Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
gehen?“
„Ich rufe Rick an.“
Minuten später hielt ein uniformierter Officer neben dem Cherokee. Ricardo Torres, den Rachel seit der dritten Klasse kannte, ging um den Jeep herum und inspizierte ihn kurz. „Du bist okay, Rach?“ fragte er.
„Mir gehts gut.“
Er schrieb alles auf, was sie ihm sagen konnte, doch als Sam erwähnte, dass es sich um dieselben Teenager handelte, die am vergangenen Wochenende verhaftet und gleich wieder freigelassen worden waren, schüttelte Rick den Kopf. „Sie sind zwar wieder raus, aber ihre Fahrerlaubnis wurde bis auf weiteres einbehalten. Und ihr Pick-up wurde beschlagnahmt. Ich glaube nicht, dass sie es waren.“
„Aber du wirst es überprüfen?“ fragte Sam.
„Selbstverständlich. Ich werde auch die graue Farbe am Jeep im Labor untersuchen lassen, um festzustellen, ob sie zu irgendeinem anderen Wagen passt, den die Kids haben könnten.“
Er holte ein Taschenmesser hervor und kratzte einige der Lackspuren ab, um sie in eine Plastiktüte zu verpacken. „Ich rufe in den Werkstätten rund, ob irgendwo ein Pick-up mit beschädigter Frontpartie angemeldet wurde. Ich glaube allerdings nicht, dass jemand so dumm ist und den Wagen in eine Werkstatt bringt. Außerdem fürchte ich, dass wir ohne das Nummernschild nie dahinterkommen werden, wer der Kerl war.“
Rachel nickte. Damit hatte sie schon gerechnet. „Tu einfach, was du kannst, Rick.“
„Das mache ich.“ Er küsste sie auf die Wange. „Ich lasse dich wissen, was ich herausgefunden habe. Und ich halte das so weit unter Verschluss, wie es geht.“
„Das wäre mir sehr recht.“
Nachdem er sich verabschiedet hatte, lehnte Rachel Sams Angebot an, sich von ihm nach Hause fahren zu lassen. Stattdessen fuhr sie selbst mit dem Jeep zu ihrem Bungalow. Von dort rief sie ihren Versicherungsvertreter an, der ein alter Freund von Hannah war und der versprach, umgehend einen Gutachter zu ihr zu schicken.
Während sie auf dessen Ankunft wartete, fragte sie sich, ob der Zwischenfall das Werk irgendeines Verrückten war, dem es gefiel, anderen Leuten Angst einzujagen, oder ob es sich um jemand handelte, der einen persönlichen Rachefeldzug gegen sie führte.
Die Idee erschien ihr völlig absurd. Die Bewohner des Tals bildeten eine Gemeinschaft, die zusammenhielt, die von einem freundlichen Wettbewerb und einer Kameradschaft geprägt war, wie sie so nirgendwo sonst im Land zu finden war. Sie konnte sich nicht vorstellen, wen sie kannte, der ihr etwas antun wollte, und trotzdem ...
Wieder musste sie an Joe Brock denken und an seinen unübersehbaren Zorn auf sie. Vielleicht war dieses Unübersehbare aber auch nur der Grund, warum er ihr so schnell als Verdächtiger in den Sinn kam.
Ehe sie sich weiter mit ihren Verdächtigungen beschäftigen konnte, klingelte es an der Haustür. Der Gutachter war eingetroffen.
19. KAPITEL
Der Frühnebel hatte sich verzogen und einem kobaltblauen Himmel mit nur wenigen verstreuten Wolken Platz gemacht. Rachel ging zügig über den Hof in Richtung Verkaufsbüro, um eine Bestellung eines Restaurantbesitzers aus Sonoma zu überprüfen, der behauptete, keine Lieferung erhalten zu haben. Normalerweise überließ sie solche Angelegenheiten ihrem Abteilungsleiter, doch der Kunde hatte bei ihr angerufen, also hatte sie ihm versprochen, sich persönlich um den Fall zu kümmern.
Früh am Morgen hatte Rick Torres angerufen und ihr die Resultate aus dem Polizeilabor mitgeteilt. Die graue Farbe war ein Standardprodukt, das in den siebziger Jahren von verschiedenen Fahrzeugherstellern verwendet worden war. Er hatte ihr vorgeschlagen, die Proben an ein Labor in San Francisco zu schicken, wo mit präziseren Tests Jahr und Hersteller leichter ermittelt werden konnten. Rachel war damit einverstanden gewesen, solange der Zwischenfall nicht publik wurde.
Nach dem, was Rick am Abend zuvor gesagt hatte, war es keine große Überraschung gewesen, dass in keiner Werkstatt ein grauer Pick-up zur Reparatur abgegeben worden war. Und was die beiden Teenager anging, die Sam im Verdacht hatte, war herausgekommen, dass keiner von ihnen noch einen weiteren Wagen besaß.
Das einzig Positive war, dass Chuck Willard, der Gutachter von der Versicherung, volles Verständnis gezeigt hatte, den Zwischenfall nicht an die Öffentlichkeit zu bringen. Er hatte ihr versprochen, dass er mit niemandem außerhalb der Schadensregulierungsabteilung darüber sprechen würde. Und die befand sich zum Glück in San Francisco. Der
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