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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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gehören.
    Auf der anderen Seite tat ihm Annie Leid. Ja, sie war verschlagen, sie manipulierte andere, und sie war von ganzem Herzen eine Lügnerin, aber tief in seinem Inneren hatte er immer gefühlt, dass sie eine verlorene Seele war, die immer noch nach sich selbst suchte. Was würde es schon ausmachen, wenn er ein paar Fragen stellte, um wenigstens herauszufinden, ob diese mysteriöse Alyssa noch lebte? Mehr musste er für den Moment nicht machen. Seine Tante Willie konnte seine Ermittlungszeit sogar auf die Hälfte reduzieren. Als ehemalige Eigentümerin und Herausgeberin des Sacramento Ledger gab es nur wenig, was sie nicht wusste.
    Als hätte Annie seine Gedanken gelesen, schniefte sie leise. Diesmal wartete ihre Stimme mit einer großen Dosis Melodrama auf. „Ich bin so einsam, Gregory.“
    „Du bist nicht einsam, Annie. Du hast eine Familie, Freunde, ein Geschäft.“
    Sie reagierte mit einem kurzen, verbitterten Lachen. „Meine Familie behandelt mich wie eine Aussätzige. Ich habe keine Freunde. Und seit gestern habe ich auch kein Geschäft mehr, nur einen Job.“ Sie begann wieder zu weinen. „Nenn mich sentimental“, sagte sie, „aber mit einem Mal ist diese Frau für mich sehr wichtig geworden.“
    „Viel Information hast du mir bislang nicht gegeben“, erinnerte er sie, während er noch immer nach einer diplomatischen Möglichkeit zum Rückzug suchte.
    „Ich weiß. Darum bin ich auch zu dir gekommen“, antwortete sie mit einem süßen, vertrauensseligen Lächeln. „Luke hat immer gesagt, du seist der Beste. ,Wenn alle Stricke reißen’, sagte er, ,dann gib Gregory den Job.’“
    Er reagierte mit einem zurückhaltenden Lächeln. Was war aus dem „billigen Schnüffler“ geworden?
    „Ich zahle dir, was immer du haben möchtest“, fuhr sie fort, als er nicht antwortete. „Nenn mir einfach dein Honorar.“ Sie durchsuchte ihre Handtasche und zog ein Scheckheft heraus.
    Bevor sie es öffnen konnte, hielt Gregory sie auf. „Wir sollten das erst noch zurückstellen. Lass mich erst mal sehen, was ich herausfinden kann.“
    Ihr Gesichtsausdruck hellte sich augenblicklich auf. „Das heißt, du machst das? Du suchst für mich nach Alyssa?“
    „Ich werde es versuchen“, sagte Gregory und fragte sich, ob er nicht seinen Entschluss bereuen würde. „Mehr kann ich nicht versprechen.“
    „Um mehr kann ich dich auch nicht bitten.“ Annie war wieder sie selbst. Sie stand auf, ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, wobei sie ihren Körper länger gegen seinen drückte, als es erforderlich gewesen wäre. „Danke“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Gregory löste sich sanft aus ihrer Umarmung. Das Letzte, was er wollte, war, ihr etwas Falsches zu signalisieren. „Ich rufe dich in ein paar Tagen an. Ich lasse dich dann wissen, was ich herausgefunden habe.“
    „Gut.“ Sie sah sich um. „Hast du ein Badezimmer?“ fragte sie lächelnd. „Ich glaube, ich muss mich ein wenig frisch machen.“
    Er deutete auf eine Tür und sah ihr nach, wie sie sich mit dem gleichen verführerischen Hüftschwung entfernte, und musste grinsen. Annie mochte noch so verzweifelt sein, aber ihre Prioritäten hatte sie nicht aus den Augen verloren.
    Momente später war sie zurück. Die Waschbäraugen waren verschwunden, und auf ihren Lippen glänzte eine frische Schicht karmesinroten Lippenstifts. „Ich weiß, dass du die Diskretion in Person bist. Trotzdem möchte ich es sagen, damit es keine Missverständnisse gibt. Ich möchte nicht, dass irgendjemand von unserer kleinen ... Abmachung erfährt. Die gesamte Spaulding-Familie eingeschlossen.“
    Gregory nickte und nahm die Visitenkarte, die sie ihm reichte.
    „Ruf mich lieber zu Hause an, nicht auf dem Weingut“, wies sie ihn an. „Tag und Nacht. Wenn ich nicht da bin, sprich auf den Anrufbeantworter.“
    An der Tür, die er ihr aufhielt, blieb sie noch einmal kurz stehen. „Zu schade, dass ich nicht so schlau war, dich anstelle von Luke zu heiraten“, erklärte sie mit Schwindel erregender Überzeugung. „Irgendetwas sagt mir, dass wir gut zueinander gepasst hätten.“
    Diesmal konnte er nicht verhindern, laut zu lachen. Weil sein Beruf damals viel zu tief unter ihrem sozialen Status rangierte, hatte sie ihn vom ersten Augenblick an gehasst. Sie war sogar gegen die Freundschaft zwischen Gregory und Luke gewesen und hatte behauptet, er übe einen schlechten Einfluss auf ihren Ehemann aus.
    „Das bezweifle ich“, sagte er.
    Sie klimperte mit den Lidern

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