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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Fatty gesprochen hat, darum war ich erst skeptisch. Aber er sieht besser aus als der durchschnittliche Undergroundloser, und wenn Fotti einen »Typ« hat, dann einen wie den Typen hier, soviel ist sicher. Ich habe verfolgt, wie sie augenblicklich aufeinander zu sind, sobald sich die Chance dazu bot. Nicht lange, und schon haben sie dagestanden und sich angelächelt und unterhalten. Spermienbesuch an Fottis Muttermund, ich hab's ja gesagt.
     
    Ich spüre, dass ich nicht verpflichtet bin, meine Verallgemeinerungen zu legitimieren. Die Legitimation läuft auf zwei Beinen herum, wohin ich auch schaue. Freilich lässt sich einiges über Verallgemeinerungen sagen, manche sind lustig, andere wahrscheinlich dumm, aber hier kommt eine Verallgemeinerung, an die ich von ganzem Herzen glaube. Ich glaube so fest an sie, dass ich sie kaum mehr als Verallgemeinerung bezeichnen möchte, vielmehr wäre ich versucht, sie eine EWIGE WAHRHEIT ZU nennen. Und zwar wie folgt: Alle afroamerikanischen Männer sehen aus, als ob sie Cornel hießen. Ich kann mir keinen einzigen – keinen einzigen – Afroamerikaner vorstellen, zu dem dieser Name nicht passen würde.
     
    Die Uhr tickt, die Zeit verstreicht, Fatty hat seine Schuhe verkloppt und kommt quer durch den Hangar auf mich zu, einen Afroamerikaner im Schlepptau. Er will uns miteinander bekannt machen. Ich HASSE SO etwas, lasse es aber über mich ergehen.
    »Cornel«, ruft der Neger durch Dows verkackte Musik.
    »Rebel«, sage ich.
    »Cornel ist eine absolut zentrale Figur in der New Yorker Gruppe von ADBUSTERS, und er findet unsere Sachen zum Niederknien!«, ruft Fatty.
    »Aha«, antworte ich und stelle mich besoffener, als ich bin, um die Idioten loszuwerden, ADBUSTERS liegt an der Spitze meiner Hassliste idealistischer Organisationen. Unter gar keinen Umständen möchte ich jetzt mit jemandem reden, der mit ADBUSTERS ZU schaffen hat. Schon gar nicht mit einem Goldmedaillengewinner in der Konkurrenz um Den Typischsten Negernamen Der Welt. Cornel ist selbstverständlich »knallhart« und »kritisch« und »zutiefst engagiert«, er liebt »begeisterungsfähige Menschen« und »Gerechtigkeit«, ganz wie alle anderen Cornelboys, doch da ich nicht gerade viel Begeisterung an den Tag lege und auf Gerechtigkeit scheiße, verliert er rasch das Interesse und fängt an, ungeduldig zu trippeln; auch Fatty wird nervös, weil ich nichts sage, also deutet er zu Fottis Typen mit den Weltkriegstattoos, der sie beide beeindrucken kann, da bin ich mir ganz sicher. Und genau das scheint einzutreten, er redet los, sobald Fatty rübergegangen ist und ihm Cornel vorgestellt hat, und ich sehe, wie Cornel den Kopf vorstreckt und konzentriert die Augenbrauen runzelt und auf jene zustimmend kritische Weise nickt, auf die gebildete afroamerikanische Männer immer nicken, wenn sie ENDLICH ein Bleichgesicht treffen, das etwas Interessantes zu sagen hat.
    »To be radical is to go to the root of the matter. For man, however, the root is man himself.« Dows Krachmatsch hat kurz ausgesetzt, so kann ich hören, was Cornel mit seiner Negerprofessorenstimme von sich gibt, und zu meiner Überraschung antwortet der Typ mit den Tattoos:
    »You should stop quoting that Marx-sissy and his bullshit right away. It doesn't impress anyone. Go for Bakunin and his õDo you want to make it impossible for anyone to oppress his fellow-man? Then make sure that no one possesses powerã instead.«
    »Bakunin? Hat da wer Bakunin gesagt?«, ruft Remmy Bleckner aus der Mitte des Raumes. Wieder runzelt Cornel die Brauen und streckt den Kopf vor und nickt, während Herr Weltkrieg redet und erklärt. Jetzt kann ich nicht mehr hören, was sie sagen, bis Cornel laut und entschuldigend auflacht, offenbar um eine theoretische Scharte auszuwetzen, die er sich geleistet hat. Und von allen übelkeiterregenden Akademiker-Rettungsphrasen wählt er die billigste:
    »Hah-hah-hah! My ignorance amuses me!«
    Diese Sorte stolzer Ex-Sklaven wie Cornel lassen sich nicht so leicht abspeisen, auch wenn sie selbst von Kopf bis Fuß Idioten sind, also muss der Kerl, den Fotti da erobert hat, schon was auf Lager haben, jedenfalls genug, um Cornel zu überzeugen. Genug davon. Genug von der PUSH-Party Nr. 5. Genug ist genug. Ich kippe ein letztes Glas Wodka und gehe zu Arolf und Munan, die den ganzen Abend aufeinander kleben, und sage, dass ich nach Hause gehe. Ich halte es nicht mehr aus.
    »Wia bleim nochn bissschenn«, sagt Arolf, und ich versuche, ihm die

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