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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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zeichneten die Kanten auf der Oberfläche nach. „Aber der Spaß hielt nicht lange an.“
    Vielleicht war das jetzt die Gelegenheit, mehr über Alyssa zu erfahren. „Ich habe in einer Zeitung gelesen, dass sie und Sal von Zeit zu Zeit aneinander gerieten.“
    „Von Zeit zu Zeit?“ Erica rollte mit den Augen. „Sie stritten sich ständig. Sal mag es nicht, wenn man seine Entscheidungen in Frage stellt, und genau das machte Alyssa ziemlich oft. Ihr missfiel die Art, wie er seine Wanderarbeiter behandelte, was wiederum Sal rasend machte.“
    „Er misshandelte seine Arbeiter?“
    Erica zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, ich war damals gerade zweiundzwanzig. Ich habe mich nicht so sehr darum gekümmert, was sich auf der Farm abspielte. Aber deine Mutter schon. Sie war eine Idealistin, sie hat sich für die Unterdrückten eingesetzt. Die Arbeiter wussten das und bewunderten sie dafür. Nur machte das die Situation noch angespannter.“
    „Hat Sal jemals versucht, sich zu ändern?“
    Sie lachte. „Du machst wohl Witze. Sal soll sich von einer Frau etwas sagen lassen? Er soll sich vorschreiben lassen, wie er sein Unternehmen führt?“ Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. „So was macht er nicht mit. Er hatte Mario vielmehr gesagt, er solle seine Frau unter Kontrolle haben. Aber Alyssa ließ sich nicht kontrollieren, erst recht nicht mit Drohungen.“
    Ein Windstoß wehte ihr das schwarze Haar ins Gesicht, und sie strich es wieder zurück. „Schließlich wurde ihr Leben so unerträglich, dass sie genug davon hatte und Mario um die Scheidung bat. Mario wollte davon aber nichts hören.“
    Von Ericas Enthüllungen ermutigt, stellte Rachel die Frage, die ihr nicht aus dem Sinn ging. „Erzähl mir etwas über die Nacht, in der sie ... fortging.“ Sie wollte nicht „in der sie Mario umbrachte“ sagen, da sie mittlerweile immer weniger daran glaubte, dass ihre Mutter eine Mörderin sein sollte. „Ich habe viel in den Zeitungen darüber gelesen, aber ich würde es gerne von jemandem hören, der dabei war.“
    Erica sah sie einen Moment lang an, dann sprach sie mit gedämpfter Stimme weiter. „Es war eine entsetzliche Nacht. Finster und stürmisch, voller Vorboten eines drohenden Unheils. Ich konnte nicht schlafen. Stürme machen mich nervös. Ich stand auf und ging in den kleinen Salon neben unserem Schlafzimmer und begann zu lesen. Da hörte ich, dass sich Alyssa und Mario stritten. Unser Zimmer liegt direkt über der Garage, und als ich ans Fenster ging, sah ich den Mercedes von Alyssa in der Einfahrt. Lillie ... dich“, berichtigte sie sich, „hatte sie auf den Beifahrersitz gestellt. Der Streit wurde immer heftiger, und ich bekam Angst, weil Mario ein sehr aufbrausendes Temperament hatte. Ich fürchtete, er könne Alyssa etwas antun. Ich weckte Nico auf und wir liefen nach unten.“
    Wieder sah sie matt zur Seite. „Es war zu spät“, sagte sie fast tonlos.. „Mario war bereits tot.“
    Den Rest der Geschichte kannte Rachel. „Glaubst du, dass sie ihn umgebracht hat?“ fragte sie leise.
    Erica seufzte. „Ich weiß es wirklich nicht, Rachel. Ich habe mir diese Frage hundert Mal gestellt. Aber in einer Sache bin ich mir ganz sicher. Wenn sie ihn getötet hat, dann war es ein Unfall. Ich bin sicher, dass sie fortgehen wollte und Mario sie daran hinderte.“
    „Hast du das der Polizei gesagt?“
    „Natürlich. Sal war außer sich. Er sagte, ich hätte die Familie verraten. Eine Zeit lang dachte ich, er würde mich rauswerfen, aber dazu kam es nicht.“ Ihr Gesicht nahm wieder sanfte Züge an. „Er ist einer von diesen Hunden, die bellen, aber nicht beißen.“
    Erica öffnete ihre Tragetasche und suchte etwas. „Ich weiß, dass du die Fotos in den Zeitungen gesehen hast“, sagte sie. „Aber ich dachte mir ...“ , sie zog ein Farbfoto aus der Tasche, „dass dir das gefallen würde.“
    Der Schnappschuss zeigte Alyssa in ihrer ganzen Schönheit. Braun gebrannt und strahlend stand sie auf einem Segelboot, hielt sich am Mast fest, ihr langes Haar wehte im Wind. Sie trug einen Badeanzug mit einem tief ausgeschnittenen Rücken und einem aufgestickten Anker auf der rechten Hüfte. Neben ihr lächelte eine schlanke Erica in die Kamera und hatte einen Arm um Alyssas Schultern gelegt.
    Rachels Kehle zog sich zu. Sie stellte sich vor, wie dieselbe wunderschöne Frau Lillie in ihren Armen hielt, ihr ein Lied sang und wie in ihrem Traum beruhigend auf sie einredete. „Sie sieht so glücklich

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