Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
konnte sie nichts erkennen. Um ihm zu signalisieren, dass er zu dicht hinter ihr war, trat sie kurz auf die Bremse. Sie sah in den Rückspiegel, doch der Fahrer hatte den Abstand nicht um einen Zentimeter vergrößert.
„Dich werde ich anzeigen, Freundchen“, murmelte sie, aber als sie versuchte, im Spiegel sein Nummernschild zu entziffern, musste sie feststellen, dass es schlammverschmiert war.
Unter anderen Umständen hätte sie angehalten, um dem abenteuerlustigen Fahrer die Meinung zu sagen, doch dieser Straßenabschnitt war viel zu schmal und zu kurvenreich, um den Wagen sicher anzuhalten. Vielleicht sollte sie die Polizei anrufen und ...
Der plötzliche Aufprall traf sie völlig unvorbereitet. Schockiert wurde ihr klar, dass der Pick-up ihren Wagen gerammt hatte. Der Cherokee brach gefährlich aus, und Rachel lenkte fluchend gegen. Erst als die Reifen wieder griffen, gestattete sie sich ein erleichtertes Ausatmen.
„Was für ein Spielchen spielst du mit mir?“ schrie sie und sah wieder in den Spiegel.
Bevor sie sich entscheiden konnte, ob sie anhalten oder weiterfahren sollte, trat der Fahrer hinter ihr in dem Moment wieder aufs Gas, als sie gerade auf eine noch schärfere Kurve zufuhren. „Pass bloß auf!“
Ihre Warnung verhallte ungehört, der Wagen kam näher und näher, während Rachel spürte, dass Panik von ihr Besitz ergreifen wollte. Dieser Vollidiot spielte kein Spielchen, er wollte sie von der Fahrbahn in den Abgrund drängen.
Diesmal war der Aufprall richtig heftig. Der Jeep schoss nach vorne und näherte sich bis auf wenige Zentimeter dem steilen Straßenrand. Rachels Kopf schlug hart gegen die Kopfstütze.
Alle Ratschläge ihres Vaters und ihrer Großmutter über das Fahren im Gebirge schossen ihr durch den Kopf. Sie trat stotternd auf das Bremspedal, während sie gegen die Drehrichtung lenkte. Wieder gelang es durch ihre Entschlossenheit, den Wagen auf der Straße zu halten.
Sie sah, dass der Pick-up abermals beschleunigte, und ihre Panik wich einer simplen, unverfälschten Furcht. Der Bastard würde nicht aufgeben, ehe er ihren Wagen in den Abgrund geschoben hatte.
Zu ihrer großen Überraschung und Erleichterung wurde er plötzlich langsamer, und im nächsten Moment erkannte sie den Grund. Zwei weitere Wagen fuhren bergauf, ihre Nebelscheinwerfer erhellten den Dunst.
Sie gab Gas, wobei sie die Geschwindigkeitsbeschränkung ignorierte. Sie wollte nur diesem Wahnsinnigen entkommen.
Als er sie wieder eingeholt hatte, befand sie sich bereits kurz vor der Einfahrt zu Spaulding Vineyards. Mit quietschenden Reifen bog sie von der Straße ab, während der Pick-up weiterfuhr, und wurde erst langsamer, als sie den Parkplatz auf dem Hof erreichte. Noch immer erschüttert von dem Vorfall, saß sie im Wagen, atmete schwer und hatte den Kopf auf das Lenkrad gelegt.
„Rachel?“
Als sie Sams besorgt klingende Stimme hörte, hob sie den Kopf.
„Was ist los?“ fragte er und öffnete die Fahrertür.
Rachel nahm seine Hand und stieg aus, um ihm dann zu erzählen, was geschehen war.
Mit finsterem Blick blinzelte Sam in Richtung der Gebirgsstraße. „Wieder diese Halbstarken“, murmelte er.
„Welche Halbstarken?“
„Letztes Wochenende wurden zwei Teenager festgenommen, die auf der Oakville Grade das gleiche Spiel veranstaltet haben. Sie haben einen alten Mann fast zu Tode erschreckt. Die Eltern haben dann ein paar hochkarätige Anwälte aufgefahren, und die Kids wurden prompt wieder freigelassen.“
„Ich habe nur den Fahrer im Wagen gesehen.“
„Wie sah er aus?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich konnte ihn nicht erkennen. Und das Nummernschild war praktischerweise völlig verdreckt.“
Sie ging mit Sam um den Wagen, um den Schaden zu begutachten. Die hintere Stoßstange war demoliert, und beide Rückleuchten waren zersplittert.
„Wir müssen das melden“, sagte Sam. „Der Polizei und der Versicherung.“ Er ging wieder nach vorne, um Rachels Autotelefon zu benutzen, aber sie hielt ihn zurück. „Ich möchte nicht, dass das publik wird, Sam.“
„Warum denn das nicht? Du könntest jetzt ebenso gut tot sein, Rachel!“
„Ich weiß, aber ich möchte den Betrieb des Weinguts nicht noch weiter stören. Alles normalisiert sich im Augenblick wieder, Sam. Lass es uns dabei belassen.“
„Willst du diese Rabauken ungeschoren davonkommen lassen?“
„Wenn sie es waren, natürlich nicht. Aber ich möchte es auf die leise Tour machen.“
„Und wie soll das
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