Macht Vakuum

so stark von den westlichen Verbrauchern »abkoppeln«, dass es sich von den anderen großen Volkswirtschaften der Welt isolieren würde. Außerdem werden im Lauf der Zeit die meisten Staatsunternehmen ihren Nutzen verlieren. Wie schon bei anderen sterbenden Institutionen werden diejenigen, die von diesen Unternehmen profitieren, um ihre Erhaltung kämpfen, und Regierungsvertreter werden in Versuchung geraten, die Lebenszeit dieser Institutionen künstlich zu verlängern. Schöpferische Zerstörung kann entweder eine mächtige Quelle von Wohlstand sein oder furchterregende Wirren verursachen, aber China kann seine wirtschaftlichen Gewinne nur weiter vergrößern, wenn es seine überflüssigen Staatsunternehmen ihres natürlichen Todes sterben lässt, damit dynamischere Unternehmen ihren Platz einnehmen. Das ist die Lehre aus dem Schicksal der anpassungsfähigen Tierarten und der Dinosaurier, und sie trifft letztlich genauso sicher auf China wie auf Amerika und Europa zu.
    Während China seine militärische Macht in den kommenden Jahren insbesondere in Ost- und Südasien vergrößern wird, hängt eine G2 auf absehbare Zeit davon ab, dass es bereit ist, die Sorge für die meisten öffentlichen Güter außerhalb Asiens der amerikanischen Militärmacht zu überlassen. Rüstungswettläufe und der Kampf um Einflusssphären entwickeln manchmal ein gefährliches Eigenleben, und damit Peking seine Volkswirtschaft in ein neues Gleichgewicht bringen und ein stabiles soziales Netz für seine alternde Bevölkerung aufbauen kann, dürfen die chinesischen Entscheidungsträger nicht mehr als nötig für den Ausbau der chinesischen Militärmacht ausgeben.
    Die zweite Voraussetzung für das Zustandekommen einer G2-Ordnung besteht darin, dass die amerikanische Volkswirtschaft wieder so an Stärke gewinnt, dass der amerikanischen Steuerzahler bereit ist, wieder mehr in eine expansivere Außenpolitik zu investieren. Die amerikanischen Entscheidungsträger werden die gegenwärtige Lähmung durch den Parteienstreit überwinden und eine politische Kultur entwickeln müssen, die weder in der amerikanischen Öffentlichkeit noch in der amerikanischen Politik Feindseligkeit gegenüber Peking hervorbringt.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine G2 bildet, ist auch dann größer, wenn durch die G-Null eine Krise entsteht, in der zwischen den USA und China weitgehende Interessengleichheit herrscht. Wenn aufgrund wirtschaftlicher oder politischer Faktoren der Ölpreis explodiert, werden die beiden größten Energieverbraucher der Welt ein klares und zwingendes Interesse daran haben, entweder gemeinsam das Problem zu lösen, welches die Preise in die Höhe trieb, oder bei der Entwicklung von alternativen Energieträgern zusammenzuarbeiten. Auch wenn beide Länder Opfer großer erfolgreicher Cyberangriffe durch Anarchisten oder irgendeine andere Gruppe werden sollten, die keine Verbindung zum jeweils anderen Land hat, könnten sie gemeinsam an einem wirksamen Schutz gegen solche Angriffe arbeiten. Auch im Fall eines offenen Konflikts zwischen Indien und Pakistan könnten Washington und Peking gemeinsam eine Versöhnung vermitteln, damit es nicht zu einem atomaren Schlagabtausch käme. Wenn Nordkorea zusammenbrechen würde, hätten die beiden Mächte je nach Entwicklung der Ereignisse womöglich ebenfalls ein gemeinsames Interesse, für eine Sicherung der nordkoreanischen Atomwaffen zu sorgen. Sollten mehrere dieser Ereignisse eintreten, würde die Partnerschaft in Sicherheitsfragen vielleicht sogar zur Gewohnheit werden.
    Schließlich wäre eine G2-Welt dadurch gekennzeichnet, dass kein anderer Staat politisch und wirtschaftlich so stark wäre, dass er mit China oder den USA konkurrieren könnte. In diesem Szenario gelänge es den europäischen Staaten nicht, ihre Politik zu harmonisieren, und die Europäische Union wäre innerlich gespalten oder würde sich in einer weniger dynamischen Zukunft durchmogeln. Auch Japan bliebe politisch gelähmt und wäre nicht in der Lage, seine Wirtschaft wirklich effektiv wiederzubeleben. Wegen eines internationalen Zusammenbruchs der Märkte oder jeweils landesspezifischer Gründe gelänge es auch den Schwellenländern wie Indien, Brasilien und der Türkei ganzeinfach nicht, so weit über die Schwelle zu kommen, dass sie in ihrer eigenen Region eine wirklich unabhängige Rolle spielen könnten. Dies wäre eine Welt, in der die chinesisch-amerikanische Führung unverzichtbar wäre.
    Viele Faktoren, die oft als