Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
wie jedes Mittel recht sein, auch wenn sie in seinen Augen nicht zu einem Mord fähig war. Für Erica gab es kein erkennbares Motiv, aber er hatte sie mit auf die Liste gesetzt, weil sie Nicos Frau war.
Er schob sich den letzten Löffel Cornflakes in den Mund und stellte die Schale in die Geschirrspülmaschine. Vielleicht sollte er Detective Crowley anrufen, um nachzufragen, ob das Labor schon irgendwelche Fingerabdrücke hatte auswerten können.
Eine Stunde später beendete Gregory in seinem Büro soeben eine Konferenzschaltung mit einem voraussichtlichen Klienten, als sein Vizepräsident Ed Summer zur Tür hereinsah. „Ich habe die Karten, die du haben wolltest.“
Gregory legte den Hörer auf und stöhnte. „Was denn, das Konzert war doch nicht ausverkauft?“
Ed, ein großer, schlaksiger Mann mit einer randlosen Brille, lachte, während er sich in einen Sessel fallen ließ. „Machst du Witze? Das ist seit zwei Wochen ausverkauft. Aber wenn man zwei Kinder hat, dann lernt man schnell, die richtigen Verbindungen aufzubauen.“
Er zog drei Eintrittskarten aus seiner Brusttasche und legte sie auf Gregorys Schreibtisch. „Mit freundlichen Grüßen von ATC für hervorragende Arbeit. Buzz Felman persönlich hat sie mir gegeben.“
„Wow, jetzt bin ich aber richtig beeindruckt. Danke, Ed. Ich werde dafür sorgen, dass sich meine Tochter persönlich bei dir bedankt.“ Er steckte die Karten in seine Hemdtasche, dann fügte er an: „Wie kommt die Bewertung von Tyler Communications voran?“
„Gerade abgeschlossen. Du hast sie noch vor fünf Uhr auf deinem Schreibtisch.“
„Und das Resultat?“
Ed seufzte. „Für Tyler Communications nicht gut. Die vorgeschlagenen Regierungsmaßnahmen werden die Expansion ernsthaft behindern und die Erträge allein im ersten Jahr um fünfzehn Prozent niedriger ausfallen lassen. Damit ist es höchst unwahrscheinlich, dass Brechner Technologies den Kauf durchziehen wird.“
„Hast du mit ihnen gesprochen?“
„Vor einer Minute. Sie sind enttäuscht, aber auch froh, dass wir so gründlich sind. Sie werden uns auf jeden Fall wieder einen Auftrag geben.“
„Gut.“ Gregory öffnete eine andere Akte. „Noch etwas zu der Überprüfung der Vergangenheit dieses Finanzabteilungsleiters von Prentis Enterprises. Ich möchte, dass du dir die Akte ansiehst und prüfst, was ich bislang zusammengetragen habe. Es könnte sein, dass du den Fall von mir übernehmen musst.“
„Klar. Verreist du?“
„Nein, aber in den nächsten Wochen werde ich immer wieder außer Haus sein. Ich untersuche den Vorfall bei Spaulding Vineyards.“
„Ich habe davon gehört. Kann ich dir irgendwie dabei behilflich sein?“
Gregory schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, aber vielen Dank für das Angebot, Ed.“
Die anschließenden Stunden gingen die beiden neue Projekte durch, steckten zeitliche Rahmen ab, legten fest, wer von Shaws drei anderen Teilhabern welchen Auftrag übernehmen würde und wie viele Arbeitsstunden jeder Auftrag in Anspruch nehmen würde.
Um acht Uhr am Abend klingelte Gregorys Telefon – das Gespräch, auf das er die ganze Zeit über gewartet hatte. In Paris war es zwar fünf Uhr morgens, doch Todd Stark, sein Freund bei Interpol, klang frisch und munter. „Dich bekommt man aber auch nur schwer ans Telefon“, sagte Gregory nach der Begrüßung.
Todd lachte. „Das wäre bei dir nicht anders, wenn du einer richtigen Arbeit nachgehen würdest, anstatt den ganzen Tag nur in deinem Hochhaus zu sitzen und Zahlen zu studieren.“
„Richtige Arbeit? Du meinst durch ganz Europa stolzieren, mit schönen Frauen ausgehen, teuren Champagner schlürfen, und das alles für Gott und Vaterland?“
Am anderen Ende der Leitung war ein leises Lachen zu hören. „Die letzte schöne Frau, mit der ich ausgegangen bin, hat mich aus einem Balkonfenster im dritten Stock gestoßen.“
Gregory musste lachen. Schon auf dem College war ihre freundschaftliche Beziehung davon geprägt gewesen, den jeweils anderen auf eine nette Weise aufzuziehen.
„Na gut“, sagte Todd dann. „Wirst du mich auch aufklären, warum du mir in ganz Frankreich hinterhertelefonierst?“
Gregory wurde ernst und sagte ihm, was er über Alyssa Dassante alias Virginia Potter wusste.
„Die Namen sagen mir auf Anhieb nichts“, erwiderte Todd, während Gregory hörte, wie er auf einer Computertastatur tippte. „Und in meinem Datenbestand tauchen sie auch nicht auch. Seit wann ist sie verschwunden?“
„Seit
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