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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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gemacht.« Gernot tippte Josephine auf die Schulter und erhob sich. Er ging ein paar Schritte auf und ab, dann schnippte er mit den Fingern. »Gabriel schreibt: Kapitel 322 ist angekommen! Was ist Kapitel 322?«
    »Die Postleitzahl von Neuschwabenland?« Christoph lachte in sich hinein. »Wo der Führer mit kaltem Arsch im ewigen Eis auf seine Rückkehr wartet.«
    »Lass den Scheiß!«, fauchte Gernot. »Gabriel war nicht meschugge!« Er rannte aus dem Zimmer.
    »Musste das jetzt sein?« Josephine warf Christoph einen strafenden Blick zu. »Sophie ist nicht erstickt, jemand hat sie erschossen. Ich war dabei! Habs mit eigenen Augen gesehen! Und wir, wir haben etwas übersehen! Der Grund, dass Gabriel und Sophie tot sind, ist in dieser Nachricht versteckt, egal wie absurd sie uns vorkommt! Wir können uns ja von mir aus drüber scheckig lachen, aber jemand hat das ernst genommen und Gabriel und Sophie dafür umgebracht!« Josephine packte Gabriels Botschaft und wedelte Christoph damit vor dem Gesicht. »Da! Siehst du das? Das ist Blut! Gabriels Blut!«
    Christoph fuhr sich über das Gesicht. »Tut mir leid. Ich wollte nicht respektlos sein. Ich habe Gabriel geliebt wie einen Bruder, das weißt du.«
    »Ja, genau wie ich.« Josephine schossen die Tränen in die Augen. Sabine ergriff ihre Hand, aber Josephine riss sich los und lief Gernot hinterher.

22
    J osephine wischte sich über die Wangen und tapste durch die hinteren Zimmer der Wohnung. Sie folgte Gernots Stimme.
    »Nein. Nein. Nein«, sagte er, jedes »Nein« gefolgt von Blätterrauschen und einem dumpfen Knall.
    Josephine näherte sich dem Lichtkegel, der aus der halb geöffneten Tür fiel. Sie erinnerte sich, dass der Raum früher das Schlafzimmer von Gernots Eltern gewesen war. Sie stieß das Türblatt zur Seite und staunte. Sie erkannte noch die Abdrücke der Bettpfosten im Spannteppich, ansonsten war das Zimmer nicht wiederzuerkennen. Ikearegale in allen Formen und Furnierfarben überzogen die Wände. Die Regalfächer bogen sich unter hunderten Bänden. Eine Stehlampe mit Fransenschirm, ein abgewetzter Ohrensessel und ein dazu passender Fußschemel waren die einzigen zusätzlichen Möbel.
    Szombathy stand vor einer Bücherwand und zog einen Band nach dem anderen aus den Doppelreihen. Er las den Titel, schüttelte den Kopf, murmelte »Nein« und schleuderte das Buch zu Boden. »Nein!« Zack! »Nein!« Zack!
    Josephine strich mit den Fingerspitzen über die Buchrücken. »Hast du die etwa alle gelesen?«
    »Nein! Warum fragt das eigentlich jeder? Natürlich nicht. Wie könnte ich? – Naja, die meisten.« Gernot suchte weiter. Bücher flatterten auf den Fußboden wie totgeschossene Enten.
    »Warum versteckst du deine Bibliothek?«
    »Habs nicht notwendig, meine so genannte Bildung jedem Besucher aufs Aug zu drücken.« Die Entenjagd ging weiter.
    Das leuchtete Josephine ein. »Was suchst du?«
    »Das!«, rief Gernot und schlug auf den Buchdeckel in seiner Hand. Er befeuchtete seinen Finger und begann zu blättern.
    Josephine ging zu einem Fach ohne Bücher. Auf dem Regalbrett stand ein Stoffbündel mit undefinierbarem Inhalt. Vorsichtig zupfte sie den schwarzen Samt zur Seite. Zum Vorschein kam getriebenes Silber. Ein Metallrelief an einem Sockel mit Füßchen. Unter einer Bügelkrone stützten zwei schreitende Löwen die Vorderpfoten gegen einen siebenarmigen Leuchter. Zu Füßen der Raubkatzen waren acht Silbertulpen in einer Reihe auf den Sockel montiert. Neben einem der Löwen stand auf einem kleinen Erker ein Metallkännchen bereit. Josephine schluckte und linste zu Gernot hinüber. Das war ein Chanukkaleuchter, gut und gern zweihundert Jahre alt. Für Sammler von Judaika war so ein Stück ein Vermögen wert. Ein Familienerbstück?
    Mit wenigen Schritten war Gernot bei Josephine und schlug den Samt zurück über den Leuchter. Das Kännchen klimperte unter dem Stoff in seiner Halterung. »Ich bitte dich, lass das, Josi!« Gernot machte ein ernstes Gesicht. Sein Blick aber war weich, voll Melancholie. »Das geht nur mich, meine Mutter und Ferencz etwas an. Verstehst du das? Bitte, sag mir, dass du es verstehst und stell mir keine Fragen.«
    »Du hättest mir einfach eine kleine Geschichte auftischen können«, sagte Josephine. »Eine lustige Anekdote, wie du den Leuchter günstig von einem Antiquitätenhändler gekauft hast zum Beispiel.«
    »Noch mehr Lügen? Noch mehr Verstellung? Noch mehr vertane Chancen?« Gernot zog Josi an sich und drückte sie fest

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