Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Finger nach. „Was machst du morgen Abend?“
„Arbeit nachholen“, sagte sie. Es war die Wahrheit. „Dieser ganze Mist mit Rachel hat alle Zeitpläne durcheinander gebracht. Ich muss die Einladungsliste für den Herbstball durchgehen und eine ganze Reihe von Anrufen erledigen.“
„Mitten in der Nacht?“
„Wenn es bei uns Nacht ist, sitzt man in Europa bereits beim Frühstück, mein Lieber.“
„Hm, daran hatte ich gar nicht gedacht.“ Plötzlich strahlten seine Augen vor Begeisterung. „Ich hatte gerade eine geniale Idee. Lass uns zusammen zum Herbstball gehen!“
Sie sah ihn entsetzt an: „Bist du verrückt? Das hätte mir gerade noch gefehlt.“
„Was ist daran so verkehrt? Darfst du keinen Begleiter mitbringen?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Rachel gefallen würde, wenn ich mit ihrem Schützling aufkreuze. So paranoid, wie sie im Moment ist, würde sie das als einen weiteren Verrat auslegen.“
„Das ist albern. Es ist doch nichts falsch, dass wir eine Beziehung haben. Wir begehen schließlich kein Verbrechen.“
„Glaub mir, es würde Aufmerksamkeit erregen. Und das möchte ich nicht.“
„Früher oder später müssen wir es ohnehin publik machen.“
Annie versteifte sich. Da war wieder so eine Bemerkung, die auf etwas viel Ernsteres anspielte, als ihr lieb war. „Warum?“
„Weil“, sagte er, zog das Bettlaken ein wenig herunter und küsste den Ansatz ihres Busens, „ich dich heiraten möchte und ...“
„Hey! Einen Augenblick mal!“ Sie riss das Laken an sich und sprang aus dem Bett. „Wer hat hier jemals ein Wort von Heirat gesagt?“
Offensichtlich verletzt, sah Ryan sie mit seinem traurigen Dackelblick an. „Wir haben nie wirklich darüber gesprochen, aber ... darauf läuft es doch hinaus, oder? Ich meine ... ich liebe dich, Annie. Das weißt du.“
„Wie kannst du mich lieben? Wir sind erst seit zwei Wochen zusammen.“
„Oh, Annie“, antwortete er lachend. „Ich war schon verrückt nach dir, als ich noch bei den Pfadfindern war. Du bist der einzige Grund, warum ich bei Spaulding angefangen habe, Baby. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich dir das in den letzten zwei Jahren hatte sagen wollen. Ich war nur nicht sicher, ob es dir auch so ging. Also bin ich auf Distanz geblieben.“
Das stimmte. Ryan war stets der perfekte Gentleman gewesen. Erst in der Nacht nach Grandmas Beerdigung hatte sich ihre Beziehung geändert. Er hatte bei ihr zu Hause vorbeigeschaut, um zu sehen, ob es ihr gut ging, und sie allein und in Tränen aufgelöst im Garten vorgefunden.
Als sie ihm erzählte, dass Rachel das Weingut geerbt hatte, war er liebevoll und tröstend gewesen. Schließlich hatten sie sich unter freiem Himmel geliebt, nur beobachtet von den Sternen, ohne daran zu denken, dass jeden Moment jemand aus dem Haus kommen und sie eng umschlungen vorfinden könnte. Die Gefahr, ertappt zu werden, hatte ganz im Gegenteil sogar dazu geführt, dass ihrem Liebesspiel ein prickelndes Element der Gefahr hinzugefügt worden war, ein erotischer Kick, der den Moment noch aufregender gemacht hatte.
Der Erinnerung an diese erste und jede der folgenden Nächte erweichte sie ein wenig. „Du bist ein wunderbarer Mensch, Ryan“, sagte sie und hoffte, es nicht ganz so verletzend ausdrücken zu können. „Und du bist ein wundervoller Liebhaber, aber ich bin noch nicht bereit für eine Ehe.“
„Warum? Etwa wegen Rachel?“
„Wegen vieler Dinge. Eines dieser Dinge ist, dass ich im Moment sozusagen auf Bewährung bin.“
Sofort machte sich der Beschützerinstinkt in ihm bemerkbar. „Warum? Was machen sie mit dir?“
„Oh, es ist eigentlich nur eine kleine Familienangelegenheit, aber meine Schwester hat wie üblich aus einer Mücke einen Elefanten gemacht.“
„Was für eine Familienangelegenheit?“
„Ich kann es dir nicht sagen, doch ich kann dir versichern, dass ich erledigt bin, wenn es auch nur die winzigste Störung oder den Hauch eines Skandals von meiner Seite gibt.“
„Aber das ist doch nicht fair!“ Ryans Empörung war so ehrlich, dass sie lächeln musste. „Du hast für Spaulding Vineyards mehr getan als Rachel, Sam und Hannah zusammen. Ohne dich wäre das Unternehmen in den letzten Jahren niemals so immens gewachsen.“
Annie strich ihm über die Wange. Endlich mal jemand, der ihren Wert zu schätzen wusste. Wie reizend. Vielleicht sollte sie ihn noch eine Weile bei sich halten, schließlich tat er ihrem Ego gut. „Danke, dass du das
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