Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
dass dich jemand von der Straße drängen wollte?“
„Weil ich keinen Sinn darin gesehen habe, es dir zu sagen“, sagte sie schulterzuckend.
Sie ist hart, aber auch erschrocken, dachte er. „Tina meint, du solltest noch eine Weile hier bleiben.“
Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Das kann ich nicht.“
„Sie hat mich gewarnt, dass du das sagen würdest. Ihr zufolge bist du der starrsinnigste Mensch, den sie kennt.“
Rachel lächelte. „Man muss schon selbst starrsinnig sein, um das zu erkennen.“
Ihr Verleugnen der Gefahr, in der sie geschwebt hatte und vielleicht immer noch schwebte, störte ihn. „Das ist nicht witzig, Rachel. Zwei Mal bist du nur knapp dem Tod entkommen. Zwei Mal!“
„Das sagt mir jeder.“ Sie sah, dass er weiterhin missbilligend dreinblickte, und fügte hinzu: „Hör zu, ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich das auf die leichte Schulter nehme, was gestern Abend passiert ist.“
„Genau das machst du aber.“
„Nein. Ich bin nur davon überzeugt, dass Spaulding insgesamt Schaden zugefügt werden sollte, nicht mir persönlich.“
„Schaden zufügen? Indem ein paar leere Fässer zertrümmert werden?“
„Vielleicht wussten die Täter nicht, dass sie leer waren. Wenn sie voll gewesen wären, dann hätte sich der Schaden auf einige hunderttausend Dollar belaufen können.“
„Und was ist mit dem Wagen auf dem Silverado Trail? Glaubst du auch, dass das Spaulding insgesamt gelten sollte?“
„Wir wissen ja nicht mal, ob die beiden Vorfälle zusammenhängen.“
Sein Gefühl sagte ihm, dass es so war. „Sam meint, dass dieser ehemalige Angestellte für letzte Nacht verantwortlich sein könnte.“
Ihr Blick wurde ärgerlich. „Er irrt sich. Joe Brock würde so etwas niemals machen. Dafür respektiert er viel zu sehr die Arbeit, die hier geleistet wird.“
„Aber er hat dir gedroht, als er letzte Woche auf dem Gut war.“
Sie nahm ein Stück Muffin und kaute es langsam. „Er war an dem Tag nicht er selbst. Er hatte getrunken. Die Leute reden viel, wenn sie getrunken haben, ohne dass sie das auch meinen.“
„In dem Fall hast du wohl nichts dagegen, wenn ich ihn überprüfe, oder?“
Ihr scharfer Blick verriet ihm, dass sie sehr wohl etwas dagegen einzuwenden hatte. „Warum willst du das machen?“
„Weil ich nicht untätig rumsitzen werde, während irgendein Verrückter da draußen herumläuft und darauf wartet, den nächsten Anschlag zu unternehmen.“
„Wenn du mir Angst machen willst, dann funktioniert das.“ Sie sah ihn düster an, während sie das nächste Stück aß. „Aber ich werde trotzdem in meinem Haus schlafen.“
Wie konnte man nur so verbohrt sein? „Unter einer Bedingung“, kam er ihr entgegen. „Du arbeitest nicht mehr bis in die Nacht. Du machst um fünf Uhr Feierabend, so wie alle deine Angestellten.“
Ein Lächeln umspielte ihren Mund. „Du machst dich allmählich richtig unbeliebt, weißt du das?“
„Gewöhn dich lieber dran.“ Er trank seinen Kaffee aus. „Willst du heute arbeiten?“
„Natürlich.“ Sie war entsetzt, dass er etwas anderes erwarten konnte.
„Gut, ich komme mit. Du kannst mich herumführen und mit den Leuten bekannt machen, die für dich arbeiten.“
Das schien sie nicht sonderlich zu freuen. „Du meinst, du fragst meine Angestellten aus?“
„Wie soll ich sonst herausfinden, wer dir das angetan hat?“
„Detective Crowley wird das nicht sehr freuen, dass sich auch ein Privatdetektiv in die Sache reinhängt.“
„Soll ich dir was sagen?“ Er nahm ein Stück Muffin von ihrem Teller und fütterte sie damit, während sie ein wenig die Augen zusammenkniff. „Es schert mich einen Dreck, was Crowley freut oder nicht freut.“
Sie gab ein leises Schnaufen von sich. „Und mich nennt man aufgeblasen.“
Während er dasaß und sie ansah, wurde ihm klar, dass sein Vorsatz, Geschäft und Vergnügen nie miteinander zu verbinden, längst Vergangenheit war. Er beugte sich über den Tisch, fasste mit zwei Fingern ihr Kinn und küsste sie auf den Mund.
Bevor sie reagieren konnte, hatte er sie bereits losgelassen. „Mach dich fertig. Ich muss um zehn im Büro sein.“
24. KAPITEL
Rachel war erschöpft. Neben ihren normalen täglichen Aufgaben musste sie sich mit Leuten von der Versicherung treffen, die den Schaden der letzten Nacht begutachten wollten, mit Handwerkern und natürlich mit Detective Crowley, dessen Gespräch mit Joe Brock wenig ergeben hatte. Joe hatte kategorisch
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