Macht Musik schlau?
den Anfängen dieser arbeitspsychologischen Forschung wurden eher die stimmungsaufhellenden Effekte der Hintergrundmusikthematisiert, um die Stimmung bei langweiligen Arbeitsabläufen aufzubessern. Die Arbeiter gaben dann oft an, dass beim Hören anregender Musik während der Arbeit die Zeit schneller zu verstreichen scheine. Dieser subjektive Eindruck konnte in einer experimentellen Untersuchung belegt werden. In dieser Arbeit mussten die Testpersonen die Dauer von Zeitintervallen während des Hörens unterschiedlicher Hintergrundmusik schätzen. Hierbei zeigte sich, dass je nach Hintergrundmusik die Zeitintervalle länger oder kürzer eingeschätzt wurden (Kellaris und Kent, 1992), wobei die geschätzte Zeit «länger» war, wenn die Probanden angenehme Musik hörten, während die geschätzte Zeit beim Hören unangenehmer Musik deutlich kürzer ausfiel. Neben diesem eher subtilen Effekt konnte auch gezeigt werden, dass insbesondere bei einfachen Tätigkeiten die Mitarbeiter offenbar sehr gerne Musik hörten und ihnen auch keine nennenswerten Fehler in ihren Arbeiten unterliefen (Oldham, Cummings, Mischel, Schmidhe und Zhan, 1995). Bei schwierigeren Aufgaben wendet sich allerdings die positive Gesamtsicht, und die Hintergrundmusik kann dann schnell als belastend und störend empfunden werden. Eine sehr interessante Untersuchung hat gezeigt, dass kurze Perioden, in denen Musik präsentiert wird, die Arbeitsleistung durchaus erhöhen kann (Fox und Ebrey, 1972). Offenbar wirken kurze Phasen von Musik stimulierend, da sie neu sind und eine Abwechslung im Ablauf darstellen. Wahrscheinlich ist hier die aktivierende Wirkung von Hintergrundmusik von entscheidender Bedeutung. Auch Persönlichkeitseigenschaften sind wichtige Variablen, welche die Wirkung von Hintergrundmusik erklären können. In diesem Zusammenhang wird sehr häufig das Persönlichkeitskonzept Introversion-Extraversion verwendet. Introvertierte Menschen sind eher auf sich selbst bezogen, während Extravertierte mehr nach auÃen gewandt sind und sich gerne mit ihren Mitmenschen auseinandersetzen. In verschiedenen Studien konnte eindrücklich gezeigt werden, dass bei Introvertierten die Leistung in verschiedenen Aufgaben (Gedächtnistests, Lesetests, aber auch andere Varianten von Leistungstests) abnimmt, wenn sie im Hintergrund Musik hören. Auch wenn die Versuchspersonen Hintergrundmusik hörten, die sie selbst ausgewählt haben, weil sie ihnen besonders gefällt, bleibt der leistungsmindernde Effekt erhalten. Introvertierte werden durch Hintergrundmusik bei verschiedenen Tätigkeiten stärker gestört. Diese Befunde passen sehr gut zum Persönlichkeitskonzept Extraversion-Introversion. Gemäss diesem Konzept sind Extravertierte quasi von Natur aus auf stärkere Stimulation von auÃen angewiesen.Das bedeutet, ihr Gehirn benötigt externe Stimulation, um auf ein optimales Aktivierungsniveau zu gelangen. Insofern ist es durchaus plausibel, dass Hintergrundmusik bei diesem Personenkreis einen leistungsfördernden Effekt ausübt, denn durch die Hintergrundmusik wird die Grundaktivität des Gehirns auf ein höheres Niveau «verschoben». Wenn dieses Aktivierungsniveau erreicht ist, können dann andere Tätigkeiten optimaler durchgeführt werden. Bei Introvertierten ist dies anders. Sie haben bereits ohne Hintergrundstimulation ein mehr oder weniger optimales Aktivierungsniveau, das durch zusätzliche Hintergrundstimulation «überaktiviert» wird. Bei «Ãberaktivierung» arbeitet das Gehirn dann in einem suboptimalen Modus.
Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass die arbeitspsychologische Forschung belegt, dass positive und negative Einflüsse von Hintergrundmusik existieren. Wichtige Variablen sind hierbei Schwierigkeit der Primärtätigkeit (je schwieriger die Aufgabe, desto negativer wirkt die Hintergrundmusik), Länge der Hintergrundmusik (kurze Phasen scheinen besser zu sein als lange), stimmungsaufhellender und aktivierender Charakter der Musik und die Persönlichkeit des Hörenden (Introvertierte werden stärker durch Hintergrundmusik gestört als Extravertierte).
5.3.2
Schule, Lernen und Universität
Fördernde Einflüsse von Hintergrundmusik wurden insbesondere für solche Musik berichtet, welche keine besonders intensiven Aufmerksamkeitskapazitäten erfordert und auch nicht mit verbalen Leistungen
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