Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
deine Klappe, Nico.“ Dann sah er zu Erica. „Hat sie irgendetwas darüber gesagt, dass sie ihre Mutter finden will?“
„Nein.“
Erica vermied es, in dem Moment Sal anzusehen. Er wusste, dass sie log, aber das war in Ordnung. Es genügte, dass er es wusste.
„Ich war sehr beeindruckt von ihr“, fuhr sie fort. „Sie hat viel Arbeit mit Spaulding Vineyards. Und sie arbeitet hart.“ Sie nahm einen Happen von ihrer Pasta. „Sie arbeitet fast jeden Tag von sieben Uhr morgens bis zehn oder elf Uhr abends. Manchmal sogar noch länger.“
Sal war sofort besorgt. „Ist sie dann ganz allein dort?“
„Ich schätze ja, aber es scheint ihr nichts auszumachen.“ Erica brach ein Stück Brot ab und tunkte es in die Tomatensauce. „Sie sagt, dass sie abends besser arbeiten kann, weil dann niemand mehr da ist.“
„Das gefällt mir nicht“, sagte Sal, während er eine Flasche Spaulding Pinot Noir nahm, den er nach Rachels Besuch gekauft hatte, und sein Glas auffüllte. „Eine Frau, die nachts alleine arbeitet, fordert Probleme regelrecht heraus. Ich werde mit ihr darüber reden müssen.“
„Um Gottes willen, Pa“, sagte Nico mit vollem Mund. „Sie ist eine erwachsene Frau. Warum willst du dich in ihr Leben einmischen und ihr Ratschläge geben, die sie ohnehin nicht befolgen wird?“
„Woher willst du wissen, dass sie das nicht machen wird? Bist du auf einmal ein Experte für das Verhalten von Enkelinnen?“
„Ich bin ein Experte, was dich angeht, Pa, und ich sage dir, dass du dich zum Narren machst, was diese Frau angeht. Sie wird dieser Familie nur Probleme bereiten. So wie ihre Mutter.“
„Pass auf, was du sagst, Nico.“
„Warum? Hast du Angst, dass ich die Wahrheit sagen könnte?“
„Ich habe Angst, dass mir die Hand ausrutschen könnte.“
Erica stieß ihren Mann dezent gegen den Arm, war aber nicht dezent genug, als dass Sal es nicht bemerkt hätte.
Nico verstand die Botschaft, richtete den Blick auf seinen Teller und aß schweigend weiter.
„Und ... ist es schon Wein?“
Rachel erkannte Gregorys tiefen Bariton und drehte sich um, während sie das Glas in der Hand hielt, aus dem sie gerade gekostet hatte. „Der ist noch ein paar Jahre lang kein Wein, jedenfalls kein großartiger Wein.“ Sie ging zu ihm und nahm überrascht zur Kenntnis, dass sein Besuch sie aufmunterte. „Was führt dich her?“
„Ich wollte dich zu einer kleinen Fahrt ins Blaue einladen.“
„Musst du nicht irgendeinen Manager vernichten?“ Sie hielt das Glas ins Licht und prüfte die tiefrote Farbe des Weins. „Oder ein Unternehmen unter die Erde bringen?“
Er lachte. „Denkst du so über mich?“
„Ich habe Gerüchte gehört. In Finanzkreisen nennt man dich den Hai. Du stürzt dich auf die Verwundeten und frisst sie roh.“ Sie hielt das Glas an ihre Nase und inhalierte den Geruch tief, während Gregory jede einzelne ihrer Bewegungen beobachtete.
„Du darfst nicht alles glauben, was du hörst. Wenn du mich erst mal richtig kennen gelernt hast, wirst du merken, dass ich kein Hai bin, sondern eher ein Guppy.“
Rachel schnupperte noch mal an dem Cabernet. „Eine Fahrt ins Blaue? Wohin genau?“
„San Francisco. Jonsey Malone möchte dich sehen.“
Rachels Herz machte einen kleinen Satz. „Wirklich.“
„Mhm.“
„Wann?“
„Jetzt sofort, wenn du Zeit hast.“
Sie stellte das Glas auf ein Holzbrett, das am Fass angebracht war. „Ich muss mich nur schnell frisch machen und meinem Assistenten Bescheid sagen, dann bin ich sofort da.“
Minuten später saß Rachel in Gregorys Jaguar, den er mit viel Geschick lenkte. Rachel war dankbar für die Pause und für die Gelegenheit, den Zwischenfall auf dem Silverado Trail zu vergessen. Sie lehnte sich zurück und erzählte ihm, was sie von Erica erfahren hatte. „Alyssa hatte keine Verwandten“, sagte sie seufzend. „Und von Jonsey abgesehen, hatte sie auch keine Freunde.“
„Vielleicht brauchen wir nur Jonsey ...“ , entgegnete Gregory, unterbrach aber seinen Satz abrupt, um das Radio lauter zu drehen. Rachel bemerkte, dass sich sein Ausdruck verhärtet hatte. „Heute Morgen“, sagte der Sprecher, „wurde Freddy Bloom, besser bekannt als der Schlitzer, des Mordes an zwei Studentinnen aus Marin County für schuldig befunden. Wir schalten jetzt um zu unserem Korrespondenten vor dem Gerichtsgebäude, wo Blooms Anwalt Milton Shaw jeden Augenblick eine Erklärung verlesen wird.“
Genauso abrupt, wie er lauter gestellt hatte, schaltete
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