Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
das Quantium-50-Erz war.
Da er sich nicht zum ersten Mal hier aufhielt, konnte er sich zielstrebig seinen Weg durch den von unzähligen holografischen Werbeflyern hell erleuchteten Stadtteil bahnen. Die Flyer strahlten von nahezu allen Gebäuden herab und versprachen in verheißungsvollen Worten alles Glück dieser Welt. Dabei war Glück das Letzte, das man an diesem Ort finden konnte.
Die Luft hier unten war staubig und stickig, da die verbauten Ventilatoren und Sauerstofftauscher nicht eben dem neuesten Standard entsprachen, zumal der Distrikt bei den örtlichen Behörden nicht die allerhöchste Priorität genoss, weil Newgate das Amüsierviertel von Horizon City war und man den ganzen Distrikt eher als ein notwendiges Übel hinnahm.
Die Minenarbeiter störte dies aber nicht im Geringsten. Sie besuchten Newgate in großer Zahl, um ihren hart verdienten Lohn in den zahlreichen Bars, Nachtklubs und Bordellen gleich wieder durchzubringen.
Menschen und Außerirdische drängten sich in den Gassen, aber nicht alle waren Minenarbeiter. Viele stammten von den Raumfrachtern, die im Orbit von Porrima III auf die wertvolle Ladung warteten, und statteten Newgate einen Besuch ab, um ein kleines Abenteuer zu erleben. Hinzu kamen einfache Reisende und das überall anzutreffende lichtscheue Volk, der Bodensatz einer jeden Gesellschaft, dem man besser ganz aus dem Weg ging.
Immer wieder wurde Chao von den billigsten Huren angesprochen, die ihm ihre zweifelhaften Dienste anboten, doch ihn kümmerte das nicht weiter. Stattdessen hielt er auf ein großes Gebäude zu, auf dem in kräftigen holografischen Buchstaben die Worte Golden Age standen, obwohl dieser verkommene Ort sicher noch nie so etwas wie ein goldenes Zeitalter erlebt hatte.
Vor dem Nachtklub stand eine größere Gruppe von Personen, und auch Chao verharrte hier einen Moment lang. Verantwortlich dafür war, dass sich über dem Eingang zu dem Gebäude ein Ventilator befand, sodass dies einer der wenigen Plätze war, an dem man sauberen Sauerstoff atmen konnte.
Wiederholt atmete Chao tief ein, bevor er sich wieder auf den Weg machte, seinem Zielobjekt entgegen.
Das Golden Age war der größte Nachtklub von Horizon City und warb damit, dass alle Angestellten des Hauses Menschen waren und über einen Gesundheitspass verfügten; aber es war natürlich mehr als fraglich, ob dieser noch gültig oder überhaupt echt war.
Als Chao den Klub betrat, empfing ihn sogleich die gleiche stickige, abgestandene Luft wie in den Gassen von Newgate, aber auch eine harte elektronische Musik, die, sobald er auch nur einen Fuß in den stark abgedunkelten, weitläufigen Hauptraum gesetzt hatte, zu beeindruckender Lautstärke anwuchs.
Das Golden Age war gut besucht, aber bei dem stroboskopartigen Licht konnte er kaum jemanden erkennen, was aber kein Problem war, denn seine Zielperson hielt sich ohnehin nicht hier auf. Erschwerend hinzu kam allerdings der betörend süßliche Duft der D’rak-Droge, deren Verlockungen er nur mit allergrößter Mühe widerstehen konnte.
Schließlich hielt er auf eine Treppe zu, die zu den hinteren Kammern führte, in denen die spezielleren Dienste angeboten wurden, wobei er ein Podest passierte, auf dem einige leicht bekleidete junge Männer und Frauen besonders lasziv tanzten.
Der Türsteher stellte kein Problem dar – man kannte sich –, und Chao fand sich kurz darauf in einem Korridor wieder, an dessen Seiten sich die Zugänge zu den einzelnen Kammern befanden.
Diese Kammern waren nicht durch feste Türen von dem Korridor getrennt, sondern nur durch einfache Stoffvorhänge, sodass es kein Wunder war, dass der Korridor von verschiedensten Gerüchen erfüllt war, von denen ihm der Geruch nach menschlichem Schweiß noch der bekannteste war.
Zum Glück brauche ich nicht alle Kammern zu durchsuchen, dachte er, denn seine Zielperson hatte feste Gewohnheiten, und die Prostituierte Mai Lin fand man immer am selben Ort – in der hintersten Kammer, auf der linken Seite.
Der Korridor war leer, niemand begegnete ihm auf seinem Weg. Aus den zahlreichen Kammern vernahm er die unterschiedlichsten Geräusche, die für sein menschliches Gehör nicht gerade angenehm waren, weswegen er seinen Weg leicht angewidert fortsetzte.
Menschen und Außerirdische sollten sich einfach nicht vermischen!
Endlich stand er vor der richtigen Kammer, aus der leise Sprachfetzen an sein Ohr drangen. Er atmete kurz tief durch, denn das, was jetzt folgen sollte, musste schnell und
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