Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
sprechen.
Rachel biss sich auf die Unterlippe, dann spulte sie das Band zurück, um sich die Aufnahme noch einmal anzuhören. Sal sprach mit tiefer, rauer Stimme, die zu dem Foto passte, das sie von ihm in den Zeitungen gesehen hatte: durchfurchte Züge, ein kräftiger Kiefer, stechende Augen.
Er wollte sie also sehen. Das überraschte sie nicht. Vielmehr hatte sie sich bereits gefragt, wann er sich bei ihr melden würde und was sie zu ihm sagen sollte.
Der Anruf war ein wenig beunruhigend. Rachel trat ans Fenster und sah hinaus in die sternlose Nacht, die zu kalt war, um nach draußen auf die Terrasse zu gehen. Sie atmete tief durch und blieb am Fenster stehen, da sie nicht wusste, was sie machen sollte. Als sie Sam vor kurzem gesagt hatte, dass sie nicht daran interessiert sei, sich mit den Dassantes zu treffen, hatte sie jedes Wort auch so gemeint. Allerdings war da die Neuigkeit noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Jetzt hatten sich die Umstände geändert, und nach allem, was sie über Sal gehört hatte, würde er nicht nach nur einem Anruf aufgeben.
Ihr Blick wanderte zurück zum Anrufbeantworter. Sie hatte das Unterschwellige im Ohr, das Zögern in seiner Stimme, als rechne er bereits damit, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte.
Während sie überlegte, wie sie mit seinem Anruf umgehen sollte, rief sie sich alles in Erinnerung, was sie in den letzten Tagen über Sal erfahren hatte: die Anschuldigungen, die er nie bestritten hatte, sein unverhohlener Hass auf ihre Mutter, seine unaufhörliche Suche und seine neuerlichen Bemühungen, sie aufzuspüren. Rachel schauderte. Von dem Blut abgesehen, das durch ihre Adern floss, hatte sie mit diesem Mann nichts gemeinsam. Und selbst das reichte nicht aus, um sie zu einem Rückruf zu veranlassen.
Sie fasste ihren Entschluss, ging zurück zum Telefon und löschte Sals Nachricht. Sie musste gar nichts unternehmen. Er würde schon früh genug verstehen, dass sie von ihm nichts wissen wollte. Und dann würde er sie in Ruhe lassen. So einfach war das.
Zufrieden mit sich, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, ging sie in die Küche, um das Abendessen zuzubereiten.
Das silberne Licht der Mondsichel bahnte sich seinen Weg durch die Jalousien und fiel schließlich auf das grüne Laken auf dem großen Bett. Annie kicherte, als sie fühlte, wie sich der feste Körper ihres Liebhabers an sie schmiegte
„Hör auf damit“, sagte sie, als er von hinten seine Hände auf ihre Brüste legte.
„Warum?“ fragte er, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte.
„Weil ich jetzt nach Hause muss, um ein wenig zu schlafen. Ich muss morgen früh raus.“
Sie konnte bereits seine Erektion fühlen, ließ sich aber nicht erweichen. Sie spürte, dass sie älter wurde. Diese langen Nächte forderten ihren Preis – in ihrem Gesicht und bei ihrer Arbeitsleistung. „Komm schon“, sagte sie und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen. „Lass mich gehen.“
„Nicht, solange wir uns nicht noch einmal geliebt haben.“
„Gott, du bist unersättlich.“
Er lachte: „Was soll ich sagen? Du weckst das Tier in mir.“
Sie liebte es, so etwas von ihm zu hören. Sie liebte die Leidenschaft in seiner Stimme, und vor allem liebte sie die Macht, die sie über ihn hatte. Mit neununddreißig Jahren und damit kurz vor dem nächsten runden Geburtstag war diese Macht über einen sechsundzwanzig Jahre alten Hengst wie Ryan Cummings etwas, von dem viele Frauen in ihrem Alter nur träumen konnten.
Aber es gab einen kleinen Haken in dieser fast vollkommenen Beziehung. Ryan hatte sich verändert. Zunächst war es ihr kaum aufgefallen. Sein plötzliches Interesse an ihren Aktivitäten hatte sie als amüsant und sogar schmeichelnd empfunden. Doch inzwischen kam es ihr einengend vor. Und vor wenigen Tagen hatte er ihr dann gesagt, dass er sie liebte.
Das hatte ihr eine Höllenangst eingejagt. Sie wollte nicht, dass diese Beziehung zu einer Liebe führte. Spaß, ja. Guter Sex, keine Frage. Aber Liebe? Auf keinen Fall.
Während er ihren Rücken streichelte, schloss sie die Augen. Sie hasste es, sich von ihm zu trennen. Von seiner Besessenheit abgesehen war Ryan ein fantastischer Liebhaber. Und erst mal diese Hände, o Gott.
Fest entschlossen, nicht nachzugeben, setzte sie sich auf und bedeckte ihre nackten Brüste mit dem grünen Bettlaken. „Später, Ryan.“
„Okay.“ Unbeeindruckt stützte er sich auf einen Ellbogen und zog die Konturen ihres Mundes mit seinem
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