Macht nichts, Darling
mal ein warnendes Wörtchen zuzuflüstern. »Stell Simon ruhig als starken, schweigsamen Mann hin, der bei Frauen Stille sucht und bei Poesie etwas nervös wird. Sag ihr, daß er seine Liebe zum Land stumm im Busen trägt, weil sie zu groß für Worte ist, und dasselbe von allen anderen erwartet — andernfalls glaubt er sie ihnen nicht recht. Ich finde Nan so nett, Alice, und möchte so gern, daß es mit ihr und Simon klappt. Es wäre ein Jammer, wenn sie ihn vorzeitig verscheucht.«
Alice war der gleichen Ansicht und versprach, ihr Möglichstes zu tun. »Simon scheint ihr sehr zu gefallen. Und ich glaube, sie hat sowieso im Sinn, einen neuseeländischen Schafzüchter zu heiraten.«
Dies entsetzte Sally nun doch etwas. »Meinst du damit, daß sie schon mit dieser Absicht hergekommen ist? Aber sie ist doch hübsch genug, daß sie überall einen Bewerber finden könnte!«
»Das ist es ja eben. Ich glaube, ihre Stippvisite bei uns hat den Zweck — sie bleibt nämlich nur eine Woche — , von einem Verehrer wegzukommen und sich darüber klarzuwerden, was sie eigentlich will. Vielleicht ist Simon die Antwort auf ihre Fragen. Ich wünsche es ihr, denn die andere Sache scheint ziemlich verwickelt und nicht ganz erfreulich zu sein. Auch für dich wäre es gut, schon wegen Hugh Davenport und so weiter.«
»Ach, das macht gar nichts, Darling. Hugh kann daran seine Haltung beweisen. Um den mache ich mir gar keine Sorge. Viel wichtiger ist mir, daß Simon und Nan sich näherkommen. Könntet ihr sie nicht mal zusammen zum Dinner einladen?«
»Natürlich. Aber du mußt dann auch dabei sein.«
»Nein, Alice, bloß nicht! Ich meine... du weißt ja, wie gern ich bei euch bin, schon wegen unserem goldigen Alister — und Trevor natürlich auch — , aber gerade ich muß jetzt möglichst unsichtbar bleiben. Ich falle Simon auf die Nerven, und dann glotzt er mich dauernd wütend an und wirkt auch auf unbeteiligte Zuschauer nicht gerade liebenswürdig. Allein entfaltet er sich am besten.«
Alice richtete sich nach Sallys Tip und konnte bald berichten, daß die Einladung ein voller Erfolg gewesen sei. »Ich habe Nan vorher beiseite genommen und ihr Simon als starken, schweigsamen Mann mit verborgenem Tiefgang und innerlich glühenden Leidenschaften geschildert (armer Simon, er würde hochgehen!), der es nur nicht recht vertragen könnte, daß gerade die Liebe zur Scholle irgendwie zerredet würde. Infolgedessen hat Nan sich sehr zurückgehalten und sich auf praktische Fragen und aufmerksames Zuhören beschränkt, und so ging’s natürlich großartig. Wirklich, Sally, es scheint sich zu machen. Simon will schon morgen abend wiederkommen, angeblich zum Fernsehen. Ich sorge dann dafür, daß sie ein Weilchen miteinander allein sind.«
Sally gab die erfreuliche Nachricht an Matthew weiter, der jedoch, wie üblich, mißbilligend den Kopf schüttelte. »Blödsinnige Sachen denkst du dir aus! Zum Schluß sitzt du zwischen zwei Stühlen, das ist alles, was dabei herauskommt. Nicht daß du an diesem Simon viel verlierst — hat auch nicht viel Geld und bildet sich ein, es wäre selbstverständlich, daß du dir dauernd seinetwegen sämtliche Beine ausreißt — aber besser als keiner wäre er immerhin. Den andern, den Rechtsanwalt, hast du ja sowieso schon halb abgekühlt. Mal verlierst du den Garagenschlüssel, mal stellst du dich als schlechte Köchin hin, und dazu noch diese dämliche Scheinverlobung... Der dürfte bald genug von dir haben.«
Sally lachte herzlich über ihr Sündenregister und meinte dann: »Na ja, Matt, wer mich nicht trotz allem liebt, soll’s eben bleiben lassen. Hat doch keinen Zweck, daß ich mich verstelle. Ich verbummle nun mal Schlüssel und backe Klitschkuchen und verheddere mich in unüberlegte Sachen wie jetzt die mit Simon, obwohl die noch nicht die schlimmste ist. Wenn so was auf Männer abschreckend wirkt, ist es besser für alle Beteiligten, sie wissen es vorher, nicht wahr?«
Matthew dachte darüber anders. Sein einziges Ziel war, daß Sally einen ordentlichen Mann kriegte. Mit der Farm stand es hoffnungslos, und selbst wenn es ihnen gelang, sie zu verkaufen, würde nach Abzahlung aller Schulden nicht viel übrigbleiben. Das Gerede von einer künftigen, einträglichen Gemüsegärtnerei hörte sich ja sehr schön an, aber Matthew war über Sechzig und verbaute Sally nur alle Zukunftsaussichten, wenn sie immer an ihn, den halblahmen, mittellosen alten Mann, gefesselt blieb. Daß sie den jungen
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