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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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oft ANSEHEN, ob sie dumm sind oder nicht. Unleugbar. Daher wäre es interessant, eine Gruppe Menschen mit außerordentlich hohem IQ, übereinstimmenden Überzeugungen und gesundem Äußeren zusammenzubringen, um mal zu sehen, wie sich der Austausch zwischen Menschen gestaltet, die einander sowohl intellektuell als auch physisch attraktiv finden. Zunächst einmal könnte man sich an die als »weiß« bezeichnete Großgruppe halten, um sich nicht davon verwirren zu lassen, welches Aussehen zwischen den Rassen als »gesund« gelten würde usw.
     
    Und dann hört sich der Spaß auf: Remmy Bleckner kreischt durch den Bus, dass wir da sind, und ich sehe zu meiner Linken eine Landebahn.
    »JETZT GIBT'S HIER EINEN õTAKEOFF BEFORE LANDINGã!«, schreit er, vollführt einen großen Bogen auf der Rollbahn und bremst. Die Passagiere halten den Schnabel und warten gespannt, während Remmy den Motor ungeheuer hochjagt und versucht, einen reifenquietschenden Kavaliersstart hinzulegen, doch der Bus ist so altersschwach, dass er beinahe den Motor abwürgt. Die Mühle spotzt und hustet und erreicht so ganz allmählich ihre Höchstgeschwindigkeit, rund 80 km/h. Mit anderen Worten, Remmys Manöver hat nicht viel von einem take-off an sich. Es ist nur einfach todöde, die stockfinstere Rollbahn langzutuckern. Remmy schreit und kreischt und tut so, als führen wir rasend schnell. Ein paar von den Doofis im Bus schreien und kreischen mit. Sie finden es ja so toll, dabei zu sein. In Remmys Community. In Fattys »Gemeinschaft«.
    Man muss durch den ganzen großen Hangar GEHEN, um in die Ecke zu gelangen, wo die Party steigt. Unterwegs wird mir schmerzhaft bewusst, dass es Fatty gelungen ist, DJ Dow herzulocken. Schmerzhaft, weil die Akustik hier drin so schlecht ist, dass von Dows Untergrundhit »I«, der aus mächtigen Lautsprechern dröhnt, nichts übrig bleibt als gigantischer Matsch. In einem Korb, der unter einem Lift rund dreißig Meter überm Boden hängt, sehe ich undeutlich die Narrenkappe, sozusagen Dows Markenzeichen. Alle, die meinen, eine Narrenkappe sei ein gutes Symbol für Dissens und Autonomie, verdienen ein paar Peitschenhiebe, wenn man mich fragt. Warum haben sie eigentlich Dow nicht ein bisschen höher gezogen? Warum nicht fünfzig Meter hoch? Dann könnten wir ganz sicher sein, dass uns der Anblick seiner hässlichen Fratze erspart bliebe.
    Die Leute aus dem IDEA-BUS marschieren in ordentlichen Zweierreihen durch den Hangar. Drüben in der Ecke sehe ich schon Fatty, wie er sich aufbläst, und rund 500 Leute. Die PUSH-Arbeiter haben ein paar Stände aufgebaut, um eine Verbrauchermesse nachzuäffen. Oben an dem einen Stand steht

    Dort verkauft Hacker-Cato Raubkopien von Microsoftprodukten. Er sieht mich, wühlt hinter seinem Tresen herum und ruft:
    »R-R-R-ebel! W-w-wi-willst du das Of-f-f-ffficepack, ja?« Und er zückt ein Paket mit dem folgenden modifizierten Logo:

    Damit aber nicht genug der Subversion. Nein. Am nächsten Stand haben die Partyaktivisten dieses Schild befestigt:

    – und drinnen steht Fatty selbst, grinst schafsselig, reicht Indonesia-Schuhe heraus und sammelt Geld ein, seine Wurstfingerchen sind dank des cash-flows auf einmal unglaublich effektiv und agil. Gierig stopft er Münzen und Papiergeld direkt in die Taschen seiner sonderangefertigten Jeans. Remmy Bleckner mit der Busfahrermütze geht vor mir und Fotti und Munan und Arolf und bricht jäh in ein Gebrüll aus, das die Leute vor Fattys Stand zu Tode erschreckt.
    »FRRRRRRAAAAAAANNNNKKKEEEEHH!!!«, schreit er, und Fatty breitet seine Plunzenarme aus – seine übliche Jesus-der-Juden-König-Haltung – und kreischt:
    »RRRRRRRREMMYYYYYYYYYYYYY!!!« Er lässt sich von Remmy Bleckner so hart, ja gewaltsam umarmen, dass es ihn fast über den Haufen wirft und den Schuhstand gleich mit. Die »unabhängigen« Kunden stehen pflichtschuldigst da und warten, ihr Geld bereits in der Hand, sie glotzen und harren aus, bis die beiden Untergrund-VIPs fertig gebrüllt und getatscht haben. Ich wende mich ab und sehe, dass Munan und Arolf schon bei Bude Nummer drei sind, auf der ebenfalls ein Logo prangt:

    Dort werden offenbar Raubkopien von Musikvideos verkauft, deren offizielle Versionen noch nicht mal auf den Markt gekommen sind. Arolf und Munan bauen Joints, als ginge es ums Leben; sie wollen sich zuknallen, so rasch es geht. Mit flackerndem Blick suche ich Sprit und erblicke Marktbude Nummer vier:

    Ein neben der Bude angeschlagenes Plakat erklärt,

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