Macht und Rebel

geben.
    »Flugeplatz, ey, oda?«, fragt er und dreht sich nach mir um, so lange, dass wir in der Zwischenzeit mindestens zwei Kilometer weit fahren. »YESS!«, sage ich.
    Gold-Sultan kaut auf seinem Kaugummi rum, seine Augen sind völlig abgedreht, das Weiße höllisch weiß, das Schwarze höllisch schwarz, und er sagt:
    »Kann der Fette aba nich rufen die Bullen, oda, ey?« »Nein, sonst kriegen die ihn selbst an seinem Schweinearsch«, antworte ich.
    »Können wir machen richtig rund den Fette, oda, ey?«, fragt Gold-Sultan.
    »Je rund, desto gut«, sage ich.
    Gold-Sultan dreht sich zu den beiden anderen kleinen Jungs um, die offenbar Mendoza und Jorge heißen, und sagt irgendwas, was ich nicht mitbekomme. Sie nicken und sehen aus dem Fenster. Irgendwie sind wir fünf vollkommen auf einer Wellenlänge, ich und die vier Brownies. Normalerweise würden wir uns irgendwelche Strategien zurechtlegen, aber so, wie wir hier bei zweihundert Sachen in dem fetten türkisfarbenen BMW sitzen, ist es, als hätten wir alle zusammen einen einzigen Pakis-Kopf, und darin nur einen einzigen gemeinsamen fetten Pakis-Gedanken, und dieser Gedanke wäre: »Den Fette rund mache, ey.«
     
    Es ist schon wirklich eine Schande, dass weiße Männer wie ich gezwungen sind, sich mit der Sklavenkultur zusammenzutun, mit Schwarzen, Braunen oder Gelben, aber es ist, wie's ist.
     
    Und ja, wir machen den Fetten ordentlich rund. Apollo rauscht in einer enormen Kurve über die Rollbahn ein und rast mit sicher immer noch hundert Sachen durch die offenen Tore von Hangar Nr. 9, direkt auf die PUSH-Party Nr. 5 und alle teilnehmenden Arschlöcher zu. Im BMW ist wegen des röhrenden Motors nichts von DJ Dows Musik zu hören, die jedoch ganz offensichtlich für die party crowd das Motorengeräusch übertönt, denn wir sind WAHNSINNIG nah an den Leuten dran, als die Ersten uns bemerken und sich hysterisch beiseite werfen. Apollo sitzt am Steuer und scheint absolut nicht bremsen zu wollen, denn die Pakischleuder zischt wie eine türkise Kugel in die Menge, die PUSH-Party Nr. 5 teilt sich wie das Meer vor Moses, verflucht soll er sein, und einzig dank eines unbegreiflichen Wunders überfahren wir keinen einzigen von den »Autonomen«, die spastisch nach allen Seiten wegkullern und ihre schweineteuren Drinks verschütten, wir rasen geradeaus weiter, zwischen zwei von Fattys bescheuerten Jahrmarktsbuden durch und auf der Hinterseite des Hangars wieder hinaus. Apollo zieht die Handbremse an und kurbelt wie ein Irrer am Lenkrad, seine goldenen Armreifen klingeln nur so, die Räder blockieren, in einer Wolke aus Reifenqualm schleudert der Wagen um 180° herum, Apollo tritt wieder voll Stoff aufs Gas, alles kreischt, die Reifen ebenso wie die PUSH-Party Nr. 5, denn wir rasen wieder auf die Arschlochversammlung zu, die jetzt überall verstreut auf dem Boden liegt und sich in die Hosen pisst und scheißt, vor lauter Angst, unter die Räder zu kommen. Die Festgesellschaft rappelt sich auf und rennt in alle Richtungen auseinander mit ihren T-Shirts und Joggingschuhen. Apollo lenkt nach rechts und nach links und versucht, welche zu treffen, aber auch diesmal erwischt er niemanden so richtig, nur mal hier einen Arm und da mal ein Bein, und wieder verschwinden wir auf der andern Seite durch die Hangartore und stoppen nach einer erneuten Blitzwende. Ich deute zum Kran hoch, an dem DJ Dow in seinem Käfig hängt, und die beiden Jungs neben mir, Gold-Sultan und Jorge oder Mendoza oder weiß der Teufel springen raus und rennen zum Führerhaus des Krans. Apollo hinterm Steuer dreht sich um und schaut mich an: »Un jetz ey?«
    »Versuch, die Bude zu treffen, wo KEIN draufsteht!«, rufe ich und denke, dass ich Fatty alles Schlimme dieser Welt wünsche. »Da versteckt sich der Fette drin!«
    Wieder ein qualmender Start, Apollo lehnt sich über den Jungen auf dem Beifahrersitz und fummelt eine irrsinnig fette Pistole aus dem Handschuhfach, nimmt sie in die Linke und hält sie auf seiner Seite aus dem Fenster. Ich muss zwinkern und schlucken. Linkerhand sehe ich draußen Arolf halb auf dem Rücken liegen, mit erschrockenem Gesicht, er hat sich beiseite geworfen, jetzt sieht er mich im Auto sitzen, reißt beide Hände über den Kopf und bricht in Freudengeheul aus, während Apollo eine rasche Folge von Schüssen auf die KEIN-Bude abfeuert, dass die Splitter nur so fliegen, und schau, auf allen vieren kommt Fatty auf der Seite raus, pfeilschnell wie ein gejagtes Tier, ich schreie