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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Rechtsanwalt kaum ernst nahm, trieb ihn zur Verzweiflung. Wer war denn weit und breit eine ähnlich gute Partie?
    Sein trübseliges Gesicht erregte erst recht Sallys Heiterkeit. »Lieber Matt, nun stell dich doch bitte nicht so an, als wäre ich vierzig! Ich sehe noch lange keinen Grund zur Torschlußpanik. Die Welt ist voll von netten Männern.« Doch nach dieser leichtfertigen Bemerkung fügte sie etwas nachdenklicher hinzu: »Die Geschichte mit Simon ist natürlich ein bißchen peinlich. Mr. Ford hat vorhin angerufen und gesagt, sie wollen endlich das Schlafzimmer renovieren und warten nur auf meine Anweisungen. Ich muß wohl mal hin und sehen, wie ich mich da möglichst geschickt durchschlängele.«
    »Eine schöne Suppe hast du dir da eingebrockt! Nun siehst du, wohin das führt. Möcht’ mal wissen, was dein Vater dazu gesagt hätte, daß du nun schon in fremde Eheschlafzimmer dreinredest.«
    »Du weißt sehr gut, daß er gelacht hätte. Höchstens hätte er mich dann noch ermahnt, nicht dauernd so überstürzte Sachen zu machen, und ich hätt’s ihm versprochen, und damit wär’s gut gewesen.« Wie immer, wenn Sally an ihren Vater dachte, stieg ein leichter Kloß in ihre Kehle.
    Matthews Seelenfrieden wurde in den nächsten Tagen wieder halbwegs dadurch hergestellt, daß Hugh Davenport Sally zu einem Theaterbesuch mit vorherigem Dinner einlud und Simon, wie Alice berichtete, eine Art Dauergast bei den Moores geworden war.
    »Kommt er wirklich wegen Nan?« fragte Sally begierig.
    »Natürlich mit der Ausrede, daß er mit Trevor über irgendeinen neuen Virus sprechen muß, der nicht nur für Schafe, sondern auch für Menschen gefährlich zu sein scheint. Ich habe nicht so genau hingehört. Jedenfalls kommt er und hat dann immer auch eine Menge mit Nan zu reden, die sich enorm für Virusse — heißt das so im Plural? — interessiert.«
    »Wunderbar. Nun ist es wohl an der Zeit, daß wir einen Besuch auf Luthens einfädeln. Ich muß dieser Tage sowieso hin, weil Mr. Ford, der übrigens reizend, wenn auch etwas nervtötend ist, mich dauernd mit Fragen bombardiert, warum ich mich nicht blicken lasse.«
    »Aber wenn der nun gerade dazukommt und dich und Simon als Brautpaar behandelt, während Nan dabei ist? Das würde sie doch verscheuchen!«
    »Ich werde natürlich einen Tag wählen, an dem er bestimmt nicht aufkreuzt. Nächsten Mittwoch zum Beispiel. Da werden Zuchtschafe versteigert, wie ich zufällig weiß, und Mr. Ford muß so lange in seinem Büro erreichbar sein. Ach, ist es nicht herrlich, Alice, daß alles auf dem besten Wege ist? Dem Himmel sei Dank, daß ich Simon damals seinen Absagebrief nicht einstecken ließ. Dafür wird er mir noch sein Leben lang danken.«
    Im Moment bewies Simon allerdings wenig Dankbarkeit oder auch nur Freundschaft. Er war und blieb Sally gegenüber verschnupft, und wenn er auch zuweilen bei ihr vorbeikam, benahm er sich doch nie wie der alte, vertraute Jugendkamerad. Es war, als nähre er einen heimlichen Groll und wäre immer vor ihr auf der Hut, was ihr, die harmlose Fröhlichkeit um sich liebte, sehr zu Herzen ging. Wenn er erst mit Nan verlobt war, würde er wohl erkennen, was Sally alles für ihn getan hatte — dieser Gedanke war ihr einziger Trost.
    Ein außergewöhnliches Ereignis sorgte dafür, daß Sally bald alles vergaß, vorübergehend sogar ihre Heiratspläne mit Simon. Am Tage vor dem Besuch auf Luthens hatte sie stundenlang Disteln und Brombeeren gerodet und war anschließend sofort in die Badewanne gestiegen. Das heiße Wasser war eine Wohltat, wie sie nur sehr abgerackerte Menschen wirklich zu schätzen wissen, und sie beschloß, sich zur Krönung noch ein zeitiges Abendessen zu gönnen und dann gleich zu Bett zu gehen. Als sie sich anzog, hörte sie es an der Haustür klopfen und den Hofhund in wütendes Gebell ausbrechen. Simon konnte es also nicht sein. Tip bellte ihn nie an — folglich war es vielleicht Hugh. Sally fuhr rasch mit dem Kamm durchs Haar und wünschte, es wäre beim Baden nicht so feucht geworden, daß es nach allen Seiten auseinanderstrebte und ihr das Aussehen einer Fünfzehnjährigen gab. Dann rannte sie zur Tür.
    Vor dem Haus stand ein Moped, und auf der obersten Verandastufe stand ein Fremdling mit einem gewichtigen Seesack neben sich. Es handelte sich um einen knapp mittelgroßen, untersetzten jungen Mann mit nettem, offenem Gesicht und knallblauen Augen. Unter der kräftigen Sonnenbräune war er ein wenig blaß, als hätte er

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