Unrecht begangen?“
    Sie sah ihn ohne die mindeste Regung an, und doch hatte er erneut

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