Macht und Rebel
Cashavettes, der CEO von T.S.I.V.A.G. »We're assfucked … and you're the only one able to … save our skin. I'm sorry to bring this to you on a Sunday morning, but the thing is that you have to take on the worst thinkable job for a Chief of Marketing.«
»Ok? What's the deal?«
»Well … You'll have to … You'll have to sell us … You'll have to sell T.S.I.V.A.G. as … a socially responsible corporation … I'm sorry, Thomas.«
»Oh no.«
»Oh yes.«
»Oh no.«
»Ooooh yes. It's the only way. No more irony or quality or vitality or what the fuck the agenda has been before. We're buttfucked and it's social responsibility that counts from now on. Sorry. You'll just have to get going.«
Thomas Ruth sitzt in seinem Büro im 46. Stock und starrt mit tränenfeuchten Augen über die Stadt – die Tränen sind das Produkt einer Kombination von Stress, Kater und schlechtem Gewissen gegenüber Klein-Frigitte. Steif starrt er an seinem mit einem extrem leistungsfähigen Prozessor unterm Tisch verbundenen Flachmonitor vorbei, hinunter auf den Hafen, wo die heißesten Beratungsfirmen liegen. Hasse hat ihm erzählt, was T.S.I.V.A.G. widerfahren ist. Ausgerechnet ein Judenproblem. Ruth nimmt das Telefon ab und wählt die einzige Nummer, die man in einer solchen Lage wählen kann, die Nummer der Nummer eins in Stressmanagement und kreativer Problemlösung: NODDY.
Und ein zweiter Zufall:
Macht wird vom Telefon geweckt und sieht kurz auf Fotti, die schlafend neben ihm liegt. Er weiß nicht, ob er erfreut ist, sie zu sehen, oder das Gegenteil von erfreut, er nimmt sie nur einfach zur Kenntnis und sein niegelnagelneues NOKIA zur Hand.
»Ja, hallo?«, sagt Macht.
»Ja, hi, hier ist Thomas Ruth«, sagt Thomas Ruth.
»Hi, Thomas, was kann ich für dich tun?«
»Ich hab bei NODDY angerufen und mit Frank Wise über eine Sache geredet, und er hat gesagt, ich soll dich so schnell wie möglich einbeziehen«, sagt Ruth.
»Was ist los?«, fragt Macht.
»Also – The International Society of Jews hat T.S.I.V.A.G. wegen fortgesetzter Diskriminierung des jüdischen Volkes angezeigt …«
»Ach du Scheiße …«
»Ja, und CEO Hasse Cashavettes hat mich beauftragt, T.S.I.V.A.G. jetzt als sozial verantwortungsbewussten Laden zu verkaufen …«
»Ach, du Scheiße …«
»Ja, kann man wohl sagen, Macht, hast du das gehört? Hast du das gehört? Ich hab sofort bei NODDY angerufen, und die haben gesagt, ich soll dich anrufen …«
»Ja, das ist eine ernste Situation, Thomas. Kann man nicht anders sagen. Wollt ihr uns den Job anbieten, oder brauchst du nur schnell mal einen Rat?«, fragt Macht.
»Die Sache hat für T.S.I.V.A.G. alleroberste Priorität, ihr habt den Job schon …«
»Gut, dann brauche ich jetzt ein paar Minuten, bevor ich reagiere. Ich rufe dich zurück, Thomas.« (Klick).
Macht sieht sich nach Fotti um und spürt nichts anderes als eben. Er findet es schwierig, zu wissen, ob man Menschen wirklich so richtig mag. Vielleicht ist der Mensch EIGENTLICH zutiefst asozial?, denkt er. Und mit diesem Gedanken als Hors d'oeuvre nimmt eine wortspielartige Restalkohol-Idee in seinem Hinterkopf Gestalt an, während er splitternackt ins Klo tapst:
Buckminster Fuller sagte Folgendes: »For the first time in history it is now possible to take care of everybody at a higher standard of living than any ever known. Only ten years ago the õmore with lessã-technology reached the point where this could be done. Mankind has now the option to become enduringly successful.
… und die notwendige Folge daraus wäre: »The reason why life was once meaningful, was because it contained resistance. Only ten years ago the õmore with lessã-technology reached the point where resistance, i.e. a low standard of living, could be erased completely. Mankind has now the option to become endlessly depressed because of its enduring successfulness.«
Und da Macht jene manchmal etwas menschenfreundlich stimmende Wirkung des Restalkohols verspürt, und auch wegen Buckminsters Biographie im Hinterkopf, die Geschichte eines Menschen, der sich auf der Schwelle zum Selbstmord umentscheidet und sein Leben der Menschheit widmet und all so was, fasst er, also Macht, den großmütigen Beschluss, im Sitzen zu pinkeln, nicht nur, weil er in der Wohnung einer Frau ist, sondern auch wegen relativ schlechter Erfahrungen in punkto Treffsicherheit bei postkoitalem Pinkeln, so ganz allgemein.
Macht, NODDYS Contemporary Counter Culture Commercial Pick Upper
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