Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
weitere Höflichkeiten austauschten, schwenkte Ogoma die Ceres auf einen stabilen Orbit um Porrima II ein.
27
Im Orbit von Porrima II
UECV Ceres
»Öffnen!«, verlangte Matthew, nachdem er vor einer großen Tür im Zellentrakt angelangt war, die zu einer Einzelzelle für Offiziere führte.
Der Wachposten kam seinem Befehl sofort nach, öffnete die Tür, und Matthew betrat die Zelle, in der er von einer Frau mit schulterlangen schwarzen Haaren bereits erwartet wurde.
Sie trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose mit goldenen Seitenstreifen; ihre schwarz-goldene Uniformjacke hingegen hatte sie achtlos über einen Stuhl geworfen.
»Captain Keaten, nehme ich an«, empfing sie ihn, wobei sie ein verhaltenes Lächeln zeigte.
»So ist es«, stimmte er ihr zu. »Captain …?«
»D’Souza. Emilia d’Souza. Captain der Alliance Defense Forces.«
»Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Captain d’Souza. Auch wenn die Umstände besser hätten sein können.«
»Ganz meinerseits, Captain Keaten.«
Als sie sich die Hände reichten, schienen d’Souzas braune Augen ein wenig aufzuleuchten.
»Gut. Setzen wir uns.« Er wies auf den Tisch, an dem zwei Stühle aufgestellt waren. »Eines vorweg«, begann er zu berichten, nachdem sie auf den Stühlen Platz genommen hatten. »Es hat leider ein paar Tage gedauert, aber inzwischen sind sich die Verantwortlichen auf Porrima II über Ihren Status und den Ihrer Mannschaft einig geworden. Aufgrund der Kriegserklärung müssten Sie alle rein rechtlich als Kriegsgefangene betrachtet werden, aber auf das persönliche Betreiben der Archontin hin werden Sie und Ihre Leute der UES überstellt, bis die Situation zwischen dem Archonat und der Grenzallianz geklärt ist.«
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Einige Augenblicke lang dachte sie über seine Worte nach und schaute ihm dann wieder direkt in die Augen.
»Das ist fair. Aber warum verzichtet die Archontin auf ihre Rechte?«
»Genaues kann ich Ihnen da nicht sagen, Captain d’Souza. Aber Sie sollten froh sein, dass das Archonat Sie nicht persönlich zur Verantwortung ziehen wird.«
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie hitzig die Debatte in Archonville gewesen sein musste. Aber für diese Entscheidung hatte es wohl einen rein praktischen Grund gegeben. Mehr als tausend Kriegsgefangene stellten für das kleine Porrima mit seinen kaum fünfhunderttausend Einwohnern einfach ein enormes Problem und ein Risiko dar. Erst recht, da das Archonat kaum noch über eigene Sicherheitskräfte verfügte.
Sie schaute ihn offen an. »Das bin ich auch, Captain. Die Allianz wäre nicht so nachsichtig gewesen.«
»Wir sind hier zum Glück aber nicht in der Allianz.«
»Damit haben Sie recht.« Sie legte eine Pause ein und starrte nachdenklich in die Ferne, bis sie sich ihm wieder zuwandte. »Ich muss Sie um etwas bitten, Captain Keaten.«
»Nur zu!«, forderte er sie freundlich auf.
Sie nahm unverzüglich Haltung an und straffte ihre Schultern. »Um es kurz zu machen, Captain: Ich bitte Sie hiermit formell um Asyl.«
Im ersten Augenblick kam ihre Bitte überraschend, doch bei genauerem Hinsehen war sie es eigentlich nicht, denn die Allianz kannte kein Pardon gegenüber Offizieren, die ihre Aufgaben nicht erfüllt hatten. Dennoch kam es nicht allzu häufig vor, dass Angehörige der Allianz um Aufnahme in die UES baten, was in gewisser Weise zwar recht verwunderlich, wohl aber darauf zurückzuführen war, dass das restriktive Regime in Newton City seine Einwohner offenbar fest im Griff hatte.
»Gewährt, Captain, auch wenn das letzte Wort in dieser Angelegenheit natürlich das Innenministerium hat«, antwortete Matthew verbindlich. »Sie sind übrigens nicht die Erste, die darum gebeten hat.«
»Wer denn noch?«, erkundigte sich d’Souza erstaunt.
»Commander Voillot von der Damocles . Sie will sich allerdings Porrima anschließen – die Archontin hat dem bereits zugestimmt.« Und nach einem Augenblick der Stille ergänzte er: »Kennen Sie den Commander?«
D’Souza lächelte matt. »Nicht so gut, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Sie hat auf mich aber einen sehr kompetenten Eindruck gemacht. Geht es ihr gut?«
»Sie ist noch auf der Krankenstation, aber der Doc meint, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befindet.« Er schaute sie prüfend an. »Haben Sie noch Angehörige in Ihrer Heimat?«
»Nein, Captain. Meine Eltern sind vor fünf Jahren bei einem Shuttleabsturz ums
Weitere Kostenlose Bücher