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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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Autorin des bereits erwähnten Übersichtsartikels fasst zehn Arbeiten 32 zusammen, in denen Hintergrundmusik im Zusammenhang mitLernen untersucht wurden (Felix, 1993). Neun Arbeiten haben sich streng an Losanows Vorgaben gehalten und Barockmusik verwendet, während eine Arbeit auch romantische Musik als Hintergrund eingesetzt hat. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass neun der zehn Arbeiten einen fördernden Effekt des Musikhörens auf das Lernen berichtet hätten. In acht Studien überprüften die Autoren den Einfluss des Musikhörens während des Lernens auf das unmittelbare Gedächtnis. Hiermit ist die Gedächtnisleistung unmittelbar nach dem Lernen gemeint. Von diesen acht Studien offenbarten sechs fördernde Effekte auf das Lernen. Sieben Untersuchungen überprüften auch verzögerte Gedächtnisleistungen etwa 48 Stunden nach dem Lernen unter Musikeinfluss. Von diesen sieben Studien offenbarten sechs günstige Effekte des Musikhörens. Im Rahmen einiger weniger der hier referierten Untersuchungen wurde auch während der Gedächtnistests (also nach dem Lernen) Musik präsentiert. Diese Ergebnisse fielen etwas inkonsistenter aus. Einige zeigten leistungsfördernde, andere neutrale oder gar leistungsmindernde Effekte des Musikhörens beim Gedächtnistest. Die Autorin stellte fest, dass Musikhören beim Gedächtnistest offenbar zu besseren Testleistungen führte, wenn den Probanden die gleiche Musik wie beim Lernen vorgespielt wurde. Interessant ist der Befund einer anderen Studie, in der neben der Barockmusik auch noch romantische Musik («Der junge Prinz und die junge Prinzessin» aus Nikolai Rimsky-Korsakoffs «Scheherazade-Suite») verwendet wurde (Schuster und Mouzon, 1982). Die Versuchsgruppe, die während des Lernens und Abrufens der zu lernenden Informationen Barockmusik gehört hatte, schnitt am besten ab. Jene Versuchsgruppe, welche die romantische Musik hörte, war zwar im Hinblick auf die Lernleistungen besser als die Versuchsgruppe, welche keine Musik hörte, aber eben schlechter als die «Barockmusikgruppe». Die klare Botschaft scheint hier also zu sein, dass Musikhören (insbesondere Hören von Barockmusik) während des Lernens und Abrufens von Gedächtnisinformationen alles in allem Lernen und Gedächtnis zu fördern scheint. Aber Vorsicht: Der Teufel steckt im Detail (s. folgende Abschnitte). Wenden wir uns daher zunächst den Arbeiten zu, die in von Fachleuten begutachteten (
peer-reviewed
) Zeitschriften publiziert worden sind.
    5.3
    Ergebnisse aus Zeitschriften, die von Fachleuten begutachtet werden
    Die wissenschaftlichen Arbeiten, die in von Fachleuten begutachteten (
peer-reviewed
) Zeitschriften erschienen sind, ergeben ein viel differenzierteres Bild im Hinblick auf die Wirkung von Hintergrundmusik auf verschiedene psychische Leistungen. Bevor ich auf die Einzelbefunde eingehen werde, muss ich darauf hinweisen, dass das Interesse an den Effekten von Hintergrundmusik auf psychische Leistungen durch unterschiedliche Motive genährt wird.
    1.   Vorwiegend war und ist man daran interessiert herauszufinden, ob verschiedene Varianten von Hintergrundmusik die Primärtätigkeiten stören. Dies ist insbesondere für die Arbeitspsychologie von besonderem Interesse. Im Rahmen dieses Forschungsbereiches ist man z.B. daran interessiert festzustellen, ob Hintergrundmusik unterschiedlicher Art Arbeitsleistungen negativ oder positiv beeinflusst.
    2. Erst nachgeordnet kann man ein direktes Interesse an leistungssteigernden Effekten ausmachen. Meist sind dies Untersuchungen, die mehr oder weniger direkt die «Versprechungen» der Suggestopädie oder ähnlicher Bewegungen einer wissenschaftlichen Überprüfung unterziehen.
    5.3.1
    Musik und Arbeit
    Der Einfluss von Hintergrundmusik auf verschiedene Tätigkeiten und Leistungsmaße ist schon seit rund 70 Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Mittlerweile sind sehr viele Arbeiten zu diesem Themenbereich erschienen, die jedoch keine eindeutigen Befunde zutage gefördert haben (z.B. Furnham und Allas, 1999; Furnham, Trew und Sneade, 1999; Furnham und Bradley, 1997). Man kann vielmehr festhalten, dass die unterschiedlichen Befunde große Interpretationsspielräume eröffnen, um die Wirkung des passiven Musikhörens auf kognitive Leistungen zu beschreiben, die von Stimmungsaufhellung bis hin zu kognitiver Belastung reichen. In

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