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macht Urlaub

macht Urlaub

Titel: macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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hinter ihnen, als Josef plötzlich am Straßenrand anhielt und rief: »Sehen Sie den Himmel - ein Sandsturm! Ich schlage vor, wir gehen dorthin!« Er deutete zu dem einzigen Haus in der Nähe, ein schäbiges Rasthaus an der Straße. Als sie ausstiegen, drängte er: »Schnell!« Andere hatten dort bereits Zuflucht gesucht. In der Gaststube standen vereinzelt billige Kunststofftische und -stühle. An einer Theke konnte man Limonade, Kartoffelchips, Süßigkeiten und Zigaretten erstehen. Von der roten Limousine war nichts zu sehen. Farrell kaufte Hanan eine Limonade; sie stellten sich ans Fenster und sahen zu, wie der Himmel sich immer noch gelber färbte. Der Wind war stärker geworden, er erfaßte Staub, Steinchen und Abfälle am Straßenrand, verstreute sie wieder und rollte verspielt kleinere Dinge über den Boden, bis sie vom Fenster aus nicht mehr zu sehen waren. Ein Lieferwagen fuhr auf den Parkplatz, gefolgt von einer schwarzen Limousine.
    Farrell kniff die Augen zusammen und betrachtete sie eingehend. »Dieser Volvo - Herzogin, können Sie den Mann auf dem Rücksitz erkennen? Er sieht aus wie der, der sich mit mir im Speisesaal über arabische Literatur unterhielt.«
    »Der Mann im schwarzen Seidenanzug?« Mrs. Pollifax folgte seinem Blick, sah jedoch nur schattenhaft ein Gesicht, ehe der Sturm über sie kam und Josefs Taxi sowie der Volvo hinter einer gelben Staubwand verschwanden. Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich konnte ihn nicht erkennen.«
    »Kommt er herein? Verdammt, nein«, knirschte Farrell. »Er und der Fahrer suchen im Wagen Schutz gegen den Sturm. Aber Herzogin, ich bin sicher ...«
    »Ist schon gut, ich glaube es Ihnen ja«, beruhigte sie ihn. Der Sandsturm tobte eine gute halbe Stunde und ließ dann so abrupt nach, wie er gekommen war. Josefs Taxi wurde wieder sichtbar; der schwarze Volvo fuhr weiter, der Himmel klärte sich allmählich auf und gewann sein strahlendes Blau zurück, und sie setzten ihre Fahrt nach Arb'Tn fort. Merkwürdigerweise war Farrells Besorgnis wegen des Mannes im Volvo jetzt auf Mrs. Pollifax übergesprungen. Sie erinnerte sich an etwas, das Farrell bisher nicht aufgefallen war: an den verwaisten schwarzen Wagen, der am Vormittag des Mordes auf dem Parkplatz in der Festung gestanden hatte und entweder dem toten Iraker gehört haben mußte oder dem Mann, der davongerannt war... Nur, wenn es der Wagen des Fliehenden gewesen wäre, hätte er ja bloß hineinzuspringen brauchen und wäre rasch entkommen. Aber als sie mit der Polizei die Burg verließen, hatte der schwarze Wagen noch dort gestanden. Am nächsten Tag war er allerdings weggebracht worden, und sie fragte sich, von wem: von der Polizei oder von jemandem aus der irakischen Botschaft?
    Natürlich mußte es allein in Amman Dutzende von schwarzen Volvos geben, versuchte sie sich zu beruhigen. Und der Mann im schwarzen Seidenanzug hatte das Recht zu reisen, wohin er wollte. Aber er war auch der Mann, der im Hotelspeisesaal das Gespräch über arabische Literatur so geschickt gesteuert hatte, daß auch von Dib Assen die Rede war. Zufall oder nicht?
    Sie schüttelte den Kopf. Die Verbindung war zu vage, um mit Farrell darüber zu sprechen, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Umgebung zu. Hanan, die vorn neben ihrem Bruder saß, redete unentwegt über Pferde. Ihr Freund Qasim, den sie so bewunderte, hatte einen neuen reinrassigen Braunen - mit weißen Fesseln und einer Blesse. Er hatte ihn ihr gezeigt, als sie vor ein paar Wochen das letzte Mal zu Besuch bei ihrem Großvater gewesen war. Sie drehte sich zu Mrs. Pollifax und Farrell um und erzählte, daß da viele Gäste ihre Zelte aufgeschlagen hatten, die für den nahenden Winter in den Süden gekommen waren.
    Josef lache. »Vielleicht wissen Sie nicht, daß wir Bedu sehr gastfreundlich sind; es ist ein Gesetz der Wüste.«
»Ich habe davon gehört«, antwortete Farrell. »Ob Freund oder Feind, jeder erhält zu essen und eine Schlafstätte zumindest drei Tage lang, stimmt das?«
Josef zuckte mit den Schultern. »Für einen Freund von Juseff und Hanan gilt dieses Gesetz nicht. Für Sie wird unser Großvater ein Schaf schlachten und ein Mansef geben - ein Fest.«
Oje, dachte Mrs. Pollifax, ich kann nur hoffen, daß Schafaugen nicht mehr als Delikatesse gelten.
»Es ist jetzt nicht mehr weit bis Arb'Tn«, sagte Josef nun. »Arb'Tn heißt vierzig. So wurde es vor vielen, vielen Jahren genannt, aber warum weiß niemand mehr. Möglicherweise vierzig

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