Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
altmodisch, obwohl es der einzige altmodische Zug an ihr war. Ihre Ansichten, soweit sie sie äußerte, waren oft verblüffend modern. Vielleicht war die ewige Häkelarbeit nur eine Art Tarnung, hinter der sie ihren Scharfblick verbarg. Eine häkelnde ältere Dame hielt niemand origineller oder gar fortschrittlicher Ideen für fähig. Sally fragte sich zum soundsovielten Male leicht beunruhigt, was Tante Dorothy wohl von ihrer Scheinverlobung denken mochte. Sobald sich eine Gelegenheit ergab, wollte sie ihr reinen Wein einschenken — egal, ob es Simon recht war oder nicht.
    Aber gerade, als sie einen günstigen Moment gekommen glaubte, fuhr ein Wagen vor dem Haus vor. »O weh, da kommt Besuch«, rief Sally und fügte in konsterniertem Ton hinzu: »Das ist doch nicht etwa... Wahrhaftig, er ist es! Mr. Ford!«
    Tante Dorothy blieb seelenruhig. »So? Ein sehr netter Mann, findest du nicht? Er hatte seinen Besuch schon angekündigt, weil er mit Simon über den Ausbau des Wollschuppens reden will. Schade, daß er nicht einen anderen Tag gewählt hat, aber er ist ein großer Verehrer von dir, Sally, da macht es ja weiter nichts.«
    Sally dachte ausnahmsweise anders, und mit gutem Grund. In ihren Augen benahm sich Mr. Ford bei all seiner Höflichkeit und blumenreichen Redeweise wie der Elefant im Porzellanladen. »Welch glückliches Zusammentreffen!« tönte er. »Endlich finde ich die künftige Hausherrin einmal hier in unserem stillen Winkel… Haben Sie sich schon umgesehen, liebes Kind? Wie gefällt es Ihnen?«
    Sally sagte in fieberhafter Eile, vorläufig genüge ihr ein flüchtiger Überblick, und für eine Viertelstunde gelang es ihr, das Gespräch auf Farmarbeit und Schafzucht zu lenken, wovon sie zu Mr. Fords Entzücken mindestens ebensoviel verstand wie er. Aber dann kam der gefürchtete Moment, in dem Mr. Ford die leere Kaffeetasse hinsetzte und sich mit den Worten erhob: »Nun aber zu Ihren Wünschen betreffs des Hauses, meine liebe... junge Dame. Ich schlage einen gemeinsamen Rundgang vor.«
    Sally sah Tante Dorothy mit flatternden Lidern an und murmelte etwas wie »Das hat doch noch Zeit«, worauf Tante Dorothy sanft meinte, sie wollten lieber warten, bis auch Simon einmal dabei sein könnte, und heute sei die geschäftliche Besprechung wegen des Wollschuppens wohl wichtiger. Es half nichts. »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen«, deklamierte Mr. Samuel Ford und geleitete die Damen vom Eß- ins Wohnzimmer.
    »Sehr bedeutende Änderungen wären natürlich nicht tunlich, aber was meinen Sie zu einer neuen Tapete? Sie ziehen gewiß etwas Modernes vor?« Sally murmelte, das wäre nett, und spürte, wie ihr Gesicht im Laufe der nächsten Minuten unaufhaltsam verblödete. »Das Badezimmer... Mit allem Komfort, wie Sie sehen, aber es könnte einen neuen Bodenbelag brauchen. Ja, am besten suchen Sie sich selbst etwas Hübsches aus... Und dies«, er öffnete wieder eine Tür, »ist das Eheschlafzimmer. Schön, nicht wahr? Ich glaube, hier kann sich ein junges Paar schon wohlfühlen. An dieser Wand könnte vielleicht noch ein Fenster angebracht werden. Das hängt natürlich davon ab, wo Sie das Bett hinstellen wollen, und...«
    In diesem Moment sah Sally, zwischen Verlegenheit und Lachlust hin- und hergerissen, Simon mit ungewöhnlich wütendem Gesichtsausdruck auf der Schwelle erscheinen. Doch bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Tante Dorothy liebenswürdigschusselig ins Gespräch: »Plänemachen ist etwas Reizendes, aber ich sage immer: Am besten geht’s mit Papier und Bleistift. Eine hübsche Beschäftigung für lange Winterabende... Sally, wir schreiben und zeichnen nächstens alles auf, wie wir’s uns vorstellen, und dann zeigen wir es den Herren zur Begutachtung, ja?«
    »Ja, gewiß, das wäre das Klügste«, stotterte Sally wie erlöst, und damit brachte sie es irgendwie fertig, Mr. Ford und Simon zu entwischen.
     
     

5
     
    »Was ist nun schon wieder mit dir los?« murrte Matthew. »Warum willst du auf einmal nicht auf die Party? Total verrückt. Ich hab’ dir gestern gleich gesagt, du sollst dich mit dem Umgraben nicht so überanstrengen, aber du kannst ja nicht hören. Wozu bin ich denn da?«
    »Zum Helfen und Schimpfen und Wieder-gut-Sein, ganz wie Vater... Keine Sorge, ich fühl’ mich blendend. Unkraut verdirbt bekanntlich nicht.« Sally wandte diesen Satz oft, gern und mit Recht auf sich an, denn trotz ihrer zierlichen, leichten Figur war sie zäh wie ein

Weitere Kostenlose Bücher