Macht nichts, Darling
er unaufhörlich ausschalt — und so von Herzen liebte.
Mit ungeheurem Takt umging er den Namen Davenport und sagte nur: »Also, was hast du jetzt gegen die verdammte Party? Da hast du dir nun ein teures Kleid machen lassen und erst ein großes Trara darum gemacht, daß du es dir eigentlich gar nicht leisten könntest und so weiter. Nun ist es da, und die Telefonrechnung haben wir auch bezahlt — was nützt das alles, wenn du es nicht trägst?«
»Matt, ich will nicht dauernd neue Einladungen annehmen, weil ich mich nicht revanchieren kann. Und irgendwie kommt es mir auch unpassend vor, daß ich in großer Gala auf Parties erscheine, während wir hier auf dem letzten Loch pfeifen. Das Schlimme ist, daß ich, wenn ich mal da bin, alle Hypotheken- und Verkaufsprobleme glatt vergesse und mich königlich amüsiere. Und du hockst derweil trübselig zu Hause. Es ist so egoistisch von mir.«
»Du willst mich ja wohl kaum auf deine Party mitschleifen?« fragte Matthew mit barschem Humor. »Hübsch würde ich mich ausnehmen unter all den schicken Leuten... Nun keine Faxen mehr, du gehst und amüsierst dich. Wirst nicht mehr allzu oft Gelegenheit dazu haben, wenn nicht ein Wunder passiert.«
Trotz dieser ermunternden Worte gestattete sich Sally, innerlich noch an Wunder zu glauben. Die glückliche Wendung mußte doch eines Tages eintreten! Bei der Abfahrt lachte sie schon wieder wie immer und winkte Matthew, der düster den Kopf schüttelte, fröhlich zu.
»Ich komme auf jeden Fall noch in der Nacht zurück. Es kann eins oder zwei werden, also bitte, sitz nicht wieder so lange auf.«
»Warum übernachtest du nicht bei den Moores?«
»Weil wir morgen früh die kranken Schafe aussondern und behandeln müssen.«
»Na schön. Fahr vorsichtig. Du verunglückst noch mal.« Dies war Matthews ständige Abschiedsrede, obwohl er wußte und zugab, daß Sally sehr gut fuhr.
Ein merkwürdiges Gespann, dieser hagere Sechziger und das junge Mädchen. Bei James Leighs Tode hatten die Nachbarn gemeint: »Sie muß jetzt wohl anstandshalber noch eine ältere weibliche Person ins Haus nehmen.« Aber niemand hatte es ihr direkt gesagt, und sie selbst kam gar nicht auf die Idee. Matthew gehörte zur Familie, solange sie zurückdenken konnte, und daran änderte der Tod des Vaters selbstverständlich nichts. Die Nachbarn beruhigten sich denn auch bald, und die neuen Bekannten aus der Stadt fanden das ungleiche Paar höchstens originell und amüsant. Für Sally war ihr Zusammenleben das Natürlichste von der Welt. Matt war ihr Trost und manchmal ihre Strafe. Das würde auch so bleiben, wenn die Farm verkauft war. Sie hielten zusammen.
Auf der Party waren ihre Zukunftssorgen allerdings das letzte, woran sie gedacht hätte. Ihrer Überzeugung nach brauchte man erst gar nicht auf Parties zu gehen, wenn man seine Sorgen nicht zu Hause ließ. Sie fühlte sich ganz in ihrem Element, ihr neues Kleid machte Furore, der alte Mr. Lawrence machte ihr ritterliche Komplimente, und Hugh Davenport, obwohl kritisch, wich nicht von ihrer Seite.
Alice erzählte den anderen von Sallys Großonkel Aloysius, dem sie so treulich schrieb. »Aloysius!« wiederholte jemand lachend. »Ich wollte schon immer gern mal einen Aloysius kennenlernen, aber ich hätte nicht gedacht, daß so was in Wirklichkeit existiert. Wie ist er denn?«
»Ziemlich wunderlich, nach seinen Briefen zu schließen«, sagte Sally. »Eigentlich schreibt er nur von Feen und Elfen... Nach denen ist er ganz verrückt; er nennt sie >das kleine Volk< und schreibt sogar ein Buch darüber. Er behauptet steif und fest, er könnte sie sehen... Der arme Alte. Es wird wohl davon kommen, daß er ein so eintöniges Leben geführt hat. Er war Versicherungsvertreter, und deshalb glaubt er nun an Feen.«
»Im allgemeinen hat der Versicherungsberuf den gegenteiligen Effekt«, warf Hugh mit ruhiger Logik ein, wogegen Sally jedoch geltend machte, daß ein langweiliges Leben oft zum »Eskapismus« verleite. Der gelehrte Ausdruck nahm sich in ihrem Munde sehr drollig aus und bereitete ihr sichtlich einen kleinen Triumph.
»Briefeschreiben scheint Ihnen jedenfalls Spaß zu machen«, bemerkte Mr. Lawrence.
»O nein, ich hasse es. Manchmal ist es der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt, wenn man abends todmüde hereinkommt.«
»Warum tust du es dann?« fragte Trevor Moore. »Alice hat mir erzählt, daß du auch noch mit einem einsamen Seemann korrespondierst!«
Unter den Zuhörern breitete sich
Weitere Kostenlose Bücher