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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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der Eindruck entstehen mag, dass sie die Musik nur passiv (also ohne eigenes Dazutun) hört. Unser Gehirn muss auch beim passiven Musikhören die Musik verarbeiten. Wir werden darauf in Kapitel 7 noch einmal zu sprechen kommen. Da wir nur über beschränkte Kapazitäten für die Kontrolle psychischer Funktionen verfügen (z.B. Aufmerksamkeit etc.), muss im Fall von Doppeltätigkeiten die mentale Kontrollkapazität auf die beiden Tätigkeiten aufgeteilt werden. 33 Wie man die Kapazitäten aufteilt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Man kann beide Tätigkeiten mit gleicher Konzentration ausführen, oder der einen oder anderen Aufgabe mehr oder wenigerKonzentration zukommen lassen. Je nachdem, welcher der Aufgaben mehr Konzentration (oder anders ausgedrückt mehr Kontrollkapazität) gewidmet wird, verändert sich die Leistung in einer der beiden Aufgaben. Je mehr Aufmerksamkeit der Primäraufgabe und je weniger Aufmerksamkeit der Sekundäraufgabe gewidmet wird, desto besser ist die Leistung in der Primäraufgabe. Umgekehrt nimmt die Leistung in der Sekundäraufgabe zu, wenn ihr mehr Konzentration gewidmet wird als der Primäraufgabe. Dieses Muster von selektiver Verschiebung der Kontrollkapazitäten konnte sehr eindrücklich in Experimenten der amerikanischen kognitiven Psychologen Gopher und Donchin nachgewiesen werden (Gopher und Donchin, 1986). Sie haben als Primäraufgabe eine Spurfolgeaufgabe und als Sekundärtätigkeit so etwas wie Schreibmaschineschreiben eingesetzt. Bei der motorischen Spurfolgeaufgabe mussten die Versuchspersonen einem auf dem Bildschirm sich bewegenden Reiz mit einem Cursor möglichst präzise folgen. Gemessen wurde die Genauigkeit, mit der diese Folgeaufgabe absolviert wurde. Beim Schreibmaschineschreiben waren die Versuchspersonen angehalten, mit der anderen Hand auf Befehl bestimmte Tasten zu drücken. Gemessen wurde hier die Reaktionsgeschwindigkeit, mit der die Versuchspersonen auf den Befehl die jeweiligen Tasten niederdrückten. Im Laufe des Versuchs mussten die Versuchspersonen die Aufgaben auch mit der jeweils anderen Hand absolvieren, um spezifische Einflüsse der rechten und/oder linken Hand auszuschalten. In einer Versuchsbedingung sollten die Versuchspersonen jede der Aufgaben alleine durchführen. Die so erzielten Leistungen dienten quasi als Baselinemessung. In anderen Versuchsbedingungen ließen die Kollegen Gopher und Donchin die Versuchspersonen beide Aufgaben gleichzeitig bearbeiten. Allerdings variierten sie die Konzentration, welche auf die jeweilige Aufgabe gewendet werden sollte, durch einen einfachen Trick. Sie instruierten die Versuchspersonen in einer Versuchsbedingung, dass die Leistung in der Primäraufgabe für den Ausgang und die Bewertung des Experimentes wichtiger sei als die Leistung in der Sekundäraufgabe. In anderen Versuchsbedingungen stand die Sekundäraufgabe im Vordergrund oder beide Aufgaben waren gleich bedeutend. So konnten die Wissenschaftler die Versuchspersonen dazu veranlassen, sich unterschiedlich stark auf die beiden Teilaufgaben zu konzentrieren. Die Leistungsmaße in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Instruktionen waren bemerkenswert unterschiedlich und belegen, dass unser Gehirn nur beschränkte Kontrollressourcen zur Verfügung hat, die es in Abhängigkeit von bestimmten Aufgabenanforderungenauf die unterschiedlichen Aufgaben verteilt. Wenn mehr Kontrollkapazität auf die Primäraufgabe gelenkt wird, dann nimmt die Leistung bei dieser Aufgabe zu. Umgekehrt nimmt die Leistung bei der Sekundäraufgabe zu, wenn mehr Kontrollkapazität hierfür verwendet wird (s. Abb. 40 ). Eigentlich wird dann aus der Sekundäraufgabe eine Primäraufgabe. Dieses Modell für den Umgang mit begrenzten Kontrollressourcen hat sich insbesondere im Bereich der Arbeitspsychologie sehr gut bewährt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die «Menge» der entsprechenden Kontrollressource, welche für eine Aufgabe verwendet werden muss, davon abhängt, wie schwierig die Aufgabe ist und wie gut diese Aufgabe automatisiert wurde. Je besser man eine Tätigkeit beherrscht, desto weniger Kontrollressourcen sind für die Ausführungdieser Tätigkeit notwendig. Das bedeutet, dass man diese automatisierte Aufgabe sehr gut auch im Zusammenhang von Doppeltätigkeiten durchführen kann. Ein gutes Beispiel ist hierfür das Autofahren, dass

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