Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Monat.«
    »Ich dachte, sein Schiff käme nie nach Neuseeland?«
    »Das dachte ich ja auch. Und die Moral von der Geschichte, Alice: Schreibe nie an einsame Seeleute, weil du glaubst, daß du sie nie im Leben zu sehen kriegst. Die Methode ist nicht sicher. Sie lassen sich manchmal auf anderen Schiffen anheuern. Archie hat es getan, und dann hat er sich den Blinddarm herausnehmen lassen und Erholungsurlaub bekommen, und bums, da ist er.«
    Alice machte ein sehr betretenes Gesicht. Sie wußte nur zu gut, daß Sally kaum in der Lage war, jemanden einen ganzen Monat lang mit durchzufüttern. »Archie...«, wiederholte sie schwach. »Heißt er so?«
    »Archie Brown. Aber du darfst ihn einfach Arch nennen, wenn du willst«, erwiderte Sally und begann von neuem zu lachen. »An sich ist er furchtbar nett. Er hat mir eine bildschöne Stola mitgebracht, die er eigentlich für seine alte Dame ausgesucht hat — womit er nur eine rührende Unkenntnis beweist, denn eine alte Dame könnte das glitzernde Prunkstück gar nicht tragen. Und außerdem einen enormen Rinderbraten, weil seine Oma so gern Roastbeef aß und er immer gedacht hat, ich wäre genau wie sie.«
    Nan Reading starrte sie wie betäubt an. Bisher hatte sie Sally für ein nettes, aber recht alltägliches und uninteressantes Mädchen gehalten — und nun gab sie plötzlich die reinsten Räuberpistolen von sich! Aber Alice schien zu verstehen, worum es sich handelte, denn sie erwiderte gelassen: »Dann hat die Sache doch wenigstens etwas Gutes. Zeig mal die Stola. Oh, die ist wirklich bildschön. Ein Glück, daß er seiner alten Dame keinen Kaschmirschal gekauft hat. Dies paßt herrlich zu dem neuen Abendkleid. Und der Rinderbraten spricht für seine Vernunft. Nur... Hast du schon bemerkt, daß er all deine jungen Pflänzchen über den Zaun wirft?«
    »Ja, aber ich möchte ihn nicht kränken, indem ich gleich am ersten Tag an seiner Arbeit herummäkele. Er ist so rührend hilfsbereit, und... Macht nichts, Darling. Jedenfalls räumt er den Garten gründlich auf, und zur Blütezeit bin ich sowieso nicht mehr hier — hoffe ich.«
    »Habt ihr einen Käufer in Aussicht?« fragte Alice, die wußte, daß nun wirklich bald eine Lösung gefunden werden mußte.
    »Man hofft, solange man lebt. Mr. Ford streckt jetzt auch die Fühler für mich aus. Aber für den nächsten Monat ist noch nicht mit unserem Auszug zu rechnen. Archie kann also seinen Urlaub voll genießen.«
    »Als ob es jetzt um Archie Brown ginge! Es geht um dich und Matt, Sally.«
    »Das schon, aber stell dir mal vor, er wäre hier angekommen, und die Farm wäre schon verkauft gewesen — wie traurig hätte er da wieder abziehen müssen! Und seine alte Dame hätte er nie kennengelernt. So eine Enttäuschung kann man doch niemandem zumuten...« Sallys mitfühlende Seele siegte wieder einmal strahlend über jegliche Logik.
    Nan begriff überhaupt nichts mehr und vermutete folgerichtig, bei ihrer jungen Gastgeberin sei eine Schraube locker. Als wohlerzogene Dame ließ sie sich jedoch nichts anmerken und schenkte auch Archie ihr huldvollstes Lächeln, als Sally ihn zu einer Tasse Kaffee hereinrief.
    »Ich bin ganz verdreckt von der Gartenarbeit«, entschuldigte er sich auf der Schwelle, worauf Sally ihm versicherte, hier stieße sich keiner an ehrlich erworbenem Dreck; auf Farmen ginge es nun mal nicht anders. Nan schauderte innerlich. Nein, diese Art Farm entsprach nicht ganz ihren Vorstellungen, zumal der Besitzerin offensichtlich jedes Standesbewußtsein mangelte und sie sich mit jedem anbiederte. Noch schlimmer wurde es, als der sonderbare alte Mann, der sich schon bei der Party hier herumgedrückt hatte, ohne weiteres hereinkam und von Sally als ihr Mentor und Beschützer vorgestellt wurde. Auf dieser Farm war keine Spur vom alten Feudalgeist mehr vorhanden. Nan konnte nur hoffen, daß auf Luthens eine ihr gemäßere Atmosphäre herrschte. Wenn nicht, so hatte das Leben in London, an der Seite eines wohlhabenden Geschäftsmannes, doch einiges für sich.
    Beim Aufbruch nach Luthens überwogen jedoch bei Nan trotz ihrer vorübergehenden leichten Ernüchterung noch die angenehmen Erwartungen. Ungeachtet aller Ziererei war ihre Sehnsucht nach dem Land im Kern echt, und der gutaussehende Simon zog sie nicht wenig an. Außerdem hatte sie über den großzügigen Lebenszuschnitt auf den alten neuseeländischen Schaffarmen gelesen und hoffte auf Luthens ein Musterbeispiel davon zu finden.
    Ihre ersten Eindrücke waren denn

Weitere Kostenlose Bücher