Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
sollten hier noch ein wenig Merlot beimischen“, schlug sie vor. „Höchstens zwei Prozent, und dann wollen wir doch mal sehen, was passiert.“
Während Vince die Anweisung notierte, blickte Rachel auf und sah Courtney vor dem Fenster stehen. In ihrer ausgebleichten Jeans und ihrem rosa Twinset und mit den Schulbüchern unter dem Arm sah sie einfach reizend aus. Und ein wenig rot im Gesicht.
Rachel stellte das Reagenzglas zu den anderen in den Ständer, entschuldigte sich bei Vince und ging nach draußen, um ihre Nichte zu begrüßen. „Courtney! Das ist aber eine angenehme Überraschung.“
„Hi, Tante Rachel. Wenn du zu beschäftigt bist, kann ich später wiederkommen.“
„Auf keinen Fall. Vince kommt ein paar Minuten auch ohne mich zurecht.“ Sie nahm die Nichte an der Hand. „Komm mit in mein Büro. Wie gehts dir überhaupt?“
„Ich sollte eigentlich diese Frage stellen.“ Rachel bemerkte, dass Courtney sich umsah, als suche sie jemanden. „Ich habe dich ein paar Mal angerufen“, fuhr sie fort. „Aber ich habe immer nur deinen Anrufbeantworter erreicht.“
Rachel führte sie in ihr Büro, schloss aber nicht die Tür hinter sich. „Das tut mir Leid, ich bin in letzter Zeit ziemlich gedankenlos.“ Sie nahm ihre Lieblingsposition ein, indem sie sich mit der Hüfte gegen ihren Schreibtisch lehnte. „Um ehrlich zu sein, ich habe mir in den letzten Tagen ein wenig selbst Leid getan. Aber jetzt geht es wieder. Ich werde dich nie wieder ignorieren, das verspreche ich dir.“
Courtney schüttelte kurz den Kopf. „Das habe ich nicht gemeint. Es ist nur so ... ich wollte dir helfen, aber ich wusste nicht, wie.“
Rachel war gerührt von Courtneys Mitgefühl. „Du hilfst mir jetzt, Süße, indem du hier bist.“
„Oh, Tante Rachel“, sagte Courtney, dann schossen ihr die Tränen in die Augen. „Es tut mir so Leid, was alles geschehen ist, vor allem mit Preston. Ich kann einfach nicht glauben, dass er mit dir Schluss gemacht hat. Das war so gemein.“
„Eigentlich hat er mir damit einen Gefallen getan“, sagte Rachel schulterzuckend. „Er hat mir die Augen geöffnet, und ich habe eingesehen, dass er mich in Wahrheit gar nicht liebte. Stell dir vor, ich hätte das nach unserer Hochzeit herausgefunden.“
„Dann ...“ , fragte Courtney vorsichtig, „... bist du über ihn hinweg?“
„Nicht ganz, aber ... ich bin auf dem besten Weg.“
„Du glaubst gar nicht, wie froh ich darüber bin“, sagte Courtney und lehnte sich vor. „Stimmt es, dass du seine Sachen in die Altkleidersammlung gegeben hast?“
„Jawohl.“
Courtney unterdrückte ein Lachen. „Auch den Armani?“
„Ja, den auch. Mit allem anderen, was er bei mir gelassen hatte.“
„Oh, Mann“, rief Courtney lachend. „Weiß er das schon?“
„Er hat es gestern Abend erfahren, als er in seiner Post einen Brief von der Altkleidersammlung erhielt ... ein freundliches Dankeschön für seine großzügige Spende.“
„Hat er dich angerufen? War er wütend?“
„Er hat gedroht, mich zu verklagen“, sagte Rachel und dachte an das kurze Telefonat am Vorabend zurück. „Ja, ich würde sagen, dass er leicht verärgert war. Ich habe mir seine Beschimpfungen ungefähr fünf Sekunden lang angehört, dann habe ich aufgelegt.“
„Und? Hast du dich besser gefühlt? Nachdem du seine Kleidung weggegeben hast, meine ich?“
Rachel kicherte. „Um ehrlich zu sein, ist es mir inzwischen ein wenig unangenehm. Aber in dem Augenblick hatte es sehr gut getan.“
Als hätte ein Radar etwas aufgefangen, fuhr Courtney herum und ließ beinahe ihre Bücher fallen. Rachel folgte ihrem Blick und sah, dass Ryan Cummings vor ihrem Fenster stand und mit dem Kellermeister sprach.
Sie musste lächeln. So sehr sich Courtney auch bemüht hatte, bei jedem Zusammentreffen mit Ryan ruhig und gelassen zu bleiben, waren ihre Gefühle für Rachels attraktiven Assistenten einfach nicht zu übersehen. Das Mädchen war Hals über Kopf in ihn verliebt, aber das war auch nur zu verständlich. Ryan war einfach hinreißend.
Als sich Rachel zurückhaltend räusperte, lief Courtney hochrot an und sah rasch wieder zu ihrer Tante.
„Du magst Ryan, oder?“ fragte Rachel sanft.
Courtney reagierte mit einem beifälligen Schulterzucken. „Er ist in Ordnung.“
„Er ist außerdem ungebunden, was bedeuten dürfte, dass er für den Herbstball keine Begleiterin hat. Der steht uns ja bald bevor, wie du weißt.“
Der Herbstball, der in diesem Jahr von Spaulding
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