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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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überrascht mich nicht. Er ist ein sehr verschlossener Mann. Darum mögen die Leute ihn nicht. Sie kennen ihn einfach nicht.“
    „Er macht aber nicht den Eindruck, dass ihm das schlaflose Nächte bereitet.“
    „Den Eindruck hat er noch nie gemacht“, sagte Erica und trank wieder aus der Dose. „Bis gestern.“
    Erica sah einem Pick-up nach, der mit Weinkisten beladen in Richtung Zufahrtsstraße abfuhr. „Er hat dich sehr geliebt, weißt du?“ fuhr sie fort. „In den zwei Wochen nach deiner Geburt hat er immer nach dir gesehen und mit dir gesprochen. Mario war sein Lieblingssohn, und darum warst du auch etwas Besonderes.“
    Sie senkte den Blick. „Dann starb Mario, und aus seiner Liebe wurde Hass. Hass auf deine Mutter, weil sie seinen Sohn umgebracht hatte. Hass auf die Polizei, weil sie sie nicht finden konnte. Er war sogar auf Nico und mich wütend, obwohl wir wirklich alles taten, um ihn zu trösten.“
    Rachel hatte Mitleid mit der Frau. Das Leben in diesem Haus konnte nicht einfach gewesen sein. „Die ersten Wochen müssen für dich bestimmt schwierig gewesen sein.“
    „Für jeden von uns. Vor allem aber für Sal. Er war damals erst zweiundvierzig, aber über Nacht alterte er bestimmt um zwanzig Jahre. Er verlor das Interesse an seinem Geschäft, an den wenigen Freunden, die er hatte, und an seiner Familie. Ohne Mario hörte er sozusagen auf zu existieren.“
    „War das der Augenblick, in dem Nico das Geschäft übernahm?“
    Sie lachte. „Oh, Himmel, nein. Sal hatte in Nico nie das Vertrauen, das Mario genossen hatte. Er hatte sich nur für einige Zeit zurückgezogen. Nach wenigen Monaten hatte er das Ruder wieder fest in der Hand, und von dem Moment an war die Farm das Einzige, was ihm etwas bedeutete.“
    „Und Alyssa“, fügte Rachel an. „Soweit ich weiß, hat er das nie vergessen.“
    „Das stimmt. Nico und ich haben immer und immer wieder versucht, ihn dazu zu bringen, Alyssa endlich zu vergessen. Ich wusste, dass uns das nur mit einem Enkel gelungen wäre, der die Enkelin ersetzt hätte, die er verloren hatte.“ Sie seufzte lange und traurig. „Nach einigen Monaten stellte sich heraus, dass wir niemals Kinder bekommen konnten. Nico ist unfruchtbar.“
    „Oh, Erica“, sagte Rachel betroffen. „Das tut mir Leid.“
    „Mir auch. Bis Alyssa dich zur Welt brachte, war mir nie klar gewesen, wie sehr ich selbst ein Kind haben wollte.“
    Rachel dachte an das hübsche kleine Mädchen, das sie im Kloster gesehen hatte. „Habt ihr nie an eine Adoption gedacht?“
    „Nico wollte davon nichts wissen. Sal auch nicht. Und damit gingen die Jahre ins Land, und Sals Verbitterung und der Hass auf Alyssa wurden immer stärker.“
    „Ich könnte mir ein solches Leben nicht vorstellen“, sagte Rachel kopfschüttelnd. „Mit einer solchen Wut, die tagein, tagaus an mir nagt.“
    Erica stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und strich eine Strähne ihres ebenholzschwarzen Haars hinter ihr Ohr. „So ist Sal nun mal.“
    „Aber er sucht nicht länger nach Alyssa, oder?“ fragte Rachel ein wenig zaghaft. „Ich meine, er hat mir versprochen, die Suche aufzugeben.“
    „Das hat er auch. Das wissen ebenfalls nicht viele Menschen, aber Sal hält sein Wort.“
    „Da bin ich froh“, sagte Rachel, die von seiner Ernsthaftigkeit nicht völlig überzeugt gewesen war und seinen Anruf beim Winters Journal zunächst für eine Farce gehalten hatte, mit der er sie hatte beeindrucken wollen. Sie war erleichtert, dass Erica ihm so bedingungslos vertraute. „Du magst Sal sehr, nicht wahr.“ Es war mehr eine Bemerkung als eine Frage.
    Erica nickte. „Mein Vater starb, als ich noch ein Teenager war. Als ich Nico heiratete, wurde Sal mein Ersatzvater.“ Sie lächelte. „Und als Alyssa einzog, wurde sie für mich zu der Schwester, die ich nie hatte.“
    „Ich habe gleich gemerkt, wie viel du für sie empfindest“, sagte Rachel und dachte daran, wie warmherzig Erica sie willkommen geheißen hatte.
    „Es war einfach unmöglich, Alyssa nicht zu mögen. Sie war hübsch, witzig und immer nett und hilfsbereit. Als sie in dieses große alte Haus einzog, war sie wie ein frischer Wind. Sie lachte und sang immer – unanständige Lieder, die sie aus dem Striplokal kannte, in dem sie gearbeitet hatte.“ Erica musste lachen. „Wenn wir allein waren, bewegte sie sich ab und zu so wie früher auf der Bühne. Das habe ich immer gemocht.“
    Ericas Finger bewegten sich über eine abgesplitterte Stelle im Holz und

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