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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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verleiten mußte. Sie seufzte bei dem Gedanken. Nein, so selbstlos war sie nun auch wieder nicht; sie hatte sich zum Beispiel die Nase gepudert.
    Hauptsache, Simon und Nan freundeten sich heute bei ihr an. Sally rechnete nicht damit, daß sie sich gleich Hals über Kopf verlieben würden, erstens war das nicht Simons Art, und zweitens war er nach der Enttäuschung mit Elizabeth natürlich noch vorsichtiger geworden. Sally hoffte nur, daß Nan im Gespräch mit Simon den richtigen Ton finden würde. Ihre Liebe zum Land mußte ihn ja sehr angenehm berühren, solange sie nicht allzu sehr ins Schwärmen geriet und damit Simons Mißtrauen erweckte.
    In dieser Hinsicht ließ sich der Abend ganz erfolgverheißend an. Alices ruhiger Takt trug dazu bei, daß die beiden bald in angeregte Unterhaltung vertieft waren. Simons Interesse am Hopfenbau und an Devonshire-Sahne war zwar nicht überwältigend, und er machte ein erschrockenes Gesicht, als Nan von »smaragdschimmernden Ranken« sprach, aber Sally griff an dieser Stelle rasch ein und lenkte die Rede auf das sichere, prosaische Gebiet der Düngemittel. »Was nehmt ihr auf Luthens?« fragte sie, und von da ab war die Sache einfach. Nan war nicht dumm. Sie nahm das Stichwort auf, brachte Simon dazu, sich lang und breit über seine Arbeit und die Schwierigkeiten des großen Farmbetriebes auszusprechen, und beschränkte sich im wesentlichen auf hingerissenes Zuhören. Sally konnte die beiden beruhigt sich selbst überlassen.
    Matthew benahm sich wie immer, wenn Gäste da waren: Er brachte es fertig, gleichzeitig da und doch nicht da zu sein, indem er sich fortwährend unnötig in der Küche zu schaffen machte oder zwischen Tür und Angel herumstand, nur mit Dr. Moore sprach und Sally halb mißbilligend, halb stolz beobachtete. Warum hatte sie nun Hugh Davenport mit Alice zusammengesetzt? So sehr er Mrs. Moore schätzte, brauchte Sally dem jungen Rechtsanwalt doch nicht so betont die kalte Schulter zu zeigen. Ein Weilchen konnte das ganz gescheit sein, aber auf die Dauer will ein Mann auch etwas beachtet und umschmeichelt werden. War sich das dumme Ding nicht klar darüber, daß sie nie wieder im Leben eine ähnliche Chance haben würde?
    Er versuchte sie von der Türschwelle her mit bedeutsamen Blicken zu dirigieren, die jedoch wirkungslos abprallten, da Sally im Moment überhaupt nicht an Hugh, sondern an Tante Dorothy dachte. Die alte Dame hatte noch immer mit keinem Wort verraten, was sie von der angeblichen Verlobung hielt, und jetzt saß sie friedlich in der Sofaecke, ließ die jungen Leute plaudern und warf nur gelegentlich eine milde Bemerkung ein. Sally wäre am liebsten zu ihr gelaufen, wie sie es in ihrer mutterlosen Kindheit oft getan hatte, um ihr alles zu beichten. Es bedrückte sie schrecklich, ausgerechnet diese gütige alte Freundin zu beschwindeln. Wenn sie doch einfach sagen dürfte: »Es ist alles Unsinn. Wir sind gar nicht verlobt; wir tun nur für ein paar Wochen so, damit Simons Vorgesetzte ihm Zeit zum Einarbeiten lassen, ehe er wirklich wieder ans Heiraten denkt.« Aber Simon hatte ihr kurzweg verboten, sich mit einem derartigen Geständnis zu erleichtern. »Laß Tante Dorothy aus dem Spiel! Sie ist keine so begabte Lügnerin wie du; es würde ihr sehr unangenehm sein«, womit er ihr wieder einmal beibrachte, daß alles ihre Schuld sei und daß sie die Folgen gefälligst allein zu tragen hätte.
    Im stillen war Sally der Meinung, daß Tante Dorothy mit der Mitwisserschaft durchaus fertiggeworden wäre. Sie regte sich nie auf und machte keine Schwierigkeiten. Um so fataler war es, daß sie vielleicht dachte, Sally führe sie absichtlich an der Nase herum. Die Erklärung wäre so einfach gewesen — erst das Schweigen komplizierte alles. Sally stieß einen tiefen Seufzer aus und bereute zum soundsovielten Mal ihre impulsive Dummheit.
    Als sie zu Bett ging, konnte sie aber sonst wenigstens auf einen erfolgreichen Abend zurückblicken. Ihre Hauptsorge war weiterhin, Nan könnte nächstens mit ihrem mädchenhaften Enthusiasmus übers Ziel hinausschießen. Mehrfach hatte Sally ihre Versuche, Gedichte zu zitieren, im Keim erstickt, aber alles hatte sie doch nicht verhindern können. Einmal hörte sie zum Beispiel: »>Die Stadt ist Menschenwerk, und nur das Land — stammt jungfräulich aus Gottes eigner Hand<«, was Simon in sichtliche Verlegenheit gebracht hatte.
    Am nächsten Tag sprach sie mit Alice am Telefon darüber und bat sie, Nan, wenn irgend möglich,

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