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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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machen, die eine hilflose alte Dame nicht mehr so kann. Schätze, ich hab’ da einen ziemlichen Bock geschossen.«
    Seine momentane Verlegenheit ließ Sallys gutes Herz augenblicklich überwallen. Schließlich war und blieb er ein einsamer Seemann, der sonst keine Menschenseele hier kannte. Sein Irrtum war einzig und allein ihre Schuld — wie immer. Sie mußte doppelt nett zu ihm sein, um ihren schnöden Betrug wieder gutzumachen. Merkwürdig, daß sie, die Offenheit und Ehrlichkeit über alles schätzte, sich unter dem Zwang der Umstände allmählich zu dem entwickelte, was Simon so anzüglich eine »begabte Lügnerin« nannte.
    »Ich freue mich schrecklich, daß Sie hier sind«, beteuerte sie noch, einmal mit großer Wärme, »und hoffe, daß Sie sich nicht bei uns langweilen. Natürlich gibt es massenhaft Arbeiten, bei denen Sie uns helfen können. Matt hat immer so viel zu tun, daß ich ihn nicht gern mit Kleinigkeiten belästige.«
    Archies leicht besorgte Miene hellte sich auf. »Dann ist also alles okay? Fein. Mir gefällt’s hier, und Sie werden sehen, daß ich meinen Unterhalt ordentlich abarbeite.«
    Sally überlegte verzweifelt, was sie ihm zu tun geben könnte. Matthew duldete keine Übergriffe auf seine Domäne, und Küchendienste konnte sie dem armen Menschen während seines Landurlaubs wohl kaum zumuten. Das Wort »Küche« brachte sie auf einen unbehaglichen Nebengedanken, denn nach der Schnelligkeit zu schließen, mit der Archie den von der Party übriggebliebenen Kuchen vertilgte, verfügte er über einen gesegneten Appetit. Und sie sparte doch jetzt am Haushaltsgeld, wo sie konnte! Wie sollte sie dabei noch einen zwar einsamen, aber gefräßigen Seemann ernähren? »Lieber Gott«, dachte sie, »da stecke ich schon wieder in einem schönen Schlamassel — und ich hab’ ihn doch nur brieflich aufmuntern wollen.«
    Archie entsprach ihrem Phantasiebild von einem einsamen Seemann so wenig wie sie dem seinen von einer mütterlichen alten Dame. Er war weder melancholisch noch hohlwangig; selbst die Blinddarmoperation schien seine Kräfte nicht merklich herabgesetzt zu haben. Seine Bewegungen waren rasch und lebhaft, und er lachte oft und gern. Die Aussicht auf seine muntere Gesellschaft war also an sich durchaus erfreulich. Nur daß sie einen vollen Monat dauern sollte, machte Sally Kopfschmerzen.
    Wie zur Antwort auf ihre Gedanken sagte Archie liebenswürdig: »Meine Kameraden haben mich nicht schlecht verulkt, als sie hörten, daß ich die alte Dame besuchen wollte, die mir immer so gütig schrieb. >Du hältst es da auf dem Land nicht lange aus<, sagten sie alle. >Ist doch viel zu öde für einen Seemann auf Urlaub.< Aber ich bin daran gewöhnt, weil meine Oma auch auf dem Lande wohnte und ich als Kind viel bei ihr war. Darum habe ich mir einfach ein altes Moped besorgt und bin losgefahren, immer mit dem Gedanken: Du kommst jetzt nach Hause zur Oma« — worauf sie beide in Lachen ausbrachen.
    Im Handumdrehen waren sie die besten Freunde. Sally bemühte sich sogar auf seine Bitte hin, ihn kurzweg »Arch« zu nennen, was ihr aber doch nicht recht lag; sie fand »Archie« netter. Als es Zeit war, die Hühner zu füttern, wies sie ihm das kleinere der unbenutzten Gastzimmer an und übergab ihm die nötige Bettwäsche. Während Archie mit seemännischer Routine ein Kissen bezog und melodisch aus dem Mundwinkel dazu pfiff, ertönte plötzlich eine Donnerstimme: »Zum Teufel, wer sind Sie und was machen Sie da?« Matthew — ein Bild gerechter Empörung — stand auf der Schwelle.
    Glücklicherweise kam Sally eben rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhüten und den Alten mit einer raschen Erklärung wenigstens vorläufig zum Schweigen zu bringen. Aber später, unter vier Augen, bekam sie allerlei zu hören, vor allem natürlich, daß sie, wie immer, an allem schuld sei.
    »Nichts als Dummheiten hast du im Kopf! Erst gehst du hin und behauptest, du wärst mit einem Kerl verlobt, der gar nichts von dir wissen will. Dafür schreckst du einen anderen, der eventuell in Frage käme, auf jede nur mögliche Weise ab. Und nun lädst du uns auch noch einen auf den Hals, den wir überhaupt nicht kennen, weil er angeblich dein einsamer Seemann ist. Ich hab’ ja gleich gesagt, daß bei der ewigen Briefschreiberei nichts Gutes herauskommt! Hab’ ich’s gesagt oder nicht?«
    »Mindestens hundertmal«, gab Sally bereitwillig zu. »Aber das sagst du ja bei allem, was ich unternehme. Laß doch das ewige Schimpfen, Matt.

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