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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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ich.
    »Was machst'n jetz, ey?«
    »Keine Ahnung. Nach Hause gehen«, sage ich.
    »Können wir mit, ey?«
    Mir wird klar, dass ich so was schon verdammt lange nicht mehr gefragt worden bin, aber ich hab nichts dagegen, ein paar Pakisjungs mit hochzunehmen. Schließlich habe ich geputzt.
    »Ja«, sage ich.
    »Wohnst'n du, ey?«, fragt er.
    »Straße runter, zwei Minuten von hier.«
    »Adresse?«
    »Willst du mir nen Brief schreiben oder was? Ich geh jetzt, ihr geht hinterher, schon sind wir da, oder was.«
    »Wir nehm Audo.«
    Ich pruste und spüre, wie aufgebläht mein Bauch ist, gebe ihm die Adresse und sage, dass ich erst noch aufs Klo muss.
    »Man sieht sisch, Alda.«
    Drinnen auf Mehiras Klo passiert Folgendes: Als die Kackwurst halb raus ist, blicke ich zur Seite und stelle fest, dass das Klopapier alle ist. Ich unternehme einen verzweifelten Versuch, die Wurst wieder hochzuziehen, aber nix da, ich bin beyond the point of no return, also muss ich alles gehen lassen, wie es will und dann die Hose hochziehen, als ob nichts wäre. Ganz offenkundig habe ich auf dem Klo geflucht wie ein ungläubiger Teufel, denn als ich rauskomme, wirft Mehira selbst, der Imbissinhaber, mir einen der wütendsten vorstellbaren Blicke zu. Ich bringe es nicht über mich, tschüss zu sagen.
    Als ich zu Hause um die Ecke komme, sehe ich Gold-Sultan und seine Kumpels vor meiner Haustür. Sie stehen bei der krassesten Pakis-Schleuder, die ich je gesehen habe. Ein türkisfarbener BMW, derart tiefer gelegt, dass man denken würde, die Karosserie stehe direkt auf dem Boden, wenn unterm Wagenboden nicht eine lila Neonbeleuchtung hervorschimmern würde.
    »Die Jungs sind völlig verrückt«, denke ich und schließe auf.
    Drinnen sieht es ganz ordentlich aus, und es riecht auch nicht so verkackt wie sonst, die Jungs schauen sich um, ohne eine Miene zu verziehen – ich nehme an, Innenarchitektur ist nicht ihr Hobby –, dann setzen sie sich nebeneinander aufs Wohnzimmersofa. Ich sage, ich hab leider nichts anzubieten; aber die erwarten wahrscheinlich sowieso nicht Tee und Kekse. Und tatsächlich, als ich mich in meinen Stressless-Sessel plumpsen lasse, erlebe ich, wie der Knabe, der hinterm Steuer des BMWs gesessen hat, sichtlich der Älteste der vier, er heißt Apollo, die größte Tüte mit Speed rauszieht, die ich je gesehen habe. Er hackt auf seinem mittelgroßen Taschenspiegel derart viele Lines zurecht, dass es aussieht wie das Negativ eines Barcodes, und die Bubis ziehen sich jeder ein paar davon rein wie vier braune Staubsauger. Ich bin dermaßen abgefüllt, ich vergesse sozusagen, dass ich Dope »über« habe, und schniefe zwei fette Lines rein, als der Spiegel zu mir kommt. Sofort bin ich nüchtern und aggressiv wie Sau und fange an, den Jungs mit allem möglichen Zeugs, das mich nervt, die Ohren voll zu labern. Sie sitzen da und kauen Kaugummis und schauen drein wie Idioten und hören zu. Natürlich endet das Ganze in einer fürchterlichen Anklage gegen Fatty und seine linksdrehenden Scheißprojekte, und als ich meine Ausführungen damit beende, dass ich größte Lust hätte, das ganze Schwanzlutscherfest, das er heute auf die Beine gestellt hat, hochgehen zu lassen und zu zerschlagen, antwortet Gold-Sultan kühl: »Is gut, wird gemach, Alda«, und mir wird auf einmal so was von arschklar, dass diese Jungs hier derart fertig und vor lauter Langeweile und Dope und Sonderbehandlung so abgefuckt drauf sind, dass sie bei allem mitmachen würden, mir geht auf, dass ich hier mit DER Riesenchance sitze, Fatty und seinen Schwanzlutscherüberzeugungen eine Lektion zu erteilen, die er lange nicht vergessen wird, und zwar mit dem einzig wirksamen Mittel: GEWALT, und ich antworte:
    »Klar wird das gemacht, Jungs. Er hat das verdient. Wir machen ihn fertig.«
    Also gibt's noch ne Runde Lines, ich bin schon derart speedy drauf, dass ich nicht mehr weiß, was ich mit meinen Armen und Beinen machen soll, und Apollo geht es offenbar genauso, denn als wir auf den Stadtring einbiegen, fängt der auf einmal an, seine Pakis-Schüssel aber so was von zu treten, ich glaube, Vorfreude und Begeisterung bringen mich gleich um, mein Haar steht in alle Richtungen starr vom Kopf ab. Nur ein paar Sekunden, und wir fahren hundert, noch ein paar, jetzt sind es hundertachtzig Sachen, wir fahren dermaßen viel schneller als alle anderen, dass es fast aussieht, als wären wir Geisterfahrer. Apollo muss Zickzack fahren, sonst würde es sofort einen Crash

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